Die Penthouse-Affaere
aufeinander. Sie rasten ins Nichts und schienen für einen Augenblick in der Luft zu stehen. Er sah in die Fahrerkabine des anderen Wagens, schaute in das schöne Gesicht einer jungen Frau, die ihn aus gehetzten dunklen Augen anblickte.
Dann begannen beide Autos zu fallen, bewegten sich abwärts im freien Fall auf die hypnotischen blauen Tiefen des Meeres zu …
1. KAPITEL
„Die Frau da bei Charles Ingram … Weißt du, wer sie ist?“, fragte Cesare unvermittelt.
„Entschuldigung?“ Peter Sheldon, Cesares Bekannter, runzelte verständnislos die Stirn.
Cesare verkniff sich eine ungeduldige Bemerkung. Zwar waren sie auf einem Wohltätigkeitsdinner, dennoch hatten sie über Geschäftliches geredet. Bis Cesares Aufmerksamkeit abgelenkt worden war – durch die umwerfend schöne Frau, die am anderen Ende des Saales an Charles Ingrams Seite stand.
An der Seite seines Erzfeindes!
Cesare lächelte und zeigte dabei eine Reihe perfekter weißer Zähne, die in seinem gebräunten Gesicht besonders auffielen. Mit den Augen allerdings lächelte er nicht. „Ich habe mich nur gefragt, wer die Schönheit ist, die ihn begleitet.“ Er hatte sich wieder im Griff, seine Stimme klang neutral, auch wenn er mit leicht zusammengekniffenen Augen zu dem ungleichen Paar hinsah.
Charles Ingram war inzwischen Ende fünfzig, aber noch immer ein attraktiver Mann mit dem silbergrauen Haar. Und die große Frau mit der würdevollen Haltung neben ihm fiel selbst in einem Saal voll schöner Frauen auf, die alle teure Designerkleider trugen, mit blitzenden Juwelen behängt waren und distinguiert gekleidete Männer in maßgeschneiderten Smokings an ihrer Seite hatten.
Ihr Haar hatte die Farbe von goldfarbenem Honig und fiel ihr in sanften Wellen bis über den Rücken hinunter. Selbst auf die Entfernung hin konnte Cesare sehen, dass ihre Augen von einem tiefen Blau und außergewöhnlicher Intensität waren. Jetzt lachte sie über etwas, das Charles zu ihr gesagt hatte, und die Augen leuchteten eindrucksvoll. Die Farbe ihrer Haut erinnerte an helle Magnolienblüten, ihre Lippen waren voll und fein geschwungen, ihr Hals lang und schlank. Das schlicht geschnittene weiße Kleid betonte die vollen Brüste und schmiegte sich schmeichelnd um ihre perfekte Figur.
Sie hatte ihre Hand – eine schmale Hand mit langen Fingern, mit deren Hilfe sie einen Mann sicherlich bis an den Rand des Wahnsinns bringen konnte – leicht auf den Arm ihres Begleiters gelegt, eine Geste der Vertrautheit, bei der Cesare unwillkürlich mit den Zähnen knirschte. Überhaupt umgab dieses Paar eine Aura von elitärer Intimität, trotz des großen Altersunterschieds.
„Eine Schönheit, nicht wahr?“, murmelte Peter Sheldon jetzt anerkennend und fügte bedauernd hinzu: „Schön, aber unerreichbar.“
„Ingram hat also die Exklusivrechte, meinst du?“ Ein Muskel zuckte in Cesares Wange. Traurig, dass eine solche Schönheit sich an Charles Ingram vergeudete.
„Nein, ganz und gar nicht“, erwiderte Peter trocken. „Die Dame, über die wir hier reden, ist Robin Ingram, Charles’ Tochter.“
Mehrere Sekunden lang starrte Cesare seinen Geschäftsfreund mit leerem Blick an.
Robin Ingram.
Charles Ingrams Tochter?
Also keineswegs die Geliebte, wie Cesare angenommen hatte. Eine Geliebte, die, worüber er sich schon amüsiert hatte, ihren Blick auf ihn geheftet hielt. Es hätte ihm hämisches Vergnügen bereitet, sie von ihrem alternden Liebhaber wegzulocken.
In den letzten drei Monaten hatte Cesare sämtliche Informationen über Charles Ingram gesammelt, die er bekommen konnte. Er wollte alles über seinen auserkorenen Feind wissen, bis hin zur Schuhgröße.
Natürlich war er bei seinen Erkundigungen auch auf Informationen zu Ingrams zweitem Kind gestoßen. Doch Cesare hatte angenommen – irrigerweise, wie sich jetzt herausstellte –, Robin sei Charles Ingrams jüngerer Sohn und somit von wenig Interesse.
„Ist Robin nicht ein Männername?“, fragte Cesare. Sein Englisch war fließend und akzentfrei – ebenso wie sein Französisch, sein Spanisch und sein Deutsch.
„Es ist einer von diesen Namen, die für beide Geschlechter benutzt werden können“, antwortete Peter leichthin.
Charles Ingrams zweites Kind Robin war also eine Frau, eine wunderschöne, unglaublich verlockende Frau.
Das warf ein ganz neues Licht auf den Racheplan, den Cesare sich für die Familie Ingram ausgedacht hatte …
„Daddy, kennst du den Mann? Nein, sieh jetzt nicht hin“, fügte
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