Die Perfekte Braut
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»Das kann ich nicht versprechen.« Er drehte sich lächelnd zu ihr um. »Manchmal ist es unbeabsichtigt. Wenn es passiert, bitte ich Sie, im Zweifelsfall zu meinen Gunsten zu entscheiden.«
»Na schön. Aber nur heute. Als Gegenleistung erwarte ich, dass Sie sich zwei Dinge anhören, die ich Ihnen bezüglich des Falles zu sagen habe. Wir müssen sie nicht diskutieren, aber Sie müssen sie anhören, damit Sie sich überlegen können, was wir tun sollen.«
»Schießen Sie los.«
»Erstens wird mein Vater als Leumundszeuge für Barclay aussagen.« Sie wartete auf seine Reaktion, doch außer einem Nicken kam keine. »Sehen Sie nicht, wie peinlich... nein, wie schrecklich das ist?«
»Eigentlich nicht.«
»Aber Sie werden meinen Vater angreifen müssen.«
»Gewiss, ich werde versuchen, seinen Glauben an die Redlichkeit seines Freundes zu erschüttern.«
»Aber Sie werden meinen Vater nicht attackieren?«
»Wenn er es nicht herausfordert...«
Prudence ließ dies auf sich wirken. Was ihr als grässliche Aussicht erschien, nahm er ganz sachlich und ruhig hin. »Ich befürchte, dass er mich... oder vielmehr meine Stimme erkennt«, sagte sie nach einer Weile. »Ich weiß nicht, ob ich mich gut genug verstellen kann, um ihn zu täuschen.«
»Was hatten Sie sich vorgestellt?«, fragte er neugierig.
Prudence gluckste vor Lachen. Sie hatten beschlossen, dass sie den Akzent benutzen sollte, dessen sich auch Chastity bei der Zusammenkunft mit ihrem ersten zahlenden Klienten bedient hatte. Anonym, ganz am Anfang ihres Kontaktabenteuers.
»Ach, ich bin aus Paris, moi. En France stellt man den Damen keine solchen Fragen. Non, non, c'est pas, comme il faut, Sie verstehen? Die Mayfair Lady, sie ist sehr respectable. Vraiment respectable. Ehrenwert, sagt man hier, n'est-cepas?«
»Können Sie das durchhalten?«, fragte Gideon, der mit einem Lachanfall kämpfte.
»Ich wüsste nicht, warum nicht«, erwiderte Prudence obenhin. »Mein Französisch reicht, um verwirrende Brocken einzustreuen, ohne dass mein Gerede ganz unverständlich wird. Ich halte das für eine gute Idee.«
»Eine geheimnisvolle, verschleierte Französin«, sagte Gideon nachdenklich. »Das wird Neugier wecken. Es wird Sie vielleicht auch sympathischer machen. Der Durchschnittsengländer ist von dem - wie soll ich sagen - ein wenig freizügigen Ruf der französischen Damenwelt fasziniert. Man wird den in The Mayfair Lady präsentierten Ansichten weniger kritisch gegenüberstehen, wenn sie von einer Ausländerin geäußert werden. Von einer Frau, die man ohnehin als extravagant einstuft.«
»Dann ist diese Strategie insgesamt also geschickt«, erklärte Prudence.
»Insofern Sie sie im Verlauf eines unbarmherzigen Verhörs durchhalten.«
»Ich werde mit meinen Schwestern üben«, versprach sie.
»Es wird auch darauf ankommen, ob Ihre Identität zur Zeit des Prozesses noch unbekannt ist«, rief er ihr in Erinnerung. »Wie ich schon sagte, müssen Sie damit rechnen, dass der Kläger alles tun wird, um Ihre Identität aufzudecken. Vermutlich hat man bereits Ermittlungen gegen Sie eingeleitet.«
»Nächste Woche werden wir wissen, ob es an den verschiedenen Verkaufsstellen der Zeitung ungewöhnliche Anfragen gab.«
»Vernünftig«, sagte er. »Und was wäre der zweite Punkt?«
Prudence griff in den Muff nach der Notiz des Earl of Barclay und gab sie ihm. »Undatiert, aber mit Sicherheit schon älter.«
»Das reicht nicht«, stellte er fest. »Bringen Sie mir Belege über Zahlungen, bringen Sie Daten, finden Sie heraus, was Ihr Vater gekauft hat. Ohne hieb-und stichfeste Beweise fasse ich die Sache nicht an.«
»Sie können ja den Earl darüber befragen«, sagte sie ungehalten, weil er sie trotz Ihrer Abmachung so brüsk abwimmelte. »Ihn ein wenig verunsichern.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, das reicht nicht einmal, um das Thema zur Sprache zu bringen. Da müssen Sie schon tiefer schürfen.«
»Zufällig habe ich die Vollmacht, die Bankunterlagen zu sichten. Am Montag gehe ich zur Bank.«
»Wie haben Sie denn das geschafft?« Sein Erstaunen war echt.
Prudence schmiegte sich tiefer in ihren Mantel und stellte den Kragen auf. »Ich musste einen Trick anwenden. Stolz bin ich nicht darauf, also belassen wir es dabei.«
»Natürlich«, sagte er sofort. »Frieren Sie?« Seine ruhige Stimme klang nun besorgt und einfühlsam.
»Ein wenig«, gestand sie, obwohl sie nicht so sehr körperliche, sondern vielmehr eine innere Kälte
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