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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Verräterin bin?“, fragte
Barsine.
    Überrascht starrte Paruschjati sie an. „Das hast du mich
schon einmal gefragt, in Ägypten. Ich habe dir geantwortet, dass es nicht so
ist.“
    „Damals warst du noch ein Kind. Ich dachte, du hättest deine
Meinung inzwischen vielleicht geändert. Seit ich aus dem Osten zurück bin, bist
du mir ausgewichen. Und wenn du es nicht vermeiden konntest, mit mir zu reden,
war es immer, als ob eine unsichtbare Wand zwischen uns stand. Warum?“
    „Das war nicht der Grund“, sagte Paruschjati und fühlte eine
tiefe Beschämung. „Es war nur … Ich dachte … nun, ich dachte, du nimmt es mir
vielleicht übel, dass der König mich geheiratet hat und nicht ….“ Sie brach
verlegen ab.
    „… und nicht mich?“ Barsine war stehen geblieben und sah
Paruschjati mit ernstem Gesicht an. „Warum glaubst du, dass ich dir das
übelnehme? Weißt du denn nicht, wie wichtig mir unsere Freundschaft ist?“
    „Dann bist du also nicht eifersüchtig auf mich?“
    „Aber nein! Im Gegenteil, ich freue mich, denn nun können
wir beide immer zusammen sein. Aber die Entfremdung zwischen uns hat mir
wehgetan. Deshalb war ich froh, dass du mich eben gegen Apamas Vorwürfe in
Schutz genommen hast.“ Sie nahm Paruschjatis Hand und drückte sie. „Lass uns
die große Versöhnung, von der Alexander und die Königinmutter träumen, nutzen,
um einander wieder so nahe zu kommen, wie wir es früher waren. Du und ich, wir
werden Freundinnen bleiben, was immer die Zukunft bringt!“
    Am Durchgang zum Innenhof gab es eine Bewegung. Ein Schwarm
von Eunuchen quoll herein, schwenkte Wedel und Fächer und drängte wie eine
Flutwelle, die in eine Bucht rollt, alle Anwesenden an die Wände des Saales.
Jeder, der mit der Etikette am Hof vertraut war, wusste, dass eine hochrangige
Persönlichkeit im Anmarsch sein musste, doch im ersten Augenblick konnte
Paruschjati sich nicht vorstellen, wer das sein konnte. Die einzige Person, der
ein derart pompöser Auftritt zustand, war der König, und der lag krank in
seinem Bett.
    Hinter den Eunuchen wurde eine Gruppe von Frauen im Eingang
sichtbar, an der Spitze eine gebeugte Gestalt in einem dunkelvioletten Gewand.
Sie trug eine hohe, mit Edelsteinen besetzte Zinnenkrone, aber keinen Schleier,
sodass ihr Gesicht und ihr schneeweißes Haar für alle sichtbar waren. Ein
Raunen ging durch die Menge.
    Mühsam schleppte sich die Königinmutter durch die Halle, auf
ihre beiden Enkelinnen gestützt. Als sie an Paruschjati vorüberkamen, bemerkte
sie, dass die alte Frau sogar noch gebrechlicher wirkte, als sie sie in
Erinnerung hatte. Ihr Gesicht war bleich und ausgezehrt, sie sah aus, als könne
sie jeden Augenblick zusammenbrechen.
    „Sobald sie hineingeht, geht ihr einfach mit“, flüsterte
jemand hinter ihr.
    Überrascht fuhr sie herum. Von allen unbemerkt, war
Peukestas hereingeschlüpft und hinter sie getreten.
    „War das etwa deine Idee?“, flüsterte Paruschjati.
    „Ich habe versprochen, euch hineinzubringen, und ich halte
mein Wort.“
    „Was hast du dir dabei gedacht? Jeder kann sehen, dass die
Königinmutter zu geschwächt ist, um das Bett zu verlassen. Dieser Auftritt
könnte ihren Tod bedeuten.“
    Peukestas schüttelte den Kopf. „Es war ihr eigener Wunsch zu
kommen. Sie will von Alexander Abschied nehmen. Sie hat ein Recht darauf. Und
sie ist die Einzige, die die Hofschranzen nicht abwimmeln können.“
    Auch Barsine warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, doch
dann nahm sie Herakles an die Hand. „Komm“, sagte sie zu Paruschjati und
drängte sich in den Schwarm von Dienerinnen und Eunuchen, der Sissingambri und
ihren Enkelinnen folgte. Sie näherten sich der Flügeltür, die sich gerade öffnete.
Der Leibwächter Lysimachos trat heraus, mit Oberhofmeister Chares im Schlepp.
    Sissingambri blieb stehen. „Ich möchte meinen Sohn, den
König, sehen“, erklärte sie mit fester und im ganzen Saal deutlich vernehmbarer
Stimme, die nicht zu ihrer gebrechlichen Gestalt zu passen schien.
    „Im Moment ist es ungünstig“, begann Lysimachos. „Der König
schläft und kann nicht gestört werden. Ich schicke dir eine Nachricht, sobald
er Besuch empfangen kann.“
    „Ich sagte, ich möchte meinen Sohn sehen“, wiederholte
Sissingambri sogar noch lauter. Ihr Gesichtsausdruck war hoheitsvoll, ihr Ton
unnachgiebig.
    Chares gab ein Räuspern von sich, und als Lysimachos zu ihm
hinüberschielte, schüttelte er den Kopf. Er hatte die Lage schneller erfasst
als der

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