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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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dort?“, flüsterte Barschina und zeigte
auf eine Gruppe exotisch gekleideter Gestalten, die vor dem Portal in der
prallen Sonne standen. „Das sind Gesandte der Jauna. Sie warten darauf, dass
der Großkönig sie empfängt. Doch er verachtet sie, deshalb müssen sie hier
draußen warten statt drinnen im Tor, wo es schattig ist.“
    „Was ist schon Besonderes an ihnen?“, fragte Ilissa abfällig
und machte ein ostentativ gelangweiltes Gesicht.
    Vorsichtig sah Paruschjati hinüber zu den Wartenden, doch
sie waren zu weit entfernt, als dass sie Einzelheiten hätte erkennen können.
„Hat Alaksanda sie geschickt, um um Frieden zu bitten?“, flüsterte sie genauso
leise wie Barschina. „Heißt das, der Krieg ist zu Ende?“
    „Leider nein“, antwortete Barschina, „Die Gesandten kommen
nicht von Alexander, sondern aus den Jauna-Städten jenseits des Meeres.“
    „Was wollen sie dann hier?“, fragte Paruschjati verblüfft.
    „Sich mit dem Großkönig gut stellen.“
    „Gut stellen? Mit dem Großkönig? Während ihr eigener König
gegen ihn Krieg führt? Dann sind das also Verräter?“
    Ilissa lachte abfällig. „Du hast wirklich keine Ahnung!“
    „Sei nicht so unhöflich“, wies Barschina ihre Tochter
zurecht.
    Ilissa hackte ständig auf Paruschjati herum, wahrscheinlich
war sie eifersüchtig. „Jeder weiß doch, was mit den Jauna ist.“
    „Nicht jeder. Paruschjati war nie im Westen, sie hatte
bisher keine Gelegenheit, die Jauna kennen zu lernen. Am besten, du erklärst es
ihr.“
    „Na schön.“ Ilissa rollte mit den Augen. „Also, Alexander
ist nicht der König aller Jauna, sondern nur der von einem einzelnen Stamm, den
Makedonen. Die anderen leben in Städten, die nicht von einem König, sondern von
den Einwohnern selbst regiert werden. Sie nennen das Demokratie, das bedeutet
‚Herrschaft des Volkes‘.“
    „Die Jauna haben keinen König?“, fragte Paruschjati. „Sie
müssen verrückt sein! Wie soll das funktionieren?“
    „Es funktioniert auch nicht. Jedenfalls hat Alexanders
Vater, König Philipp, die Jauna im Krieg besiegt und sie gezwungen, einen
Vertrag mit ihm zu schließen, und jetzt müssen sie ihm gehorchen. Deshalb
hassen die übrigen Jauna die Makedonen und vor allem Alexander selbst.“
    „Aber trotzdem ist er doch einer von ihnen. Es ist ganz
schön hinterhältig von den Jauna, hinter seinem Rücken mit seinen Feinden
gemeinsame Sache zu machen.“
    Barschina hob resigniert die Schultern. „Das ist typisch für
die Jauna. Sie sind sich niemals einig. Ständig streiten sie und führen Krieg
gegeneinander.“
    „Also wollen die Gesandten dem Großkönig im Krieg gegen
Alaksanda ihre Hilfe anbieten?“
    „Das nicht gerade.“ Barschina lachte verächtlich.
„Wahrscheinlich werden sie ihm nur schöne Versprechungen machen, in
Wirklichkeit wollen sie nur, dass der Großkönig ihnen die Arbeit abnimmt. Sie
hoffen, dass er Alexander besiegt, damit sie ihn los sind. – Wie wär’s? Wollen
wir uns die Jauna näher ansehen?“
    „Wozu?“, fragte Ilissa mürrisch. „Die Jauna sind doch
langweilig.“
    Paruschjati sah skeptisch zu den Männern hinüber. „Sie sind
zu weit weg, man kann nichts Genaues erkennen.“
    „Eben.“ Barschina löste sich von der Wand und schwenkte
ihren Sonnenschirm. „Deshalb werden wir jetzt über den Hof an ihnen vorbei zur
gegenüberliegenden Seite gehen.“
    „Ich habe schon Tausende Jauna gesehen“, tat Ilissa kund.
    Unschlüssig ließ Paruschjati ihren Blick über den Hof
wandern. Er war sehr groß und der Weg zur anderen Seite entsprechend lang.
Vornehme Damen hatten hier im Alten Palast nichts zu suchen, vor allem nicht
ohne standesgemäße Begleitung und schon gar nicht vor den Augen von Fremden.
„Ich glaube nicht, dass eine vornehme Dame das tun würde“, murmelte sie.
    „Ich bin sogar absolut sicher, dass eine Dame das nicht
tut“, erwiderte Barschina trocken. „Willst du die Jauna sehen oder nicht?“
    „Ja.“
    „Dann los!“ Barschina klappte ihren Schirm auf. „Wir gehen
an ihnen vorbei, tun aber so, als ob wir sie nicht sehen. Es ist unter unserer
Würde, sie zur Kenntnis zu nehmen. Ihr könnt sie euch aber unauffällig aus den
Augenwinkeln ansehen. Alles klar?“
    „Alles klar.“
    Barschina trat aus dem Dunkel hinaus auf den Hof ins
gleißende Sonnenlicht. Paruschjati gab sich einen Ruck und folgte ihr. Ilissa
blieb nichts anderes übrig als mitzukommen, aber ihr Gesichtsausdruck verriet,
wie sehr sie das alles

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