Die Perfekte Braut
Wochen deinen Hang zum Süßen verlierst, Chas.«
Ihre jüngste Schwester seufzte übertrieben. »Nein, ich bin ein hoffnungsloser Fall. Und ich werde immer rundlicher.« Sie verzog komisch das Gesicht, als sie über die Wölbung ihrer Brust unter der Musselinbluse strich und sich in die Hüften kniff, die sich unter dem breiten Gürtel ihres gestreiften Rockes aus Seidenrips üppig rundeten.
»Manchmal glaube ich, liebe Schwester, dass du an der Sünde der Eitelkeit leidest«, stellte Prudence fest, obschon sie lachte. »Du weißt genau, wie gut dir das steht.«
»Momentan schon«, seufzte Chastity, »aber bald werde ich fett sein, und, weh mir, was dann?«
»Dann musst du die Süßigkeiten aufgeben«, konstatierte Constance und hängte sich bei ihren Schwestern ein. Ein prüfender Blick zeigte ihr, dass Prudence um die Augen abgespannt wirkte. Ihr nächster Blick galt Chastity, und ihr wurde klar, dass deren scherzhafter Ton nur dazu gedient hatte, eine gewisse Spannung zu überbrücken.
»Gehen wir nach oben«, sagte sie. »Ich möchte hören, was sich in meiner Abwesenheit alles getan hat.«
»Aber zuerst wollen wir alles über deine Hochzeitsreise hören«, sagte Prudence, als sie hinaufgingen. »Hat Max dir wirklich die Pyramiden gezeigt?«
»Ja, aber wir sind auf Pferden und nicht auf Kamelen hingelangt. Kann man sich Max auf einem Kamel vorstellen? Und dann haben wir auf einem herrlich luxuriösen Flussdampfer eine Nilfahrt bis Alexandrien unternommen.« Constance öffnete die Tür zum Salon und lächelte unwillkürlich, als die vertraute Atmosphäre sie umfing. »Ach, wie hat mir unser Zuhause gefehlt!«, rief sie aus.
»Du hast uns gefehlt«, sagte Prudence und umarmte ihre Schwester. »Aber ich muss sagen, Con, dass dieses Kleid nichts Ägyptisches an sich hat.« Sie begutachtete die Aufmachung ihrer Schwester mit kundigem Auge.
»Nun, wir sind doch über Paris und Rom nach Kairo gefahren«, rief Constance ihr ins Gedächtnis.
»Das würde die unverkennbare Handschrift eines Pariser Salons erklären.« Prudence zog die Tür hinter ihnen ins Schloss. »Ich habe in einem Modejournal gesehen, dass auf dem Kontinent momentan gerade Röcke große Mode sind. Hast du Koffer voll davon mitgebracht?«
»Nicht ganz.« Constance zog ihre Handschuhe aus und warf sie auf den Konsolentisch. »Aber ich habe einiges für euch beide. Der Koffer kommt mit einer Droschke.« Sie sah ihre Schwester an. »Ich glaube nicht, dass etwas geändert werden muss, obwohl Chas ein wenig rundlicher geworden ist.«
»Verleumdung!«, rief Chastity lachend aus. »Ich kann es kaum erwarten, die Sachen zu sehen. Und dieser Hut, Con! Es ist doch ein Hut?«
Constance zog die Nadel aus dem kleinen Nerzgebilde auf ihrem Kopf. »In der Rue de Rivoli nennt man das Hut, aber ich finde, es sieht eher wie ein Hasenschwänzchen aus. Max hat es gefallen.«
»Also, wie ist Max denn nun?«, fragte Prudence, die sich bemühte, nicht zu viel Nachdruck auf die Frage zu legen, um nicht zu verraten, wie gespannt sie die nun kommenden Enthüllungen erwartete.
Constance lächelte und warf die Pelzkreation zu den Handschuhen auf den Tisch. Sie ließ sich auf der breiten Armlehne des Chesterfield-Sofas nieder und strich die Knitterfalten ihres braun-gelben Rockes glatt, der straff ihre Schenkel umspannte. Dann knöpfte sie ihr schwarzes, in der Taille eng anliegendes Jäckchen auf, um eine spitzenbesetzte Bluse aus elfenbeinfarbiger Seide zu enthüllen. »Ich glaube, dass er bei bester Gesundheit ist.«
Chastity warf mit einem Kissen nach ihr. Sie duckte sich, fing es auf und schleuderte es zurück. »Wir haben eine herrliche Zeit verbracht.«
»Wir dürfen also annehmen, dass er sich in einem entspannten Seelenzustand befindet«, sagte Prudence.
Constance sah ihre Schwester scharf an. »Was ist? Ich wusste doch, dass was nicht stimmt, kaum dass ich das Haus betreten hatte.«
Sie hielt inne, als ein Pochen an der Tür Jenkins mit einem Tablett und Kaffee ankündigte. »Wie geht es Mrs. Beedle, Jenkins?«, fragte sie, als sie sich erhob, um auf dem mit Papieren übersäten Tisch Platz zu schaffen.
»Sehr gut, danke, Miss Con.« Jenkins goss Kaffee in drei Tassen und tat aufmerksam Zucker in jene, die er Chastity reichte.
»Hoffentlich hat sie viele Briefe für The Mayfair Lady bekommen.«
»Prue hat die letzten vor ein paar Tagen abgeholt.« Chastity nahm sich eine Mandelschnitte vom Teller, als sich die Tür hinter dem Butler schloss. Man
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