Die Perfekte Braut
Verleumdungsprozess zu gewinnen«, sagte Prudence nun schon ernster. »Ich bete darum, dass dieser Malvern nicht voreingenommen gegen drei Frauen ist, die ein skandalträchtiges Untergrundhlättchen herausgeben.« Ihr Ton war eine treffende Nachahmung der Worte ihres Vaters.
Nun trat Schweigen ein, bis Constance schließlich sagte: »Wir müssen Max fragen, ob er ihn kennt. Vielleicht könnte er für uns ein gutes Wort einlegen. Deine Miene verrät Zweifel. Warum?«
»Ach, ich frage mich nur, ob du wirklich möchtest, dass Max den fraglichen Artikel liest«, sagte Prudence mit einem zögernden kleinen Achselzucken. »Du kennst ihn natürlich am besten, aber...«
Constance schnitt eine Grimasse. »Das stimmt allerdings. Aber ich wüsste nicht, wie man ihm den Artikel vorenthalten könnte.«
»Seine Frau als Angeklagte in einem Verleumdungsprozess kann seiner Karriere nicht förderlich sein«, bemerkte Prudence.
»Was einer der Hauptgründe ist, warum es nicht herauskommen darf.«
Wieder machte sich Schweigen breit, bis Constance mühsam herausbrachte: »Denken wir jetzt nicht mehr daran. Ihr habt mir noch immer nicht erzählt, ob wir neue Kunden für den Kontaktservice haben.«
»Zwei mögliche.« Auf das Stichwort ihrer Schwester hin nahm Chastity zwei Briefe vom Sekretär. »Dieser ist von einem Mädchen - zumindest klingt sie mehr nach Mädchen als nach Frau -, das behauptet, es suche verzweifelt einen Mann, um einer tyrannischen Stiefmutter zu entkommen, die sie an jemanden verheiraten möchte, der ihr Großvater sein könnte. Sie will durchbrennen. Ich glaube, sie hat zu viele Liebesromane gelesen.«
Constance nahm den Brief und las das gefühlsbetonte, unzusammenhängende Geschreibsel, das mit Flecken geradezu übersät war; Tränen, wie man annehmen musste.
»Das arme Kind scheint zu meinen, dass es zwischen die Seiten eines melodramatischen Romans geraten ist«, bemerkte Prudence, der die leicht geringschätzige Miene ihrer Schwester nicht entging. »Ich bezweifle, ob sie volljährig ist. Wir sollten ihr vernünftig antworten, dass wir nur Klienten annehmen, die über einundzwanzig sind.«
»Nur stimmt das nicht ganz. Wir haben für Hester Winthrop einen Mann gefunden«, wandte Constance ein.
»Ja, aber nur, um Lucan von Chas abzulenken, und außerdem wussten wir, dass diese Verbindung für beide ideal war. Wir hätten die Sache nicht gefördert, wenn uns Zweifel beschlichen hätten. Ich möchte mich aber nicht einmischen, wenn es um ein junges Ding geht, das wir nicht kennen. Diese so genannte Stiefmutter ist womöglich eine liebevolle und vernünftige Frau, deren Motive bei dem verwöhnten Balg auf Unverständnis stoßen.«
»Ja, das mag sein.« Constance faltete den Brief zusammen und trommelte damit gegen die Handfläche.
»Von allem anderen abgesehen«, fuhr Prudence resolut fort, »fehlen uns die Mittel, um einem jungen Menschen unsere Dienste anzubieten. Wir würden einen ganzen Nachmittag vergeuden, ganz zu schweigen von den Fahrtkosten nach Wimbledon, falls wir uns mit ihr treffen.« Der Blick, den sie Chastity zuwarf, verriet Constance, dass sie dieses Problem schon des Öfteren behandelt hatten. Es war auch nicht verwunderlich, da Chastitys weiches Herz und ihr mitfühlendes Wesen oft in Konflikt mit der praktisch veranlagten Natur und den unsentimentalen Ansichten ihrer Schwester gerieten. Constance fiel es als Ältester oft zu, die Entscheidung zu treffen.
»Ich pflichte Prue bei«, sagte sie. »Tut mir Leid, Chas, aber wir müssen praktisch denken.«
Chastity nickte nur. Trotz ihres weichen Herzens wusste sie, wann es zu kämpfen und wann es nachzugeben galt. In diesem Fall würde die junge Dame aus Wimbledon allein eine Lösung ihres Problems finden müssen.
»So, das wäre also geregelt.« Constance legte den Brief auf den Tisch. Prudence schien erleichtert - sie hasste es, mit einer ihrer Schwestern uneins zu sein. Sie bedachte Chastity mit einem reuigen Lächeln, auf das ihre jüngste Schwester mit einem winzigen resignierten Achselzucken reagierte.
»Und was ist mit dem zweiten Brief?«, fragte Constance.
»Der ist vielversprechender, finde ich.« Chastity reichte ihr den zweiten Brief. »Prue und ich glauben, die Schreiberin zu kennen, obwohl sie ein Pseudonym benutzt.« Sie deutete auf die Unterschrift unter dem säuberlich abgefassten Brief. »Sie kann unmöglich Iphigenia heißen.«
»Sehr unwahrscheinlich«, pflichtete Constance ihr bei. »Wurde Iphigenie nicht von
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