Die Perlenzüchterin
leichthin. »Vielleicht wirst du Professor, hm?«
»Klar … Und du bist also heute wieder bei deinem Vater im Büro eingesprungen?«
Bobby wurde ernst. »Genau. Und ich hatte einen Besucher mit schlechten Neuigkeiten. Die Leiche, die sie vor einer Weile draußen bei Twelve Mile gefunden haben, das war der Typ, den ich herumgefahren habe.«
»Der sich verirrt hatte?«
»Genau. Der deutsche Tourist, Matthias. Mann, er war ein netter Kerl. Keine schöne Neuigkeit, was?«, meinte Bobby. »Ist mir völlig schleierhaft, warum er ermordet wurde.«
»Geld«, schlug Eugene vor. »Er könnte in der internationalen Drogenszene gewesen sein.«
»Ist das der Bursche, der das Kästchen mit dem Sonnensymbol bei sich hatte? Mit der geheimnisvollen Schrift darin?«, wollte Palmer wissen.
»Genau der. Na ja, schätze, jetzt kann ich’s behalten. Ich nehme nicht an, dass es was wert ist. Vielleicht kann ich es seiner Familie geben, wenn sie kommt. Ich frage mal die Polizei«, sagte Bobby.
»Wo wir gerade davon sprechen: Ich sollte mal meinem Kumpel an der Universität auf die Finger klopfen, ob er die Kopie von diesen paar Zeilen entziffern konnte. So was interessiert mich ungemein«, sagte Palmer.
»Was glauben Sie, wo die Sonne herkommt? Wo sie angefertigt wurde?«, fragte Bobby Palmer.
»Sie ist eindeutig nicht europäisch, schon eher aus dem Mittleren Osten.«
Bobby war nachdenklich. »Der Detective hat nach dem Freund gefragt, den Matthias auf der Bradley-Farm treffen wollte. Hajid sah schon irgendwie orientalisch aus. Allerdings ist er verschwunden.« Er sah Palmer und Eugene an. »Komisch, was?«
»Vielleicht gibt uns die Botschaft in dem Sonnensymbol einen Hinweis«, meinte Palmer. »Und jetzt lasst uns was zu essen bestellen.«
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Kapitel elf
Der Samstagvormittag fühlte sich anders an als die übrige Woche. Allerdings verlor Sami rasch den Überblick über die Tage und Wochen in Broome. Ein perfekter Tag folgte auf den anderen. Sie und Pauline schlenderten durch das Boulevard Shopping Center. Eine Menschentraube vor einem Geschäft erregte ihre Aufmerksamkeit. Ein Schild im Schaufenster verkündete: »Das Paradies ist hier.« Ein großes Foto von einem jungen, schönen Paar in tropisch-bunter Kleidung der Marke Paradise untermauerte die Behauptung.
Als die jungen Frauen einen Blick ins Geschäft warfen, sahen sie, dass dort keinerlei Waren auslagen. Menschen saßen still darin, unter ihnen Gaye Wotherspoon. Pauline winkte ihr zu, und sie kam zur Tür.
»Was ist denn hier los?«
Gaye legte einen Finger an die Lippen. »Da drin ist ein tibetischer Mönch und macht ein Mandala. Ihr wisst schon, ein Sandbild. Wir müssen leise sprechen, damit wir ihn nicht in seiner Konzentration stören.«
Pauline stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Leute im Geschäft hinwegsehen zu können, und erblickte einen kleinen Mann mit kahl geschorenem Kopf und safranfarbenem Gewand, der an einem niedrigen Tisch saß. »Warum ist der hier?«
»Ein Sandmandala anzufertigen, ist eine Segnung. Wir wollen das mit den Leuten hier teilen. Wenn es fertig ist, wird es bei einer kleinen Zeremonie ins Meer geworfen.«
»Nach der ganzen Arbeit!«, rief Sami. »Wie ist er hierher gekommen?«
»Es gibt in Broome einen losen Zusammenschluss von Buddhisten, und ein paar hiesige Geschäftsleute sponsern jedes Jahr einem Mönch den Flug und die Unterbringung. Ein Mandala ist wie der Sitz einer Gottheit. Es ist ein Verfahren, um das alltägliche Chaos in förderliche Weisheit umzuwandeln.«
»Ehrgeiziges Vorhaben«, kommentierte Sami.
»Kommt und seht zu.«
Sami und Pauline stellten ihre Sandalen zu den übrigen Schuhen an die Tür und fanden einen Platz, von dem aus sie den jungen Mönch beobachten konnten. Er saß vor einem Brett, auf dem ein kunstvolles Sandbild entstand. Innerhalb des großen runden Bildes befanden sich viele winzige geometrische Muster. Der Mönch füllte einen Strohhalm mit farbigen Sandkörnern und brachte sie damit behutsam in das Bild ein, um die einzelnen Muster zu vervollständigen.
»Wie färbt er den Sand?«, wollte Sami wissen.
»Ich glaube, er hat Kieselsteine, Erde, Blumen und Gräser pulverisiert«, erwiderte Gaye. »Früher hat man kostbare Edelsteine benutzt.«
Der junge Mönch, der nussbraune Augen, glatte Haut und ein warmes Lächeln hatte, legte das Sandröhrchen hin und hob seine Hände an die Lippen. »Wir wollen uns nun von der Weisheit und der Energie des Sandes segnen lassen.«
Die
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