Die Perfekte Braut
den Taittinger? Ich habe doch extra nach einem ehrwürdigen Veuve Clicquot verlangt.« Seine Lordschaft furchte finster die Stirn, als ihm das Flaschenetikett gezeigt wurde.
»Der Clicquot ist ausgegangen, Mylord«, erwiderte Jenkins ruhig. »Harper bekommt von dieser Sorte keine Lieferung mehr.«
Lord Duncan grollte. »Neuerdings werden die Vorräte immer knapper. Ich will mich bei Harper persönlich beschweren.«
»Sehr wohl, Sir.« Jenkins entkorkte die Flasche und schenkte die strohfarbige Flüssigkeit in fünf Kristallgläser ein, die er den Anwesenden reichte. Falls er die Anspannung spürte, die die Schwestern wie ein straffes Seil umgab, ließ er sich nichts anmerken und verließ mit einer Verbeugung den Salon.
Die nächste halbe Stunde war für die Schwestern eine Qual, für ihren Vater amüsant und für Max Ensor eine Zeitspanne mühsam gezügelten Unwillens. Als schließlich alle Einzelheiten der Nilfahrt mit Lord Duncan besprochen waren, stellte Max sein Glas ab.
»Constance, wir dürfen nicht versäumen, meine Schwester zu besuchen«, mahnte er. »Sie wäre gekränkt, wenn wir uns nicht gleich nach unserer Rückkehr bei ihr blicken ließen.«
»Natürlich«, antwortete Constance bereitwillig. »Vater, ich hoffe sehr, du kommst bald zu uns zum Abendessen.«
Er nahm ihren Kuss lächelnd entgegen. »Ja, sehr gern, meine Liebe. Ich freue mich, dich in deinem neuen Heim zu sehen. Vielleicht könntest du Barclay auch einladen.«
Constances Lächeln hätte nicht matter ausfallen können. »Ja, natürlich. Und vielleicht einige deiner Bridgepartner. Wir könnten einen Rubber nach Tisch arrangieren.«
»Vortrefflich, meine Liebe.« Er tätschelte ihre Schulter und wandte sich dann an seinen Schwiegersohn. »Wie schön, dass Sie wieder da sind, Ensor. Ich freue mich schon, mit Ihnen über das neue Parlament zu diskutieren.«
»Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Lord Duncan«, sagte Max höflich und folgte seiner Frau und ihren Schwestern hinaus in die Halle.
Dort sagte er mit flüchtigem Nicken in Richtung Treppe: »Ich glaube, wir gehen in deinen Salon.«
»Der Zeitpunkt ist so günstig wie jeder andere auch«, stimmte Constance zu und ging voraus. »Wir brauchen einige Informationen, Max.«
»Ich bezweifle, ob ihr nur das braucht«, murmelte er und machte Platz, um Prudence und Chastity den Vortritt zu lassen.
4
Constance spürte die Hand ihres Mannes im Rücken, als sie ihren Schwestern die Treppe hinauffolgte. Es hätte eine sanfte, besitzergreifende Geste sein können, doch war sie nicht so töricht, den Druck der Berührung misszuverstehen. Max war alles andere als erfreut.
Max schloss die Salontür und ging nach einem kurzen Blick in die Runde sofort zum Sekretär, auf dem ein Exemplar der Zeitung lag. Im Raum herrschte angespannte Stille, als er den Artikel noch einmal überflog. »Ich hatte die törichte Hoffnung gehegt, es könnte sich um ein wahnwitziges Hirngespinst meinerseits handeln«, murmelte er, als er fertig war.
Er rollte das Blatt zusammen und trommelte damit gegen sein Bein, während er dastand und Constance ansah. »Natürlich hast du das verfasst.«
Sie nickte. »Schon vor Wochen, vor der Hochzeit.«
Sein Zorn siegte über seine Fassung. »Um Himmels willen, Frau, hast du völlig den Verstand verloren?«
Jetzt war es um Constances Nachsicht heischende Haltung geschehen. »Sprich nicht in diesem Ton mit mir, Max! Ich möchte nicht auf eine derart herablassende Art Frau genannt werden.«
Prudence und Chastity, die einen Blick wechselten, setzten sich nebeneinander auf das Sofa und betrachteten das streitbare Paar mit unverhohlenem Interesse.
»Was soll ich denn sagen?«, stieß Max hervor. »Hättest du mich nicht darauf vorbereiten können, dass du es auf Barclay abgesehen hast? Es ist eine bösartige Attacke auf ein ehrenwertes...«
»Warte...«, unterbrach Constance ihn, und ihre Schwestern sprangen auf.
»An Barclay ist nichts Ehrenwertes«, widersprach Prudence, deren sonst so bleicher Teint sich gerötet hatte. Ihre hellgrünen Augen sprühten vor Überzeugung . »Constance hat mit allen drei in dem Artikel erwähnten Frauen ein Gespräch geführt...«
»Und ich habe ihre Kinder und die erbärmlichen Umstände gesehen, unter denen sie leben«, erklärte Constance. »Sie haben nicht gelogen, Max.«
»Kannst du dir vorstellen, was es heißt, von deinem Arbeitgeber vergewaltigt und dann schwanger auf die Straße gesetzt zu werden, ohne Zeugnis... ohne Geld,
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