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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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bestätigte Barsine denn auch.
    Statira trug währenddessen eine demonstrativ gelangweilte
Miene zur Schau, als unterhielten sich die anderen Frauen über das Wohlergehen
ihrer Schoßhunde. Paruschjati hoffte inständig, dass sie bald mit ihrem
eigentlichen Anliegen herausrückte, damit sie nicht länger diese quälende
Unterhaltung ertragen musste. Gerade als sie glaubte, es nicht mehr aushalten
zu können, erschienen Tänzerinnen in farbenfrohen Kostümen und begannen mit
einem Tanz, der in den Bergen von Parsa populär war. Paruschjati lehnte sich
zurück und versuchte, sich auf die Darbietung zu konzentrieren, doch
unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zu dem Gespräch mit Atalante zurück.
    Im Nachhinein war ihr klar geworden, wie sehr Perdikkas’
Schwester sie manipuliert hatte. Erst hatte sie ihre chronische Angst vor einem
blutigen Machtwechsel ausgenutzt – woher wusste sie überhaupt von diesem
Schwachpunkt? –, dann hatte sie geschickt ihren Ehrgeiz geweckt, indem sie ihr
Perdikkas’ Unterstützung in Aussicht stellte. Paruschjati erschrak über sich
selbst, wie leicht sie sich von hochfliegenden Hoffnungen hatte überwältigen
lassen.
    Doch nicht nur das beschäftigte sie. Immer wieder hatte Atalante
betont, ihre Erörterungen zum Thema Nachfolge seien rein hypothetischer Natur.
Doch gerade diese Beflissenheit war es, die Paruschjati beunruhigte. Warum
interessierte sich Atalante ausgerechnet jetzt so sehr für das Thema? Das war
es auch, erkannte Paruschjati nun, was sie an Atalantes Argumentation so
gestört hatte: Sie beruhte auf der Voraussetzung, dass der König sterben würde!
Konnte es sein, dass Atalante mehr wusste als andere? War der König vielleicht
doch kränker, als alle zugaben?
    Die Musik war verstummt. Paruschjati merkte, dass ihr die
Augen zugefallen waren. Sie riss die Lider auf und bekam gerade noch mit, wie
die Tänzerinnen sich verbeugten und durch den Ausgang verschwanden. Sie war so
in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie den ganzen Auftritt verpasst
hatte, und sie hoffte inständig, dass die anderen nichts davon mitbekommen
hatten.
    Statira gab ihrem Hofmeister ein Zeichen. In Windeseile
wurden die Tische abgeräumt, dann zogen sich die Bediensteten, die Musikerinnen
und nach einem weiteren Wink auch die Begleitung der Gäste zurück. Paruschjati
gab sich jedoch diesbezüglich keinen Illusionen hin, und sie wusste, dass auch
die anderen Frauen das nicht taten. Hinter allen Türen und Vorhängen lauerten
interessierte Zuhörer mit gespitzten Ohren. Alles, was nun gesagt werden würde,
würde sich in Windeseile im Palast verbreiten.
    „Sicher habt ihr euch gefragt, warum ich euch eingeladen
habe“, begann Statira selbstsicher. „Wie ihr wisst, ist es in der königlichen
Familie Tradition, dass das weibliche Oberhaupt die Frauen zusammenkommen
lässt, wenn Angelegenheiten von dynastischer Tragweite zu besprechen sind.
Daher habe ich ...“
    „Das weibliche Oberhaupt?“ Raukschana hob die Brauen.
„Verzeihung, aber das bist du nicht. Das ist immer noch die Königinmutter.“
    „Meine Großmutter fühlt sich nicht wohl. Deshalb habe ich
ihre Aufgabe übernommen, zumal die Angelegenheit ohnehin mich betrifft.“
    „Ich habe nicht von Sissingambri gesprochen. Ich meinte die
richtige Mutter des Königs. Königin Olympias.“
    Einen Augenblick schwiegen alle verblüfft. „Was soll das?“,
fragte Statira schließlich. „Königin Olympias ist nicht in Babiru, sondern weit
weg in Europa. Im Übrigen hat der König nie Zweifel daran gelassen, dass er
meine Großmutter wie seine eigene Mutter ehrt.“
    Raukschana stand auf und watschelte schwerfällig zur Tür.
Auch Paruschjati erhob sich und wandte sich zum Ausgang, doch dann bemerkte
sie, dass Barsine sitzen geblieben war, und wartete ebenfalls noch.
    „Statira“, sagte Barsine, als rede sie mit einem Kleinkind,
„wir würden wirklich gerne erfahren, über welche Angelegenheit von dynastischer
Tragweite du mit uns reden willst. Aber ob nun Olympias als weibliches
Oberhaupt der königlichen Familie anzusehen ist oder Sissingambri, in einem hat
Raukschana recht: Du bist es jedenfalls nicht. Wir alle sind Frauen des Königs.
Wenn wir also zusammenkommen, dann auf gleichberechtigter Ebene. Andernfalls
dürfte das Treffen beendet sein. Habe ich recht?“ Sie warf Paruschjati und
Raukschana jeweils einen nach Zustimmung heischenden Blick zu, und die beiden
Frauen nickten in seltener Einigkeit.
    Statira starrte Barsine

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