Die Penthouse-Affaere
Lipgloss ließ ihre vollen Lippen verführerisch schimmern.
So verführerisch, dass Cesare am liebsten mit einem Handstreich alles Geschirr vom Tisch gefegt hätte und dann …
„Lass die Spielchen, Robin“, knurrte er. „Ich bin nicht in Stimmung dafür.“
„Ah, sexuelle Frustration macht dich übellaunig und unbeherrscht“, wiederholte sie den Vorwurf, den er ihr vor wenigen Stunden gemacht hatte.
Mit einem strahlenden Lächeln sah sie dann den Kellner an, der Cesares Champagnerglas zum Kosten füllte.
Cesare nippte an dem Glas. „Der schmeckt nach Korken“, behauptete er unwirsch. „Bringen Sie einen 63er Jahrgang. Und diesmal auch auf die richtige Temperatur gekühlt.“
„Ja, Sir, sofort, Sir.“ Bestürzt schnappte der Ober sich Flasche und Gläser und eilte davon.
„Das war nicht nett“, rügte Robin leise, als sie wieder allein waren.
Düster funkelte Cesare sie an. „Ich dachte, wir wären uns einig, dass ich nicht nett bin.“
Daran, dass sie darüber gesprochen hatten, konnte Robin sich zwar nicht erinnern, aber auf jeden Fall war Cesare nicht besonders nett zu dem Weinkellner gewesen.
„Ich lasse ihm ein großzügiges Trinkgeld da, wenn du dich dann besser fühlst, Robin“, bot Cesare an.
„Nun, es geht nicht darum, wie ich mich fühle, oder?“ Ihr war durchaus klar, wie angespannt Cesare war. „Ich bin ja nicht diejenige, zu der du unhöflich warst.“
„Ich war nicht unhöflich …“ Er brach ab, als der Kellner mit der zweiten Champagnerflasche an den Tisch kam und sie entkorkte. „Es ist nicht Ihre Schuld, dass die erste Flasche … ungenießbar war“, versicherte er dem Ober, obwohl er genau wusste, dass nichts mit dem Champagner verkehrt gewesen war. Cesare hatte nur ein Ventil für seine Wut gebraucht, weil Robin den Mann so strahlend angelächelt hatte.
Ihr Lächeln und alles andere an ihr gehörten ihm!
Nicht, dass sie oft in seine Richtung lächeln würde. Aber dann hatte sie gefälligst auch niemand anders anzulächeln!
Bisher war er noch nie eifersüchtig gewesen. Seine Beziehungen hatten auch nie übermäßig lange gedauert, ein oder zwei Monate vielleicht. Und sobald sich auch nur der Hauch einer Andeutung eingeschlichen hatte, dass seine Begleitung etwas Ernsteres erwartete, hatte er sofort einen Schlussstrich gezogen.
Sicherlich verspürte er diese Eifersucht nur, weil Robin seine zukünftige Frau war und er somit absolute Treue von ihr erwartete.
„Na also.“ Sie lächelte ihm milde über den Tisch hinweg zu, als der Kellner sich entfernt hatte. „Das war doch nicht so schwer, oder?“
„Ich habe mich nicht bei ihm entschuldigt, weil du es für nötig hieltest, sondern weil mir klar geworden ist, dass ich etwas zu brüsk zu ihm war.“
Etwas zu brüsk? Nun, darüber konnte man geteilter Ansicht sein. Aber Robin war sicher, dass bisher nur wenige gewagt hatten, diesem Mann Unhöflichkeit vorzuhalten, geschweige denn, ihn dafür zu rügen, so wie sie es getan hatte …
Sie lehnte sich zurück, als die Vorspeise serviert wurde – Pâté für Cesare, Räucherlachs für sie. Vorhin, als sie zusammen ins Restaurant gekommen waren, hatten sich viele der anwesenden Damen mehr oder weniger unauffällig nach Cesare umgedreht, und auch jetzt noch schauten einige verstohlen zu ihm hinüber.
Er sah auch wirklich attraktiv aus, musste Robin zugeben, in dem maßgeschneiderten anthrazitfarbenen Anzug, der die schmalen Hüften und die breiten Schultern betonte. Das war scheinbar auch einem guten halben Dutzend Frauen in dem Restaurant aufgefallen.
„Diese Ehe, die du da im Sinn hast, Cesare …“, sie hielt den Blick auf ihren Teller gerichtet. „Schwebt dir da eine offene Beziehung vor, in der ich geflissentlich deine ständig wechselnden Geliebten zu ignorieren habe?“
Cesare hatte gerade anfangen wollen, seine Pâté zu essen, hielt jetzt aber inne. „Würde dich das stören?“, hakte er leise nach.
Sie zog eine Grimasse. „Niemand lässt gerne einen Narren aus sich machen. Ich dachte nur, es wäre auf jeden Fall besser, wenn ich wüsste, was mich erwartet, mehr nicht.“
Nein, das ist lange nicht alles, schoss es Cesare düster durch den Kopf. Denn Robin würde erwarten, dass ihr dann das gleiche Recht zustand, sich Liebhaber zu nehmen. Nun, so wenig, wie er je eine Geliebte mit einem anderen Mann geteilt hatte, so würde er erst recht nicht seine Frau mit einem anderen teilen.
„Es wird keine außerehelichen Affären geben, Robin“,
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