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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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fort, das Schwächegefühl hatte sich gebessert. Nur die
Langeweile war geblieben. Ein Ausflug, und sei er noch so kurz, war genau das,
was Paruschjati jetzt brauchte. Außerdem wollte sie die Gelegenheit nutzten,
Barsine ein paar Fragen zu stellen, und natürlich war sie auch neugierig auf
die versprochene Überraschung. Frataguna und Mannuja hatten im Gegenzug darauf
bestanden, dass sich Paruschjati auf einem Tragstuhl in die Gärten befördern
ließ. Jetzt saß sie neben Barsine bei einem der vielen künstlichen Wasserfälle,
die das Klima in den Hängenden Gärten so angenehm machten.
    „Einmal hatte ich sogar Gelegenheit, bei den Xanthika
zuzusehen“, fuhr Barsine fort. „Das war, als ich als Kind mit meiner Familie in
Makedonien im Exil war. Es ist eine Art Heerschau oder Parade. Die Armee
versammelt sich auf freiem Feld, nach Regimentern geordnet, und marschiert
zwischen den Hälften eines toten Hundes hindurch. Danach gibt es einen
Scheinkampf zwischen der Reiterei und den Fußtruppen.“
    „Eines toten Hundes?“ Frataguna verzog voller Abscheu
das Gesicht. Als Anhängerin Zarathuschtras konnte sie sich kaum etwas
vorstellen, was weniger rein war. „Und das bei einem Ritual, das angeblich der
Reinigung dient! Barbaren!“
    Wie meistens am frühen Abend war eine leichte Brise
aufgekommen. Faiduma stand mit dem kleinen Herakles Hand in Hand auf dem Rand
des Wasserbeckens, wo sie sich genüsslich nass sprühen ließen. Frataguna
schielte immerzu besorgt zu ihnen hinüber, ganz auf dem Sprung, für den Fall, dass
ihre dreizehnjährige Tochter in das etwa knietiefe Wasser fallen sollte.
    „Klingt interessant“, sagte Paruschjati zu Barsine. „Wollen
wir morgen früh hinausfahren und zusehen?“
    Frataguna gab ein Ächzen von sich. „Ausgeschlossen! Dafür
bist du noch viel zu schwach!“
    „Nein, mir geht es schon viel besser. Ich fühle mich gut und
würde mich noch besser fühlen, wenn nicht immer alle um mich herumscharwenzeln
würden.“
    „Das freut mich zu hören“, mischte sich Barsine ein, „dann
können wir bald …“ Sie brach ab. Paruschjati hatte ihr einen warnenden Blick
zugeworfen. Frataguna wusste noch nicht, dass sie plante, aus Babylon zu
verschwinden, und sie sollte es von ihr selbst erfahren. „Du würdest von den
Xanthika enttäuscht sein“, wechselte Barsine das Thema. „Nur Soldaten, die hin
und her trampeln und mit ihren Waffen rasseln. Ein Anblick, der allenfalls
jemanden beeindruckt, der drei Monate lang zum Meditieren in der Wüste war –
oder krank im Bett lag. Ich verstehe. Wenn du unbedingt willst, fahren wir
zusammen. Vielleicht bringt das Ritual ja auch tatsächlich etwas, und sie
schließen endlich Frieden. Dann hätte zumindest diese ständige Ungewissheit ein
Ende.“
    „Vidarna sagt, Perdikkas versucht, alle wichtigen Leute auf
seine Seite zu ziehen“, bemerkte Frataguna. „Von Gambija habe ich erfahren,
dass er sogar einen Bräutigam für seine schreckliche Schwester gefunden hat.
Wollt ihr wissen, wer der ‚Glückliche‘ ist? Attalos!“
    „Schade, ich dachte, Attalos ist ein Ehrenmann“, sagte
Paruschjati. „Nur ihm war es zu verdanken, dass es an der Bahre des Königs
nicht zu einem Blutbad gekommen ist. Ich habe gehört, dass auch Holkias
demnächst befördert wird. Er soll Taxiarch werden.“
    „Das habe ich auch gehört“, erwiderte Barsine. „Allerdings
ist im Moment noch keine Taxis frei, die er übernehmen könnte.“ Mit keinem Wort
ließ sie durchblicken, dass der unverhoffte Karriereschub Holkias den Mund
stopfen sollte – auch davon wusste Frataguna nichts. „Übrigens: Es gibt
Neuigkeiten von Ephippos.“
    Barsine gab einem ihrer Eunuchen ein Zeichen, und er
verschwand. „Als uns Nikobule heute freundlicherweise verraten hat, wo er zu
finden ist, habe ich sofort meine Leute zum Gasthof ‚Zur Gehenden Schlange‘
geschickt. Ephippos war dabei, seine Sachen zu packen. Offenbar hatte er es
eilig, doch meine Leute konnten ihn zu einem kleinen Umweg überreden.“
    Das also war die Überraschung, die Barsine versprochen
hatte.
    „Wer ist dieser Ephippos?“, erkundigte sich Frataguna.
    „Ein griechischer Schriftsteller“, antwortete Paruschjati.
„Er hat Gerüchte verbreitet, wonach es eine Verschwörung gegen das Leben des
Königs gegeben haben soll. Natürlich wollte er sich nur wichtigmachen.“
    Der Eunuch kehrte zurück, gefolgt von zwei Kollegen, die
eine griechisch gekleidete Gestalt in die Mitte genommen hatten und sie mit

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