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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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war wirklich scharf darauf, zum Rennen auf der Bradley-Farm zu kommen. Er wollte dort jemanden treffen. Bestimmt ein Freund, der auch hier rumreist.«
    »Sehr wahrscheinlich«, sagte Farouz, als wäre dieser Teil des Gesprächs damit für ihn abgeschlossen. »Ist Clarrie Ching Ihr Vater?« Bobby nickte, und Farouz lächelte. »Wir kennen uns. Ich hab früher Sachen für Clarrie befördert, Ausrüstung für die Bergleute, bevor er die Lastwagen gekauft hat. Arbeitet er noch?«
    »Falls Sie es arbeiten nennen, wenn man den ganzen Tag in einem Büro vorm Computer hockt, ja.«
    »Wir leben in einer sich rasch wandelnden Welt«, versetzte Farouz. Er trank seinen Tee aus und warf einen Blick zur Sonne. »Ich muss bald weiter. Ich werde den ganzen Vormittag über gehen, dann ein Lager aufschlagen, und in der Kühle des Abends weitergehen.«
    »Haben Sie Ausreißer eingefangen?« Bobby deutete auf die Fohlen.
    »Frische Zuchttiere. Jetzt sind wir unterwegs zu meinem Haus in den Dünen bei Broome. Sie sagen, Sie haben die Hilfe sicher organisiert?«
    »Keine Sorge. Danke. Die Leute aus Broome sollten bald auftauchen. Das hab ich alles gestern Nachmittag organisiert.«
    »Das könnte eine langsame Rückfahrt werden, wenn man Sie abschleppen muss.«
    »Nicht so langsam wie Ihre Wanderung, Kumpel.«
    Beide lachten und gingen hinüber zu den Kamelen. Farouz rückte das Gepäck zurecht, prüfte die Leinen und wollte gerade aufbrechen, als ein Muster, das in die verblichene Satteldecke eines Kamels gewebt war, Bobbys Aufmerksamkeit erregte. Es kam ihm bekannt vor.
    »Was ist das für ein Muster auf der Decke, Farouz?«
    Der alte Mann klopfte darauf, und eine kleine Staubwolke erhob sich. »Das ist aus der alten Heimat, Afghanistan. Danke für den Tee. Alles Gute, Bobby.«
    »
Latscho drom.
Gute Reise, Farouz.«
    Bobby goss den restlichen Tee in einen Blechbecher und setzte sich unter die Zeltplane, um über Matthias nachzudenken. Er dachte dabei auch an die sonderbare Sonne in dem Kästchen. Und da ging ihm auf: Das Schmuckstück, die Sonne mit ihren knospenden Strahlen, war beinahe identisch mit dem Muster auf der Satteldecke von Farouz’ Kamel.
    »Hol mich der Teufel«, sagte er erstaunt zu sich. »Was hat das nun wieder zu bedeuten?«

[home]
Kapitel zwei
    Vor dem Hintergrund der im Indischen Ozean untergehenden Sonne hoben sich die Reihe der Kamele und der auf ihnen reitenden Touristen als schwarze Silhouetten ab. Ein Mann führte sie zu Fuß über die Rasenflächen am Rand des Resorts. Das absurde Rücklicht am letzten Kamel blinkte rot im spektakulären Sonnenuntergang.
    Am berühmtesten Aussichtspunkt von Broome – der Sunset Bar des Cable Beach Club – versammelten sich Gäste, Touristen und Einheimische, während die Kamele vorüberzogen. Viele Zuschauer erhoben grüßend ihre Gläser, lächelten einander zu und beglückwünschten sich gegenseitig dazu, einen weiteren Tag im Paradies verbringen zu können.
    Lily hob ihr Glas gekühlten Weißweins, hielt jedoch inne, um zu beobachten, wie der Wein im Licht des Sonnenuntergangs einen tiefen Goldton annahm. »So sind die Farben immer am schönsten: ein paar Wolken, an denen die Strahlen sich brechen, kein Wind. Der perfekte Abschluss für diesen Tag, findest du nicht?«
    Dale beugte sich zu ihr hinüber. »Komm zurück, lebe hier. Du weißt, dass deine Wurzeln hier sind.«
    Lily blickte aufs Meer hinaus und zögerte mit der Antwort. Versonnen streichelte sie die prachtvollen Perlen auf ihrer Leinenbluse. Die weich glänzenden Kugeln schienen das Licht einzufangen, sodass ihr Glanz einen satten, cremigen Goldrosaton annahm. »Ich habe in Sydney noch Verpflichtungen.«
    »Gib sie auf, Lily. Nach so vielen Jahren kann es doch nicht mehr die höchste Erfüllung sein, ein medizinisches Labor zu leiten. Du bist noch nicht zu alt, um dir eine neue Existenz aufzubauen.«
    Genau das hatte Dale Cavendish nämlich erfolgreich getan.
    Er hatte seine Arbeit in der Baubranche in Mount Isa aufgegeben und war nach Broome gezogen, wo er zunächst Angeltouren ausrichtete. Dann war er ins Geschäft mit schweren Maschinen eingestiegen, und nun war er ein bedeutender Bauzulieferer. Er hatte sich hinter dem Cable Beach ein imposantes Haus gebaut und die erste Tourismus- und Erschließungswelle in Broome genutzt. Nun musterte er seine elegante Begleiterin. Mit Anfang fünfzig war Lily Barton schön, sanft und energiegeladen. Sie wirkte um Jahre jünger, doch ihre Augen ließen eine gewisse

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