Die Penthouse-Affaere
gelegt, und so war es ihr unmöglich zu verbergen, dass sie sich dieser Prüfung jetzt lieber nicht stellen würde.
„Ich bin gleich wieder zurück“, sagte Cesare kühl und verließ den Raum.
Robin nahm ihr Glas in die Hand und stellte sich ans Fenster. Von dem großartigen Ausblick nahm sie allerdings nichts wahr. Wie würde er sein, Cesares kleiner Neffe? Wenn er seinem Onkel auch nur im Entferntesten ähnelte, dann musste er ein wunderhübsches Baby sein …
Er ist das Spiegelbild seines Onkels, fuhr es Robin durch den Kopf, als sie Cesare ins Zimmer zurückkehren hörte und sich umdrehte.
Marco, sicher gehalten von seinem Onkel, hatte das gleiche lockige dunkle Haar und die gleichen schokoladenbraunen Augen. Sein Gesichtchen verzog sich zu einem breiten Lachen, als er sie dort beim Fenster erblickte, und zwei kleine Zähnchen waren zu sehen. Er war groß für seine sechs Monate, die langen Beine steckten in einem farbenfrohen Strampler, die Händchen hielt er vertrauensvoll an die Brust seines Onkels. Robin fühlte ihr Herz überfließen, nur von diesem Anblick.
„Komm Marco, wir begrüßen Robin,“, murmelte Cesare dem Baby zu und kam mit ihm auf Robin zu.
Unwillkürlich wich Robin einen Schritt zurück. Sie stieß mit dem Rücken an die kühle Fensterfront, und ein Schauer durchlief sie.
Cesares Mund wurde schmal, als er sie zurückweichen und offenbar angewidert schaudern sah, den Blick wie hypnotisiert auf Marco haftend. Was stimmte nicht mit dieser Frau? Außer damals bei Carla hatte Cesare selbst wenig Kontakt zu Babys gehabt, aber er hatte sich in Marco verliebt, sobald er ihn das erste Mal gesehen hatte. Er konnte einfach nicht glauben, dass es Menschen geben könnte, denen es nicht so erging.
„Er beißt nicht, Robin“, sagte er harsch.
„Nicht? Diese Zähne da lassen aber auf etwas anderes schließen“, versuchte sie zu scherzen. Ein Versuch, der kläglich misslang.
Cesare betrachtete sie forschend. Es war nicht zu übersehen, wie verkrampft sie dastand, so als hätte sie Angst davor, Marco auch nur mit der Fingerspitze zu berühren. Doch der Junge hatte offensichtlich andere Vorstellungen. Er gluckste glücklich vor sich hin und streckte die Arme nach ihr aus.
„Katzen tun das auch“, bemerkte er trocken.
„Was?“, brachte sie matt hervor, ohne den panischen Blick von dem Baby zu wenden.
Cesare fasste den jetzt strampelnden Jungen fester. „Sie drängen sich instinktiv den Leuten auf, die keine Katzen mögen“, meinte er, und im selben Moment warf sich der Kleine nach vorn, in der unerschütterlichen Überzeugung, dass Robin ihn auffangen würde.
Es war ein Reflex, dass sie ihn auffing. Steif hielt sie ihn vor sich, während das Baby sofort nach den goldenen Strähnen griff. Cesare beobachtete die Szene mit undurchdringlicher Miene.
Carla war die geborene Mutter gewesen. Sie war völlig selbstverständlich mit ihrem Sohn umgegangen, sobald er das Licht der Welt erblickte. Robin dagegen sah aus, als würde sie eine Zeitbombe in den Händen halten, die jederzeit losgehen konnte.
Was Marcos Eifer allerdings nicht dämpfte. Er fasste in die langen Strähnen und zog, während er aufgeregt in der Sprache brabbelte, die nur er verstand.
Cesare runzelte die Stirn und machte sich bereit, Marco aufzufangen, sollte Robin zusammenbrechen. Denn es sah so aus, als könnte das jeden Moment passieren. Ob sie sich bewusst diesen Anschein gab? Schließlich hatte er kein Hehl aus der Liebe für seinen Neffen gemacht.
Robin war intelligent genug, um sich denken zu können, dass er dem Jungen keine Mutter zumuten würde, die ihn nicht einmal halten wollte, geschweige denn mit ihm schmusen und lachen und spielen.
Setzte Robin seine Liebe für das Baby als Waffe gegen ihn ein? Falls ja, so würde sie sich auf eine Enttäuschung einstel
len müssen.
„Ich bringe Marco jetzt zu Bett“, sagte er kühl.
„Er scheint sehr zufrieden zu sein, wo er jetzt ist“, bemerkte Robin zerknirscht, während der Kleine seinen Onkel anstrahlte und gleichzeitig kräftig an Robins Haaren zog.
„Es ist jetzt doch schon über seine Schlafenszeit hinaus.“ Cesare streckte die Arme aus, um Robin das laut protestierende Baby abzunehmen.
Vergeblich versuchte sie, die kleinen Fingerchen aus ihren Haaren zu lösen. „Vielleicht sollte ich mit ins Kinderzimmer kommen …“
„Ja, vielleicht sollten Sie das“, bestätigte Cesare trocken und hielt den Kleinen, der unbedingt wieder zu Robin zurückwollte, an
Weitere Kostenlose Bücher