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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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nicht überrascht. Perdikkas war es
im Grunde gleichgültig, in wessen Namen er herrschte, er konnte sich auch mit
‚König Philipp‘ arrangieren.
    „Aber das ist nicht alles“, fuhr Vidarna fort. „Wenn
Raukschana einen Sohn zur Welt bringen sollte, soll er ebenfalls König sein.“
    „Zwei Könige gleichzeitig?“, fragte Barsine verblüfft.
    „Zwei Könige gleichzeitig“, bestätigte Vidarna. „Auf so eine
verrückte Idee können nur diese verfluchten Fremden kommen. Zwei Könige, aber
keiner davon kann tatsächlich regieren. Doch wie gut, dass es Perdikkas gibt,
der sich selbstlos bereit erklärt, es für sie zu tun. Er wurde offiziell zum
Chiliarchen ernannt, aber Meleagros ist ihm gleich gestellt.“
    „Zwei Könige, zwei Regenten“, sagte Paruschjati sarkastisch.
Sie fragte sich, wie lange die beiden sich wohl einig bleiben würden. „Und
Antipatros?“
    „Bleibt Statthalter in Europa, während Perdikkas und
Meleagros für die Belange in Asien zuständig sind.“
    „Was ist mit Krateros? Er sollte Antipatros doch ablösen.“
    Alexanders renommiertester Heerführer befand sich irgendwo
auf halbem Weg zwischen Europa und Asien. Sein Pech war, beim Tod des Königs
nicht in Babylon gewesen zu sein. Doch da er bei den Soldaten äußerst beliebt
war, besonders bei denen von der Phalanx, konnte man ihn auch nicht einfach
übergehen.
    „Er wurde zum ‚Vorsteher des Königtums‘ ernannt.“
    „Was bedeutet das nun wieder?“
    „Das weiß anscheinend niemand so genau.“
    Was vermutlich bedeutete, dass mit dem Amt keine speziellen
Kompetenzen verbunden waren. Es sei denn, Krateros nahm sie sich. Er hatte
zehntausend Veteranen unter seinem Kommando, eine Größe, die nicht zu
vernachlässigen war. Paruschjati konnte sich nicht vorstellen, dass er sich so
einfach ausbooten ließ.
    „Perdikkas und Meleagros in Asien“, resümierte sie.
„Antipatros in Europa und Krateros irgendwo dazwischen. Damit ist es ihnen
gelungen, alle maßgeblichen Leute unter einen Hut zu bringen.“
    „Vielleicht gibt es jetzt doch noch dauerhaften Frieden“,
meinte Frataguna hoffnungsvoll.
    Nachdem sie und Vidarna sich zurückgezogen hatten, sagte
Barsine: „Wahrscheinlich werden die Straßen und der Fluss schon morgen wieder
frei sein. Hast du dich schon entschieden, wohin du gehen willst?“
    Paruschjati schüttelte den Kopf. „Ich bin noch zu schwach
zum Reisen. Morgen kann ich beim besten Willen nicht aufbrechen.“
    „Es muss nicht schon morgen sein. Wie ich schon sagte: Wir
warten, bis es dir besser geht.“
    Mit Barsine in den Westen zu gehen, war das, was Paruschjati
sich wünschte. Doch sie konnte nicht zulassen, dass ihre Freundin sich und
ihren Sohn in Gefahr brachte, indem sie ihretwegen ihre Flucht aufschob.
Schweren Herzens fasste Paruschjati einen Entschluss.
    „Du solltest so bald wie möglich aufbrechen. Du brauchst
nicht auf mich zu warten, denn ich werde nicht mit dir kommen. Mein Entschluss
steht fest: Ich gehe zu Parmusch nach Medien. Ich will, dass mein Kind in der
Heimat seiner Vorfahren aufwächst. Im Westen würde es stets ein Fremder sein.“
    Auf Barsines Gesicht zeichnete sich tiefe Enttäuschung ab,
doch dann lächelte sie tapfer. „Das verstehe ich. Der Osten ist deine Heimat,
wie meine der Westen ist. Trotzdem werde ich noch warten, bis du wieder gesund
bist.“
    „Nein!“, rief Paruschjati entsetzt. „Du musst sofort …“
    „Ich lasse dich nicht allein, keine Widerrede! Ich werde
erst aufbrechen, wenn ich die Gewissheit habe, dass du in Sicherheit bist.“
    „Das ist zu gefährlich! Was immer Frataguna hofft, wir beide
wissen, dass der Machtkampf weitergehen wird!“
    „Ja, er wird weitergehen, aber solange er nicht endgültig
entschieden ist, sind wir noch sicher. Perdikkas wird sich letztlich
durchsetzen, Meleagros ist ein toter Mann. Aber erst muss Perdikkas fest im
Sattel sitzen, bevor er Raukschana auf uns loslassen kann. Wenn er es vorher
tut, würde ihn das zu viele Sympathien kosten. Und das verschafft uns Zeit.
Nicht viel, nur ein paar Tage. Aber dir wird es mit jedem Tag besser gehen.“

19
    „Du kannst dir nicht vorstellen, wie verrottet das
babylonische Kanalsystem ist“, sagte der König, als er von seiner
Inspektionstour zurückkehrte. „Eindrucksvoll, aber verrottet. Aristobulos war
entsetzt. Er hat Pläne für eine grundlegende Sanierung entwickelt, und er
meint, nach ihrer Umsetzung wird das Bewässerungssystem für die nächsten
tausend Jahre

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