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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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ihrem Strafverteidiger keine Geheimnisse, konnten keine haben. Er wusste bereits um die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hatten, und kannte die Gründe. Was er nicht wusste, war der Umstand, dass man Lord Duncan darüber in seliger Unwissenheit beließ.
    Sie wartete, bis der erste Gang serviert war, und erklärte dann, langsam ihre Suppe umrührend, die Situation in allen Einzelheiten. Gideon, der Makrelenpastete auf einen Toast strich, hörte kommentarlos zu, bis sie verstummte und sich ausschließlich ihrer Suppe widmete.
    »Tun Sie Ihrem Vater wirklich einen Gefallen, wenn Sie ihn in Ahnungslosigkeit belassen?«, fragte er dann.
    Prudence verspürte den vertrauten Stachel des Ärgers. In seinem Ton schwang Kritik mit. »Wir glauben es zumindest«, erwiderte sie spitz.
    »Ich weiß, es geht mich nichts an«, sagte er. »Aber zuweilen ist die Perspektive eines Außenstehenden hilfreich. Sie und Ihre Schwestern sind so tief in die Situation verstrickt, dass Ihnen vielleicht etwas entgeht.«
    »Das glauben wir nicht«, sagte sie in unverändertem Ton, wohl wissend, dass sie klang, als müsse sie sich verteidigen. Sie verlieh seiner Kritik so Glaubwürdigkeit, und doch konnte sie nicht anders. »Wir kennen unseren Vater zufällig sehr gut. Und wir wissen auch, was unsere Mutter sich gewünscht hätte.«
    »Wie schmeckt die Suppe?«, fragte er ruhig.
    »Sehr gut.«
    »Und der Wein? Ich nehme an, er findet Ihren sachkundigen Beifall.«
    Sie sah ihn scharf an und sah, dass er beschwichtigend lächelte. Da ließ sie ihren Arger fahren und sagte: »Ein edler Roter.«
    Nach dem Essen bummelten sie durch die Stadt und hinunter zur Folly Bridge, wo Gideon ein Boot mietete.
    Prudence betrachtete das la nge, Punt genannte Flachboot und die unhandliche lange Stange mit einigem Bangen. »Können Sie damit auch wirklich umgehen?«
    »Seinerzeit schon. Ich nehme an, es verhält sich dabei wie mit dem Radfahren«, sagte er, trat ins flache Heck und streckte eine Hand aus. »Trachten Sie, in der Mitte zu landen, damit es nicht schaukelt.«
    Sie ergriff die dargebotene Hand und stieg vorsichtig ins Boot, das trotz ihrer Vorsicht unter ihrem Gewicht beunruhigend schwankte.
    »Setzen Sie sich«, wies er sie rasch an, und sie ließ sich sofort auf einem Berg Kissen am Bug nieder; sie waren erstaunlich weich.
    »Ich fühle mich wie eine Konkubine im Serail«, sagte sie und streckte sich lässig aus.
    »Da wäre die Aufmachung nicht passend«, bemerkte Gideon und nahm vom Bootsvermieter eine monströs lange Stange entgegen.
    Ein Boot mit einem Studententrio näherte sich, als Gideon vom Ufer abstieß. Der Ruderer schob seine Stange energisch in den Schlamm, schaffte es jedoch nicht, sie rechtzeitig wieder herauszuziehen, sodass das Boot unter ihm anmutig davonglitt und er mitten im Fluss an der Stange hing. Die Zuschauer am Ufer spendeten lebhaften Beifall, und Prudence sah mit einigem Mitgefühl, wie der glücklose Panter das Einzige tat, was ihm übrig blieb - er ließ sich ins Wasser fallen, während sein Boot ein Stück weiter strandete.
    »Können Sie das wirklich?«, fragte sie Gideon abermals.
    »Ach, Sie Kleingläubige«, schalt er sie. »Nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich kein grüner Student mehr bin.«
    »Nein, das sind Sie sicher nicht.« Sie sah ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen an. »Ich bezweifle, ob Sie je einer waren.«
    Er gab keine Antwort, stieß nur die Stange ins Flussbett und ließ sie sofort mit einem natürlichem Gefühl für Rhythmus zurückgleiten. Prudence lehnte sich in die Kissen, vom Essen und dem Wein angenehm müde. Ihr fielen die Augen zu, als die Nachmittagssonne sie wärmte und alles in einen weichen goldenen Schein tauchte. Müßig ließ sie die Hand durch das kalte Flusswasser gleiten und lauschte den Lauten der Welt um sie herum - Gelächter und Stimmen, Vogelgezwitscher, das stetige, rhythmisch plätschernde und gurgelnde Geräusch der Stange. London schien weit weg, und die frische Kühle der Fahrt am Morgen war bloß noch Erinnerung.
    Allmählich gewahrte sie, dass die anderen Punt-Fahrer nicht mehr zu vernehmen waren und es nur mehr die Flussgeräusche gab, das Geschnatter einer Stockente, das Trillern einer Lerche. Langsam schlug sie die Augen auf. Gideon beobachtete sie mit einem intensivem und eindringlichem Blick. Automatisch nahm sie die Brille ab, um sie mit ihrem Taschentuch blank zu reiben.
    »Ist etwas? Habe ich einen Fleck auf der Nase? Spinat in den

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