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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Zähnen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts ist. Ganz im Gegenteil.«
    Prudence setzte sich aufrechter hin. In den Tiefen dieser durchdringenden grauen Augen lauerte etwas, das ihr erregende Schauer über den Rücken jagte und ihre Kopfhaut prickeln ließ. Sie hatte das Gefühl unmittelbarer Gefahr. Paradoxerweise fühlte sie sich aber nicht bedroht. Ihr Blick schien mit dem seinen verbunden, sie konnte ihn nicht abwenden.
    Lieber Gott, worauf habe ich mich da eingelassen ?
    Mit äußerster Willensanstrengung riss sie ihren Blick los und zwang sich, ihre Umgebung scheinbar müßig zu betrachten, wobei sie ihre Brille wieder aufsetzte. Sie hatten eine Stelle erreicht, an der der Fluss sich an einem kleinen Eiland gabelte.
    Gideon nahm die linke Abzweigung, und das Boot glitt an einem mit saftigem Gras bewachsenen Ufer vorüber, das einladend zum Wasser hin abfiel. Ein wenig zurückgesetzt stand eine Hütte da. »Zu dieser Jahreszeit kann man gefahrlos diese Seite wählen«, sagte er leichthin, als hätte jener intensive, wenn auch wortlose Austausch nie stattgefunden.
    »Warum sollte sie nicht sicher sein?« Sie sah sich mit erwachender Neugier um.
    »Dort drüben liegt Parson's Pleasure«, erklärte er und deutete mit einer lebhaften Bewegung seiner freien Hand auf das grüne Ufer und die kleine Hütte. »Wäre das Wasser zum Schwimmen nicht zu kalt, müssten wir die andere Seite nehmen, aber sie ist nicht annähernd so malerisch.«
    Prudence sah ihn wachsam an. In seinem Ton schwang etwas Spitzbübisches mit, eine Andeutung von Gelächter. »Was hat denn das Schwimmen damit zu tun?«, fragte sie wohl wissend, dass er mit dieser Frage rechnete. Sie kam sich wie ein Stichwortgeber in einer komischen Varietenummer vor.
    »Parsons's Pleasure ist der private Badeplatz für männliche Universitätsmitglieder. Da die Stelle ausschließlich Männern vorbehalten ist, gilt Badebekleidung hier als unnötig«, eröffnete er ihr mit einer gewissen Feierlichkeit. »Frauen sind daher Bootsfahrten auf diesem Abschnitt des Cherwell verboten.«
    »Wieder ein Paradebeispiel für männliche Privilegien«, bemerkte Prudence. »Aber ich verstehe nicht, wie man Frauen diesen Teil des Flusses verbieten kann. Wir leben in einem freien Land, das Wasser gehört niemandem.«
    »Ich dachte mir schon, dass Ihre Reaktion so ausfallen würde«, erwiderte er. »Und Sie sind bei weitem nicht die Erste. Wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen eine Geschichte.«
    »Ja, gern«, sagte sie und lehnte sich wieder in die Kissen. Die Gefahr schien momentan gebannt, obwohl sie weder blind noch dumm genug war, um sich nicht vorstellen zu können, dass sie nicht wieder aufflackern würde.
    »Also... als sich an einem herrlichen, heißen Sommertag einige geistliche Herren an diesem Uferabschnitt ungehemmt vergnügten, beschlossen ein paar unternehmungslustige Damen, gegen dieses Bollwerk männlicher Privilegien, wie Sie es nannten, auf ihre Art zu protestieren.«
    Prudence schmunzelte. »Sie stakten vorüber?«
    »Genau. Obwohl sie ruderten, glaube ich. Jedenfalls sollen alle Herren aufgesprungen sein und sich Handtücher vor ihre delikaten Stellen gehalten haben, alle bis auf einen berühmten Gelehrten, der allerdings ungenannt bleiben soll. Er reagierte, indem er sich das Handtuch um den Kopf wickelte.«
    Prudence bewahrte mit Mühe ein ernstes Gesicht. Ein ehrbarer Gentleman konnte einer ehrbaren Dame diese Geschichte unmöglich erzählen. Das Bild war jedoch von schier köstlicher Absurdität.
    Gideons Miene blieb ungerührt, seine Stimme ernst, als er fortfuhr: »Auf die Frage seiner Kollegen, warum er so reagiert habe, soll der Gelehrte entgegnet haben: >In Oxford bin ich für mein Gesicht bekannte«
    Prudence versuchte es. Sie versuchte mit aller Kraft, ihn mit regloser Missbilligung anzustarren. »Das ist eine höchst unanständige Geschichte«, erklärte sie mit bebender Stimme. »Für die Ohren einer Dame gänzlich ungeeignet.«
    »Mag schon sein«, gab er ihr freundlich Recht. »Aber ich bezweifle, dass die Mayfair Lady sie nicht als köstlich und amüsant einstufen würde.« Seine Augen lachten sie an. »Ich glaube nämlich, dass an der Mayfair Lady nichts damenhaft ist. Sie können mich nicht täuschen, Miss Prudence Duncan. An Ihnen ist nicht eine einzige prüde und spröde Faser. Und an Ihren Schwestern genauso wenig.«
    Prudence gab den Kampf auf und fing zu lachen an. Auch Gideon lachte. Er war so abgelenkt, dass die Stange seinen Händen

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