Die Perfekte Braut
doch nichts von ihr erzählt.« Ärger schwang in ihrem Ton mit.
»Sie haben ihren Namen genannt. Ich vergaß zu erwähnen, dass Namen für mich sehr wichtig sind. Vielleicht sollten Sie sich das in Ihrem Büchlein notieren. Ich könnte unmöglich mit jemanden zusammenleben, der Lavender heißt.«
»Das ist absurd. Sie könnten ihr ja einen anderen Namen geben... einen Kosenamen.«
»Ich finde Kosenamen widerlich«, erklärte er. »Außerdem würden alle anderen sie Lavender rufen. Es würde mich ständig verfolgen.«
»Wenn Sie immer nur mit wenig stichhaltigen Einwänden kommen...« Sie hielt plötzlich inne. Ihre Beharrlichkeit ließ sie geradezu lächerlich wirken, und sie wollte ihm nicht über Gebühr Gelegenheit zu Hohn und Spott liefern.
Er schien jedoch keine Ermutigung zu brauchen und fuhr in ihr eisiges Schweigen hinein unbeirrt fort: »Die Namen der Tugenden finde ich sehr reizvoll. Hope...«
»Hoffnung ist keine Tugend«, fuhr Prudence ihn an.
»Ach, ich glaube, dass ein hoffnungsvolles Wesen auch ein tugendhaftes ist«, wandte er ein. »Aber Chastity ist ein ansprechender Name; Patience natürlich auch. Ach, und nicht zu vergessen Prudence. Ein sehr ansprechender Name, wenn auch Verstand eine eher trockene Tugend ist.«
Prudence verschränkte die Hände im Muff, entschlossen, sich ein Lächeln zu verkneifen.
Er sah sie an Und grinste. »Kommen Sie. Ich sehe doch, dass Sie lachen möchten, Ihre Augen blitzen.«
»Sie können hinter dieser Brille unmöglich sehen, was meine Augen machen.«
»Ich kann sie mir gut vorstellen. Ihr Mund bebt unmerklich, und wenn er das tut, dann blitzen Ihre Augen. Das ist mir schon öfter aufgefallen.«
»In Anbetracht dessen, dass ich in Ihrer Gesellschaft nur wenig Gelegenheit hatte zu lächeln, halte ich dies für eine wenig wahrscheinliche Beobachtung.«
»Es war als Kompliment gedacht«, sagte er in fast flehendem Ton.
»In diesem Fall um ein leeres.« Sie kuschelte sich tiefer in ihren Mantel, als er aufs Gaspedal trat und der Wind vorüberpfiff.
»Sie sind eine sehr eigensinnige Frau«, meinte Gideon. »Ich hatte einen vergnüglichen Tag geplant, und Sie tun Ihr Möglichstes, um ihn zu verderben.«
Prudence drehte sich auf ihrem Sitz seitlich um. »Sie hatten einen vergnüglichen Tag geplant. Ohne mich auch nur mit einem Wort zu fragen. Ohne auch nur einen Moment zu überlegen, ob ich schon Pläne habe oder einen anderen Wunsch. Und jetzt beschuldigen Sie mich, die ich praktisch mitgezerrt wurde, Ihre Pläne zu sabotieren. Sie sagten, wir wollten an dem Fall arbeiten.«
»Nun, das tun wir auch, aber leider geht es nicht so gut, wie ich gehofft hatte. Ich wollte sehen, wie Sie sind, wenn Sie sich entspannen, sich wohl fühlen, nicht in der Offensive... oder Defensive sind. Ich hatte gedacht, Sie würden mir diese Seite von sich zeigen, wenn ich die richtige Situation und Umgebung schaffe - falls eine solche Seite bei Ihnen überhaupt existiert«, setzte er ein wenig trocken hinzu . »Wenn nicht, ist es tatsächlich ein verlorener Tag.«
Prudence schwieg eine Weile und sagte dann: »Sie existiert. Warum müssen Sie sie sehen?«
»Weil wir aufgrund dieser Seite den Fall zu unseren Gunsten entscheiden können«, sagte er einfach. »Ich möchte die warmherzige, intelligente, mitfühlende Prudence Duncan im Zeugenstand. Können Sie mir die bieten?«
Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Prudence gab sich ihren Überlegungen hin und nahm an, dass er es ebenso hielt. Es war eine so einfache, vernünftige Erklärung, und sie fragte sich schon, warum sie sich dem Reiz dieses Ausflugs widersetzt hatte, warum sie seinen Bemühungen, sie zu bezaubern, zu entwaffnen, sie zu amüsieren so stur Widerstand entgegengesetzt hatte. Das war ja nicht nötig, wenn sein Ziel mit dem Prozess in direkter Beziehung stand.
Schließlich brach Gideon das Schweigen. »Es ist ein schöner Tag. Uns erwartet ein köstlicher Lunch, gefolgt von einer beschaulichen Bootsfahrt auf dem Fluss. Auf dem Rückweg werden wir das Dinner in Henley einnehmen, und dann dürfen Sie den Rest der Rückfahrt in Ihren Pelz gewickelt verschlafen. Können Sie dieser Aussicht widerstehen?«
»Sie ist unwiderstehlich«, gab sie zurück und spürte sogleich, wie sich die Spannung in den Schultern lockerte. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie verkrampft ihre Muskeln gewesen waren, so als hätte sie sich gegen etwas gestemmt. »Wenn Sie versprechen, mich nicht zu ärgern, lasse ich Sie meine andere
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