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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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hatte sich inzwischen lässig zurückgelehnt und
musterte wieder die gewölbte Decke, als sehe er sie zum ersten Mal. „Möchtest
du wissen, wo wir hier sind? Nein? Ich verrate es dir trotzdem: in den Gewölben
unter den Hängenden Gärten.“
    Warum sagt er mir das? Sie war sich nun völlig
sicher, dass er sie töten würde. Sonst hätte er ihr niemals verraten, wo sich
sein Schlupfwinkel befand.
    Er fuhr fort: „Ich halte mich hier schon seit einiger Zeit
versteckt, musst du wissen. So hatte ich Gelegenheit, mich in diesen Gewölben
umzusehen. Ganz in der Nähe ist ein Einstieg in einen alten Abwasserkanal, der
zum Euphrat führt. Keine Angst, er ist inzwischen ausgetrocknet. Du wirst dir
also nicht die verwöhnten Füße schmutzig machen müssen. Sobald du zu Ende
gegessen hast, kann es losgehen.“
    Beinahe hätte sie sich verschluckt. Sie ließ die Schüssel
sinken. „Du willst mir helfen, obwohl ich dir nicht einmal eine Gegenleistung
bieten kann?“
    „Ich sagte ja, es ist kein gutes Geschäft für mich.“
    „Warum solltest du das tun?“
    „Sagen wir, der König hätte es so gewollt. Immerhin warst du
seine Frau, auch wenn ich nicht begreife, was er an dir gefunden hat, und
möglicherweise trägst du sogar sein Kind in dir. Der König hätte gewollt, dass
ich dich respektive euch in Sicherheit bringe.“
    „Erwartest du, dass ich dir das abnehme?“
    Er seufzte resigniert. „Nein, aber soweit ich sehe, hast du
keine Alternativen. Du kannst mein Angebot annehmen oder ablehnen, ganz wie du
willst.“
    „Wenn du mich angeblich retten willst, warum hast du dann
versucht, mich zu erwürgen?“
    „Wenn ich dich hätte erwürgen wollen, wärest du jetzt tot.
Ich wollte nur in Ruhe mit dir reden können. Hätte ich dich höflich um eine
Unterredung ersucht, wärest du schreiend davongelaufen.“
    In aller Ruhe aß Paruschjati den Brei zu Ende und kratzte
die letzten Reste aus der Schüssel. Bagauva hatte natürlich recht, sie hatte
nichts zu verlieren. Doch trotz ihrer ausweglosen Lage konnte sie sich einfach
nicht überwinden, ihm zu trauen. Er musste irgendeine Teufelei im Sinn haben,
zu hinterhältig, als dass sie sie sich vorstellen konnte.
    „Na schön“, sagte er, als spüre er ihr Misstrauen. „Ich
biete dir eine andere Erklärung. Ich nehme an, Aspamithra ist tot?“
    „Aspamithra?“ Sie hatte gar nicht gewusst, dass Bagauva und
ihr Hofmeister sich kannten. Ohne dass sie es wollte, stiegen ihr die Tränen in
die Augen. „Er ist in Ausübung seiner Pflicht gestorben.“
    „Das habe ich befürchtet. Aspamithra war ein sehr
pflichtbewusster Mensch. Als ich vor vielen Jahren an den Hof kam, da war er
der einzige Mensch, der anständig zu mir war. Er kümmerte sich um mich und
erklärte mir, was ich wissen musste, um am Hof zu überleben. Später, als ich zu
Macht und Ehren aufstieg, blieb Aspamithra der Einzige, der nie eine
Vergünstigung von mir erbat. Sagen wir, ich möchte einfach nur nicht, dass sein
Tod vergeblich war.“
    Paruschjati stellte die leere Schüssel ab. Sie hatte Bagauva
immer für einen intriganten Dreckskerl gehalten, doch plötzlich schien er
menschliche Züge anzunehmen. Hatte sie sich in ihm geirrt? „Ich dachte, du
hasst mich.“
    „Am Hof hasst jeder jeden. Was uns beide betrifft: Es war
nichts Persönliches.“
    „Warum warst du dann immer so gehässig zu mir?“
    „Du warst ja auch gehässig zu mir. Du hast mich immer
behandelt wie Ungeziefer.“
    Konnte es stimmen? Von Anfang an hatte sie ihn verabscheut.
Weil er ein Rivale um die Gunst des Königs war, aber auch weil sein Name sie an
die Schrecken ihrer Kindheit erinnerte. Hatte das sie blind für die
Wirklichkeit gemacht? War Bagauva vielleicht einfach nur ein Mensch, der
Schlimmes erlebt hatte und nun versuchte, das Beste daraus zu machen – so, wie
sie selbst? Nein, sie wusste zufällig genau, dass er ein Schurke und Intrigant
war.
    „Wie war das damals mit diesem Kschatrapavan?“, fragte sie.
    Er zog fragend die Brauen hoch.
    „Der, der auf deine Veranlassung hingerichtet wurde.“
    „Du meinst Orschin? Er war kein richtiger Kschatrapavan, er
hatte das Amt an sich gerissen, nachdem der rechtmäßige Inhaber gestorben war.
Statt seine Pflicht zu erfüllen, missbrauchte er seine Macht, um sich zu
bereichern. Er ließ sogar das Grab des Kurusch plündern. Der König war mit
Recht wütend auf ihn.“
    „Ich habe etwas anderes gehört. Orschin soll unschuldig
gewesen sein. Du hast ihn beim König

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