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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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wäre ein Anfang gemacht.« Sie wusste sehr wohl, was er beabsichtigte, aber sie würde nicht darauf eingehen. Er würde sie nicht aus dem Konzept bringen. Nach einem tiefen Atemzug fragte sie beiläufig: »Muss sie schön sein?«
    »Schönheit liegt im Auge des Betrachters.«
    »Keine abgedroschenen Phrasen, bitte. Spielt das Aussehen einer Frau eine Rolle für Sie?«
    »Lassen wir diese Frage. Ich wüsste keine Antwort darauf«, sagte er und klang zum ersten Mal ernst.
    Prudence zog die Schultern hoch. »Und wie steht es mit Bildung? Wie würden Sie diesen Punkt auf einer Skala von eins bis fünf bewerten?«
    »Tja, noch vor einer Woche hätte ich gesagt, zweieinhalb. Jetzt sage ich fünf.«
    Prudence notierte auch diese Aussage.
    Er sah sie wieder an. »Wollen Sie nicht wissen, was mich zu dieser Gesinnungsänderung bewogen hat?«
    »Nein«, sagte sie fest. »Das ist nicht relevant für uns. Welche Wesensart wäre Ihnen genehm?«
    »Ach, gefügig und sanft«, erklärte er entschieden. »Eine Frau, die ihren Platz kennt, die weiß, wann sie den Mund zu halten hat, die weiß, dass ich alles am besten weiß.«
    Das war zu viel. Prudence klappte das Notizbuch zu und schob es wieder in den Muff. »Nun, wenn Sie die Sache nicht ernst nehmen...«
    »Aber ich habe Ihre Frage beantwortet«, protestierte er. »Möchte man nicht meinen, dass ein so arroganter, streitlustiger und von sich eingenommener Kerl wie ich eine Gefährtin haben möchte, die diese Eigenschaften genießt...«
    »Eigenschaften«, unterbrach Prudence. »Das sind keine Eigenschaften, sondern Untugenden.«
    »Ach, ich sehe mein Unrecht ja ein.« An einem Wegweiser mit der Aufschrift HENLEY, 2 MEILEN bog er auf einen schmalen Weg ab.
    Prudence schwieg nun und betrachtete die vorüberziehende Herbstlandschaft durch ihre getönten Gläser, während der Wind an ihren von Pelz bedeckten Ohren vorbeipfiff. Die Felder waren braune Stoppelflächen, die Hecken strotzten vor Brombeeren und roten Stechpalmenbeeren.
    »Und diese Untugenden soll ich Ihrer Meinung nach haben?« Gideons in ruhigem Ton vorgebrachte Frage riss sie aus ihrem kurzen, unruhigen Tagtraum.
    »Ich sagte schon, dass mich an Ihnen nur interessiert, ob Sie diesen Prozess gewinnen können«, erwiderte sie.
    »Dann wollen wir von Ihnen reden«, sagte er. »Hat es Sie nie gereizt zu heiraten, Prudence?«
    »Was hat diese Frage mit unserem Prozess zu tun?«
    Er schien kurz zu überlegen, ehe er sagte: »Mir wäre es sehr recht, wenn Sie vor Gericht nicht den Eindruck einer übellaunigen, männerfeindlichen und verbitterten Frau machten.« Prudence atmete hörbar ein, er aber fuhr gelassen fort: »Wie ich schon sagte, müssen Sie damit rechnen, dass Barclays Verteidiger alles tun wird, um Sie im ungünstigsten Licht erscheinen zu lassen. Ich würde Sie gern als warmherzige, sozial gesinnte Frau zeigen, als eine, deren Anliegen es ist, die schwächsten ihrer Mitschwestern vor Demütigung und Ausbeutung zu bewahren. Eine resolute, aber nicht scharfzüngige Frau, die der männlichen Spezies ausschließlich Güte entgegenbringt - mit Ausnahme all jener natürlich, die Güte nicht verdient haben.«
    Plötzlich von Unsicherheit erfasst, rutschte Prudence auf ihrem Sitz hin und her. »Erscheine ich tatsächlich in so unvorteilhaftem Licht?«
    Wieder überlegte er, bevor er sanft sagte: »Gelegentlich. Wenn Sie angriffslustig sind. Sie sollten diese Reaktion lieber zügeln.«
    »Weil man mich bei Gericht provozieren wird?«
    »Ich glaube, Sie sollten darauf gefasst sein.«
    Prudence schwieg. Er hatte das Recht, sie darauf hinzuweisen, und sie konnte nicht umhin, den Wahrheitsgehalt des Gesagten anzuerkennen. Dennoch war es eine verdammt unangenehme Erkenntnis.

12
    Sie hatten die Hauptstraße von Henley-on-Thames erreicht. Auf den Bürgersteigen drängten sich Sonntagsspaziergänger, während die Sonnenanbeter über die grünen Uferwiesen promenierten. Ein paar Ruderboote schwammen auf dem Fluss, und Prudence spürte, dass die Luft nun viel wärmer war. Das konnte natürlich damit zusammenhängen, dass sie ganz langsam dahinfuhren und sie sich in ihrem Pelz wie ein Bär im Winterschlaf fühlte.
    Gideon drehte das Steuer und fuhr durch einen Torbogen in den gepflasterten Innenhof eines elisabethanischen Fachwerkhauses, in dem ein Gasthof untergebracht war. Er stellte den Motor ab und sprang aus dem Wagen. Prudence hatte es zu eilig auszusteigen, als dass sie seine Hilfe abgewartet hätte, und widerstand dem

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