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Die Pension am Deich: Frauenroman

Die Pension am Deich: Frauenroman

Titel: Die Pension am Deich: Frauenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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Raum stehen: Monika hat sich in einen anderen Mann verliebt. Ehetest nicht bestanden. Wie konnte Frank mir das antun? Uns das antun. Die ganze Geschichte fühlt sich wie ein schlechter Traum an, der sie in die Irre geführt und mit Schuldgefühlen zurückgelassen hat. Dabei war alles nur ein abgekartetes Spiel.
    Sie dreht sich langsam um und steigt Stufe für Stufe wieder nach unten. Sie muss sich innerlich ordnen, bevor sie Frank gegenübertritt. Aus der Küche dringen gedämpfte Stimmen. Bloß raus hier. Sie will in diesem Zustand auf keinen Fall jemandem begegnen. Wie in Trance zieht sie die Haustür hinter sich zu und lehnt sich für einen Augenblick dagegen. Sie blinzelt in die Nachmittagssonne. Wo soll sie hin? Während sie das denkt und überlegt, kann sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie schießen ihr regelrecht aus den Augen. So heftig, dass sie den Weinkrampf nicht mehr kontrollieren kann. Sie hockt sich auf die Außenstufe und weint.
    Die Haustür wird geöffnet. Monika bemerkt es nicht. Erst als sich eine Hand auf ihre Schulter legt, zuckt sie zusammen und schaut erschrocken nach oben. Die Frau in Schwarz beugt sich zu ihr herunter. In ihren großen, dunklen Augen spiegelt sich Sorge. Hinter ihr steht auch noch Frau Heinrich. Wie peinlich. Warum ist sie nicht weiter gelaufen? Zum Meer, dort, wo sie niemand kennt und sie allein geblieben wäre.
    »Nun kommen Sie erst mal rein!«, fordert Tomke sie auf. Anne umfasst währenddessen behutsam Monikas Oberarm. Die rührt sich nicht von der Stelle. Nein, sie will nicht reinkommen. Womöglich zu Frank hochgeschickt werden. Er würde ihr verweintes Gesicht sehen und Fragen stellen. Fragen, die sie noch nicht beantworten kann und will. Sie steht ruckartig auf und läuft los. Einfach weg von hier. Aber Anne ist schneller. Und größer. Mit zwei Sprüngen ist sie bei ihr und umspannt fest ihre Schultern. Mit sanfter Gewalt dreht sie Monika zurück in Richtung Haus.
    »Sie sollten in dieser Verfassung nicht weglaufen«, raunt sie ihr mitfühlend zu. Das ist zu viel für Monika. Sie fängt wieder an zu schluchzen. Ohne weiteren Widerstand zu leisten, lässt sie sich auf die Terrasse führen und auf einen Stuhl drücken. Anne setzt sich neben sie. Schweigend. Und jetzt? Monika starrt auf die Terrassensteine. Mechanisch beginnt sie eine Reihe abzuzählen. Nur nicht mehr heulen. Zu Hause haben sie eine Terrasse mit Holzbohlen. Zu Hause.
    Tomke läuft derweil geschäftig hin und her. Sie hat beschlossen, das Beste aus dem unfreiwilligen Zusammentreffen zu machen. Sie stellt Gläser auf den Tisch, ein Bowleglas mit Rosinen in einer goldbraunen Flüssigkeit schwimmend und eine Flasche Sekt.
    »Es gibt keinen Grund zum Feiern«, würgt Monika mühsam hervor.
    »Wenn man keinen Grund hat, macht man sich einen«, hält Tomke unbeeindruckt dagegen. »Das ist ostfriesische Boonsupp. Beschwipste Rosinen, die werden mit Kribbelwasser aufgefüllt. Schmeckt lecker und bekommt der Seele.«
    Ohne einen weiteren Kommentar abzuwarten, verteilt sie die angesetzten Rosinen in die Gläser. Als sie die Sektflasche entkorken will, wedelt Monika abwehrend mit beiden Händen: »Halt! Bitte nicht hier draußen.« Sie wirft einen panischen Blick auf das Fenster in der ersten Etage.
    »Ich will nicht – ich will nicht, dass mein Mann uns – mich sieht«, stammelt sie erregt und flüchtet in das Wohnzimmer. Tomke verdreht die Augen. Genau so eine Vorstellung hat sie befürchtet. »Was ein Drama«, knurrt sie leise und bleibt sitzen. Anne steht auf. Sie will ihre nette Wirtin nicht verärgern, aber Frau Habermann geht es nicht gut. Ganz und gar nicht.
    »Wir sollten zu ihr gehen«, bittet sie eindringlich.
    Tomke sieht sie zweifelnd an. »Okay, aber nur, weil Sie es sind.«
    Sie schnappt sich das Tablett und marschiert zu der verschüchterten Monika ins Wohnzimmer.
    »Kommen Sie! Wir gehen in meine kleine Stube. Da sind wir ungestört«, sagt sie so freundlich ihr das möglich ist.
    Monika rührt sich nicht. Sie will ihnen nicht die Stimmung vermasseln. Die beiden wollten sich gerade nett unterhalten und nun haben sie ein heulendes Elend hier sitzen. Die Situation ist mehr als blamabel. Sie muss hier weg. Dringend. Aber wie soll sie an ihr Gepäck kommen, ohne mit Frank reden zu müssen. Er ist sicher schon aufgewacht. Bevor sie weiter überlegen kann, fühlt sie sich wieder an den Schultern gepackt und einfach weitergeschoben. Monika lässt sich von Anne wie eine Marionette in eine

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