Die Perfekte Braut
Schwestern sechs Wochen lang nicht gesehen. Ich wette, dass du in ihrer Mitte alles vergisst, was sich seit dem letzten Zusammensein ereignet hat.«
Wieder schüttelte Constance den Kopf und legte eine behandschuhte Hand auf die seine, die auf dem Steuer ruhte. »Das könnte ich niemals, Max.« Ihre dunkelgrünen Augen waren nun ganz ernst, wiewohl es in ihren Tiefen noch blitzte. »Jeder Moment in den letzten sechs Wochen hat sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingeprägt... und nicht nur in dieses«, setzte sie mit einem raschen und spitzbübischen Lächeln hinzu. »Mein Körper trägt sichtbare Erinnerungsmale.«
Max lachte und stieg aus. Er ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. »Dastehst du nicht allein, meine Liebe. Bei Gelegenheit hast du etwas von einer Leopardin an dir.«
»Leopardin?« Sie zog die Brauen hoch. »Wie das?«
»Ich habe einmal eine sehr drastische Schilderung der Paarungsgewohnheiten von Leoparden gelesen«, eröffnete ihr Mann ihr ganz ernst, als sie ausstieg. »Eine sehr gewalttätige Vereinigung, bei der das Weibchen knurrt und ihren Partner kratzt, bevor sie ihn schließlich mit einem Prankenhieb abschüttelt.«
»Und das habe ich getan?«, fragte Constance mit gespieltem Entsetzen. »Mir fehlt jede Erinnerung daran. Es erscheint mir unwahrscheinlich... bei meiner sanften Wesensart.«
»Meine liebe Gattin, diese Bemerkung deutet auf ein schier erschütterndes Ausmaß an Selbsttäuschung hin«, spottete er. Ihr Kinn mit dem Zeigefinger anhebend, blickte er auf sie hinunter ... nur ein wenig, da sie fast so groß war wie er. »In zwei Stunden hole ich dich ab.«
»Mach dich nicht lächerlich, Max. Ich nehme eine Droschke.«
»Nein, ich werde kommen und dich holen. In Gesellschaft deiner Schwestern ist dir nicht zu trauen. Außerdem«, setzte er hinzu und erstickte ihren aufflammenden Protest mit einem Finger auf den Lippen, »freue ich mich auf ein Wiedersehen mit ihnen, und deinem Vater möchte ich ebenfalls meine Aufwartung machen.«
Constance überlegte kurz, dann schüttelte sie resigniert den Kopf. »Sehr gut, aber es ist nicht notwendig, dass du dich in der Downing Street beeilst.«
»Das werde ich auch nicht. Ich wollte mich nur dem Premierminister wieder in Erinnerung bringen, falls er mich während der Sommerpause vergessen haben sollte.«
»Ich bezweifle, dass dies der Fall ist«, erklärte Constance. »Niemand, der dich kennt, könnte dich je vergessen.«
»Du schmeichelst mir«, erwiderte er mit einem trockenen Lächeln. Als er sie auf den Mund küsste, verharrten seine Lippen einen Moment, obwohl sie auf der Straße standen, ehe er sich zögernd von ihr löste. »Also, bis in zwei Stunden dann.«
Constance drehte sich zu den Stufen um, die zur Haustür führten. »Nur keine Eile«, sagte sie und warf ihm über die Schulter eine Kusshand zu, als sie rasch zur Tür schritt.
Er sah zu, wie sie mit ihrem eigenen Schlüssel aufsperrte. Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, ging er zum Wagen und fuhr nach Westminster und zur Residenz des Premiers in der Downing Street Nummer 10.
Constance hatte kaum die Tür hinter sich geschlossen, als Jenkins schon aus dem dunklen Treppenhaus auftauchte. »Ach, Miss Con...« Er hüstelte. »Mrs. Ensor, wollte ich natürlich sagen.«
»Nein, nein Jenkins, an Con bin ich gewöhnt«, erwiderte sie, ging rasch auf ihn zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Wie ist es gegangen? Mir kommt es vor, als wäre ich eine Ewigkeit fort gewesen. Ist Mrs. Hudson wohlauf?«
»Alle sind wohlauf, Miss Con«, versicherte der Butler, dessen freudiges Lächeln seinen förmlichen Ton Lügen strafte. »Miss Chas und Miss Prue befinden sich im oberen Salon.«
»Nein, hier sind wir«, ließ sich Chastity munter vernehmen.
»Con, so früh haben wir gar nicht mit dir gerechnet!« Sie hastete die Treppe hinunter, gefolgt von der ebenso eiligen Prudence.
Constance wurde von der schwesterlichen Umarmung fast erdrückt, und Jenkins nickte befriedigt beim vertrauten Anblick der drei lebhaften Köpfe in unterschiedlichen Rottönen, die sich nun so nahe kamen, dass sie zu verschmelzen schienen. »Ich bringe den Kaffee in den Salon«, kündigte er an.
»Ach, und ein paar von den Mandelschnittchen, die Mrs. Hudson gestern gemacht hat«, rief ihm Chastity nach, die sich aus dem engen Kreis löste, als Jenkins schon unterwegs in die Küche war.
Constance umarmte sie. »Ich hatte nicht erwartet, dass du in den sechs
Weitere Kostenlose Bücher