Die Penthouse-Affaere
gedacht, dass der Name ihr bekannt vorkam, doch als ihr Vater von dem Multimillionär Cesare Gambrelli gesprochen hatte, war sie mit der Erklärung zufrieden gewesen.
Doch jetzt erinnerte sie sich.
Jetzt wusste sie es!
Ihr Bruder Simon war mit seinem Wagen frontal mit einem anderen Auto zusammengestoßen und auf tragische Weise ums Leben gekommen. Das war vor drei Monaten gewesen. Die Fahrerin des anderen Wagens war eine junge Frau namens Carla Gambrelli gewesen.
Cesare Gambrellis Schwester.
Es war eine schwere Zeit für sie alle gewesen, doch Robin war sicher, dass ihr Vater, sobald er sich etwas von dem schrecklichen Schock erholt hatte, einen Kondolenzbrief an Carla Gambrellis Familie geschickt hatte. An Cesare Gambrelli?
Sie schüttelte den Kopf. „Wie mein Vater damals schon schrieb, bedauern wir alle Ihren Verlust, Mr. Gambrelli, so wie wir auch um meinen Bruder trauern.“
„Ich will keine Entschuldigungen von Ihnen!“, fuhr er auf und sprang hoch. Er schaute sie mit glühendem Blick an. „Die Entschuldigungen bringen meine Schwester nicht zurück.“
„Meinen Bruder Simon auch nicht“, erinnerte sie ihn leise, das Kinn leicht vorgeschoben.
Ihr Vater hatte nie erwähnt, ob er eine Antwort auf seinen Brief erhalten hatte. Obwohl … ausgehend von Cesare Gambrellis jetzigem Verhalten bezweifelte sie das.
Cesare schnaubte verächtlich. „Ihr Bruder war ein Nichtsnutz und Spieler, ein Mann ohne Ehre. Sein Tod war kein Verlust, für niemanden. Während meine Schwester …“
„Wie können Sie so etwas sagen!“ Robin schnappte entrüstet nach Luft.
„Ich sage es, weil es die Wahrheit ist“, erwiderte er, jeder Zoll ein arroganter Sizilianer. „Ihr Bruder hat alles verspielt, was er besaß, er war eine Schande für die Familie.“
„Ich denke, das zu entscheiden sollten Sie meinem Vater und mir überlassen“, entgegnete Robin vehement. „Hören Sie, ich verstehe, dass der Tod Ihrer Schwester Ihnen zugesetzt hat, ich kann es Ihnen wirklich nachfühlen. Aber Ihre Schwester und Simon sind auf einer kurvigen Bergstraße kollidiert. Niemand kann sagen, wer Schuld hatte. Sie können doch nicht ernsthaft allein Simon für den Tod Ihrer Schwester verantwortlich …“
„Und ob ich das kann! Ich mache ihn verantwortlich!“, unterbrach er sie heftig. Daran zurückzudenken, wie seine Schwester gestorben war, hatte ihn wieder mit größtem Zorn erfüllt.
Für lange Zeit waren es nur sie beide gewesen, Cesare und Carla. Die Mutter war bei Carlas Geburt gestorben, Cesare war da elf Jahre alt gewesen. Cesare war es auch gewesen, der seine kleine Schwester großgezogen hatte, denn der Vater hatte seine Trauer im Alkohol ertränkt, was ihn schließlich umbrachte. Da war Cesare zweiundzwanzig gewesen und Carla elf.
Cesare hatte seine kleine Schwester von ganzem Herzen geliebt, hatte sich um sie gekümmert und sie ihr Leben lang beschützt – und Simon Ingram hatte sie getötet!
„Ihr Bruder hatte die ganze Nacht im Casino zugebracht, bevor der Unfall passierte“, fuhr er angewidert fort. „Es gibt mehrere Zeugen, die bestätigten, wie sehr er sich über seine Verluste aufgeregt hat, wie aggressiv er war. Es hat sogar eine Schlägerei zwischen ihm und einem der Casinoleiter gegeben.“
Cesare verzog abfällig den Mund. „Während Carla an dem Abend zum Essen bei Freunden eingeladen war. Ich habe mit Pierre und Charisse Dupont gesprochen, Carla war weder betrunken noch aufgeregt, sondern fröhlich und ausgeglichen, als sie deren Haus verließ. Meine Schwester war eine umsichtige Autofahrerin. Was glauben Sie, Robin? Wer könnte den Unfall wohl eher verursacht haben?“
Falls das überhaupt möglich war, sah Robin Ingram so blass noch schöner aus. Ihre Augen wirkten riesengroß in dem feinen Gesicht, die vollen Lippen zitterten leicht.
Sie schüttelte den Kopf, das honigblonde Haar floss ihr über die Schultern. „Der Polizeibericht sagte eindeutig, dass …“
„Ich kenne den Polizeibericht, Robin. Ich habe gefragt, was Sie denken. Wer von den beiden trägt wohl eher die Schuld?“, fragte er barsch.
Robin ertrug seinen anklagenden Blick nicht und wandte das Gesicht ab. Sie wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Sowohl sie als auch ihr Vater hatten von Simons Spielsucht gewusst. Hatten von der Tatsache gewusst, dass er aggressiv wurde und nicht mehr ansprechbar war, wenn er verlor. Was die meiste Zeit der Fall gewesen war.
Aber was dieser Mann hier andeutete …
Nein, er deutete
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