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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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erklärte Barschina
und lächelte. „Meine Mutter ist Memnons ältere Schwester. Davor war ich mit
meinem anderen Onkel verheiratet, Mentor. Von ihm habe ich eine Tochter und von
Memnon einen kleinen Sohn. Ihr seht, in meiner Familie sind alle teils Jauna,
teils Parsa, und keiner weiß genau, wer wie viel wovon ist.“
    Damaspia lächelte gezwungen und wechselte das Thema. Dass
Barschina gewissermaßen zu den Jauna gehörte, den geheimnisvollen Barbaren aus
dem Westen, erklärte ihr exotisches Aussehen und machte sie in Paruschjatis
Augen nur noch interessanter.
    „Wenn Memnon selbst zu den Jauna gehört, warum kämpft er
dann gegen sie?“, fragte sie.
    „Weil er dem Großkönig treu ergeben ist“, erwiderte
Barschina. „Viele Städte der Jauna stehen bereits seit langer Zeit unter der
Herrschaft des Großkönigs. Ihm haben sie es zu verdanken, dass sie in Frieden
und Wohlstand leben. Alexander und seine Krieger dagegen haben sie ohne jeden
Grund überfallen und ihr Land verwüstet.“
    „Die Jauna sind ja auch Barbaren“, rutschte es Paruschjati
heraus.
    „Meinst du?“ Barschina zog belustigt eine Braue hoch. „Wie
stellst du dir Barbaren denn vor?“
    „Sie tragen Felle statt Kleidern und wohnen nicht in
Häusern, sondern in Hütten. Aber das ist nicht das Schlimme an ihnen. Barbaren
sind grausam und hinterhältig, sie rauben und plündern, brennen Dörfer nieder
und töten die Menschen, sogar Frauen und Kinder. Sie haben kein Gefühl für Ehre
und Anstand, ganz anders als wir Parsa.“
    Barschina brach in Gelächter aus. Als sie sich wieder
beruhigt hatte, sagte sie: „Nicht alle Barbaren sind so. Die Jauna zum Beispiel
leben in Städten, sie tragen Kleider, keine Felle, und ihre Tempel sind fast so
groß und schön wie unsere Paläste. Sie wissen durchaus, was Anstand und Ehre
sind, nur richten sie sich in ihrem Leben nicht immer danach – genau wie wir
Parsa übrigens. Die meisten Jauna sind nicht viel anders als die meisten von
uns.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Als Mädchen habe ich lange bei ihnen gelebt. Vor vielen
Jahren hatte mein Vater Artavazda eine kleine Meinungsverschiedenheit mit
deinem Vater, dem damaligen Großkönig, deshalb musste er ins Exil gehen. Wir
flüchteten nach Makedonien und fanden Asyl am Hof von König Philipp, Alexanders
Vater.“
    „Dann kennst du diesen … Alaksanda also von früher?“
    „Als Kinder haben wir uns oft gesehen, ich war mit seiner
Schwester befreundet. Er ist ein paar Jahre jünger als ich.“
    „Was ist er für ein Mensch?“
    „Schwer zu sagen. Als ich aus Makedonien fortging, war er
noch ein Junge, etwa dreizehn. Das war vor, lass mich nachdenken, neun Jahren.
Demnach müsste er jetzt zweiundzwanzig sein.“
    Paruschjati rechnete nach. „Etwa so alt, wie Arescha heute
wäre, wenn Bagauva ihn nicht ermordet hätte. Sieht er eigentlich gut aus? Ich
meine, Alaksanda?“
    „Keine Ahnung.“ Barschina lachte wieder. „Er war ein
hübscher Junge, aber vielleicht hat ihn das viele Töten und Kriegführen
hässlich gemacht. Ich und Kynnane – das ist seine Schwester – haben ihn immer
für einen eingebildeten Wichtigtuer gehalten. Dauernd steckte er seine Nase in
alles und wusste alles besser. Und er hatte verrückte Ansichten. Er dachte zum
Beispiel, dass nicht die Jauna die Barbaren seien, sondern wir Parsa.“
    „Das ist wirklich verrückt!“, sagte Paruschjati. „Hast du
ihm das nicht erklärt?“
    Barschina Lachen wurde lauter. „Ich habe es versucht, aber
er wollte mir nicht glauben.“

Babylon, 19. Daisios
    „Sehe ich so schlecht aus?“, fragte
Sissingambri. „Du kannst es ruhig zugeben, ich lese es in deinem Gesicht.“
    Die Königinmutter war schon immer ein wenig zerbrechlich
gewesen, doch jetzt wirkte sie außerdem auch noch müde und erschöpft. Ihre Haut
war durchscheinend wie Alabaster, und während ihre Haltung trotz ihres hohen
Alters früher stets aufrecht und majestätisch gewesen war, saß sie nun in sich
zusammengesunken auf ihrem Lehnstuhl.
    „Es liegt an der Hitze“, fuhr sie fort. „Sie macht mir zu
schaffen.“
    Die Hitze war an diesem Tag in der Tat mörderisch, obwohl es
erst Vormittag war und ihnen das Schlimmste noch bevorstand. Zwei Dienerinnen
brachten ein Tablett mit Bechern und eine Weinkanne, die sie auf einem
Tischchen abstellten. Die beiden Frauen waren ebenso alt wie die Königinmutter
und nicht viel weniger gebrechlich. Der Zopf, der der einen über den Rücken
hing, war dünn wie eine

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