Die Penthouse-Affaere
können …, sie hatte sich auf jeden Fall gefasst. Mit jedem Zoll verkörperte sie die schöne und reiche Dame der Gesellschaft, beherrscht, unnahbar, unerreichbar für Normalsterbliche, als sie jetzt zu der Fensterfront ging und sich zu ihm umdrehte, die Londoner Skyline vom Sonnenuntergang beleuchtet hinter sich.
„Möchten Sie etwas trinken?“ Er hielt die Flasche hoch, die im silbernen Eiskübel kalt gestellt worden war.
Dass sie sich verspätet hatte, erwähnte er mit keinem Wort. Schließlich hatte er damit gerechnet, dass sie zu spät kommen würde, nur um ihm zu zeigen, dass sie sich von ihm nichts befehlen ließ.
„Champagner, Cesare?“, fragte sie mit einer hochmütig gehobenen Augenbraue. „Ist es nicht etwas verfrüht für … eine Feier?“
„Ganz und gar nicht.“ Er ließ die perlende Flüssigkeit in zwei schlanke Flöten fließen und kam mit den Gläsern zu Robin. „Ich trinke immer Champagner“, behauptete er, als er ihr ein Glas reichte.
„Wunderbar, wenn man so privilegiert ist.“ Sie erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
Cesare lächelte träge. „Auch damit hat es nichts zu tun. Ich habe herausgefunden, dass es das einzige alkoholische Getränk ist, das man trinken kann, ohne einen Kater zu bekommen.“
Er trat ja so unglaublich selbstsicher auf. Robin schäumte innerlich, als sie an der perlenden Flüssigkeit nippte. So überzeugt davon, dass er die Oberhand hatte.
War es nicht auch so?
Als Robin versucht hatte, ihren Vater bei seiner Rückkehr nach Hause auf Cesare Gambrelli anzusprechen, hatte sich das als hoffnungsloses Unterfangen erwiesen. Charles hatte lediglich seine Warnung wiederholt und sich sonst ausgeschwiegen. Oh richtig … er hatte noch hinzugefügt, wie skrupellos Cesare Gambrelli bei seinen geschäftlichen Vorhaben agierte.
Wie viel skrupelloser mochte er dann mit der Familie umgehen, die er für den Tod seiner Schwester verantwortlich machte, hatte sie nur gedacht.
Aber ohne zu verraten, dass Cesare Gambrelli am Nachmittag im Haus gewesen war, konnte sie ihren Vater nicht weiter ausfragen. Sie hatte ihn auch nicht wissen lassen, dass es sich bei dem „Bekannten“, mit dem sie sich zum Essen traf, um Cesare Gambrelli handelte.
Das hätte mit Sicherheit zu einer hitzigen Debatte geführt, für die sie im Moment keine Nerven hatte. Und ihr Vater hatte so müde und erschöpft ausgesehen, nachdem er von einem weiteren Verhandlungsgespräch über Simons Spielschulden zurückgekommen war …
„Also, worauf sollen wir trinken?“, riss Cesares spöttische Frage sie aus ihren Gedanken. „Auf eine erfolgreiche Beendigung unserer Unterhaltung von heute Nachmittag?“
Er verhöhnte sie. Er wusste genau, dass sie nicht hier sein wollte! Unter ihren dichten Wimpern hervor schaute sie ihn an. „Dann dürften ja nur Sie Ihr Glas heben.“
„Ich habe das sichere Gefühl, dass wir in nächster Zukunft über sehr viele Dinge verschiedener Meinung sein werden, Robin. Also können wir auch gleich damit anfangen, meinen Sie nicht auch? Nun trinken Sie schon!“, sagte er ungeduldig, als sie das Glas nur in der Hand hielt.
Anstatt seiner Aufforderung Folge zu leisten, ging sie durch den Raum und stellte sich neben die Tür.
So als wolle sie fliehen. Nun, sie konnte vor ihm davonlaufen, aber sie würde sich nicht vor ihm verstecken können. Sein Entschluss stand fest. Sie würde seine Frau werden.
Cesare ließ den Blick langsam über ihre Erscheinung wandern. Das unauffällige Kleid hatte sie gewählt, um von den reizvollen Kurven abzulenken, das war ihm klar. Auch dass sie die honigblonde Haarpracht zu einem Knoten gebändigt hatte, diente allein dem Zweck, Unscheinbarkeit vorzuspiegeln.
Unglücklicherweise – für sie – hatte sie damit genau das Gegenteil erreicht. Es lag etwas unglaublich Provozierendes in dem schmucklosen Aufzug. Es juckte ihm in den Fingern, die Haarnadeln zu lösen, um die schweren Strähnen fallen zu sehen und durch seine Finger gleiten zu lassen. Er wollte sie küssen, bis sie weich und nachgiebig in seinen Armen lag …
Sie wäre sicher extrem verstimmt, wüsste sie, dass ihre Bemühungen, jede Spur von Verlangen in ihm abzutöten, genau die entgegensetzte Wirkung hatten. Er wollte jeden Zentimeter von ihr erforschen, liebkosen und küssen!
Robin wünschte, Cesare würde sie nicht so ansehen. Unter seinem dunklen Blick fühlte sie sich verletzlich und hilflos – so als würde er sie mit seinen Blicken ausziehen.
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