Die Peperoni-Strategie
Schweißperlen und Schamröte ins Gesicht treibt? Fixieren Sie diese Situation schriftlich. Was konkret trifft Sie? Die Aussage eines geliebten Menschen? Ihr Verhalten? Das Verhalten anderer? Je genauer Sie für sich selbst erfassen können, was Sie fürchten, umso besser sind Sie gewappnet. Am Ende verbrennen Sie Ihre Aufzeichnungen sorgfältig, damit niemand von Ihrer Schwachstelle erfährt.
Sollte zufälligerweise doch jemand Ihre wunde Stelle treffen, haben Sie zwei Reaktionsmuster zur Verfügung: Erstens sollten Sie diesem Menschen zukünftig aus dem Weg gehen, da er offensichtlich ein hoch sensibles Gespür für Sie hat. Auf diese Nähe sollten Sie im Job verzichten. Die gehört eindeutig in die Privatsphäre. Zweitens könnten Sie diese Person heiraten, denn es wird kaum einen zweiten Menschen geben, der mehr Fingerspitzengefühl für Sie entwickeln dürfte.
Vor einem Punkt muss dringend gewarnt werden: Teilen Sie absolut niemandem Ihre tiefsten Verletzlichkeiten mit! Egal wie nah und vertraut Ihnen Ihre Kollegen sind – das sind Geheimnisse, die Sie auf jeden Fall für sich behalten sollten. Fragt man Sie dennoch danach, etwa in einem Persönlichkeitsseminar, |125| sind Sie vermutlich bei einer Psycho-Sekte gelandet. Die nutzt diese intimen Kenntnisse, um ihre Anhänger in eine psychische Abhängigkeit zu treiben. Verlassen Sie sofort den Raum. Wer Ihre größten Schmerzstellen kennt, kann dies ausnutzen und Sie gefügig machen. Das ist unbedingt zu vermeiden!
Gleiches gilt für private Beziehungen. Die Ergebnisse der Biss-Analyse sollten Sie weder besten Freundinnen oder Freunden, noch (Ehe-)Partnern verraten. In Zeiten schwerer Beziehungskrisen – und die durchläuft so gut wie jede langjährige Partnerschaft – wird dieses Wissen gerne gegeneinander verwendet. Zwar entschuldigt man sich meist am nächsten Tag wieder, doch das Verzeihen fällt nach so einer Verletzung schwer. Hier lehrt die Realität: Welche verbalen Waffen im Streit auch immer zur Verfügung stehen – sie werden genutzt, egal wie schmerzhaft dies ist.
Auch die kriminologische Opferlehre, die Viktimologie, weiß das: Benutzt wird, was vorhanden ist. So wird dringend vor der Waffe im Nachtschrank gewarnt, mit der der potenzielle Einbrecher in die Flucht geschlagen werden soll. Fakt ist: Nur selten wird sie gegen einen Kriminellen eingesetzt, sondern meist gegen den eigenen Partner oder die eigene Person (beispielsweise durch den Gatten) verwendet. Ohne die Schusswaffe hätte der zum Nudelholz greifen müssen. Sicher die bessere Alternative!
Entsprechend gilt für die Biss-Bremse: schonungslos die eigenen Verletzlichkeiten sowie Angriffspunkte analysieren und über das Ergebnis schweigen wie ein Grab. Das ist letztlich ein geringer Preis für einen souveräneren Umgang mit Kritik! Fest steht: Wer seine Biss-Bremse löst, fährt zügiger und angstfreier. Er stärkt seine Einsteckerfähigkeiten und lässt sich nicht so schnell von harten Angriffen verunsichern. Sie werden durchsetzungsstärker und gelassener. Entspannt auftreten, trotz verbalen Bombardements: das hat Größe!
|126| Unterstützer oder Angreifer: Ihr berufliches Umfeld
Wenn Sie sich positionieren möchten, müssen Sie nicht nur wissen, wo Ihre Stärken und Schwächen liegen. Sie benötigen auch einen Überblick darüber, welche Rolle Sie in der Firma einnehmen. Und Sie müssen wissen, wie Sie im Vergleich zu Ihren Kollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten dastehen. Notwendig ist also eine Statusanalyse. Die ist auch wichtig, damit Sie sehen, wer Ihre schärfsten Konkurrenten und Ihre wichtigsten Förderer sind. Nur wenn Sie wissen, wie die Rollen verteilt sind, können Sie das Machtspiel – »Menschenschach« wie oben schon genannt – formvollendet spielen.
»Menschenschach« klingt kaltherzig, hilft aber, die Zielsetzung dieses Kapitels zu präzisieren: Es soll Ihnen helfen, sich vom Bauern über den Läufer zum König zu entwickeln!
Wie sieht das subtile Kräfteverhältnis in Projekt- und Arbeitsgruppen sowie Abteilungen aus? Teams können sehr hilfreich und wohlwollend sein. Das wissen wir nicht erst seit den faszinierenden Ausführungen des Bestsellerautors Reinhard K. Sprengers. Aber sie können auch ein Ort sein, an dem getrickst und ausgestochen wird. In harmonischen Teams arbeitet man in der Regel, wenn das Feld gut bestellt ist: wenn
es den Unternehmen gut geht,
die Auftragslage stimmt,
|127| Strukturprozesse abgeschlossen sind,
die Hierarchie klar geordnet
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