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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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gekämpft!“
Das war richtig, zumindest zum Teil. Okschiarta hatte sich erst ergeben,
nachdem seine Frau und seine Kinder dem Feind in die Hände gefallen waren.
    „Dein Vater war ein hinterwäldlerischer Rebell!“, schrie
Statira. „Er kam zum König gelaufen und bettelte um Gnade, und dabei ließ er
zur Belustigung aller seine eigene Tochter vor ihm tanzen wie eine Hure!“
    Raukschana sprang nun ebenfalls auf. „Ja, ich bin in
Gefangenschaft geraten, genau wie du! Aber im Gegensatz zu dir hat mich der
König vom Fleck weg geheiratet, und willst du auch wissen, warum? Weil er sich
in mich verliebte, als ich für ihn tanzte! Bei dir dagegen hat er sich zehn
Jahre Zeit gelassen – man kann verstehen, warum.“
    „Geheiratet?“, schrie Statira weiter. „Jemand von deiner
niedrigen Herkunft kann allenfalls als Konkubine gelten, aber niemals als
rechtmäßige Gemahlin. Der König wollte nur deine aufrührerischen Verwandten auf
seine Seite ziehen. Aber voriges Jahr, als er aus Indien zurückkehrte, hat er mich
zur Frau genommen –die Tochter des letzten Großkönigs! Nun bin ich
seine erste Gemahlin, und du musst endlich lernen, wo dein Platz ist.“
    Raukschana sah aus, als wolle sie sich trotz ihres
voluminösen Bauches jeden Moment auf Statira stürzen, als Barsine zwischen die
beiden Frauen trat. „Hört auf, einander anzubrüllen. Jede von euch ist eine
rechtmäßige Gemahlin des Königs. Wenn ihr euch etwas zu sagen habt, solltet ihr
es wie zivilisierte Damen tun und nicht wie Marktschreierinnen.“
    „Wie kannst du so mit mir reden?“, fauchte Statira
beleidigt. „Ich bin die erste Gemahlin des Königs, du dagegen bist ebenfalls
nur eine Konkubine.“
    „Was hast die hier überhaupt zu suchen?“, zischte
Raukschana. „Sie ist nichts weiter als die Witwe eines Barbarenhäuptlings.
Sogar von zwei Barbarenhäuptlingen, habe ich gehört. Und wer weiß, von wie
vielen Barbaren sie sonst noch durchgebumst worden ist!“
    Paruschjati stand auf. „Barsine ist die Urenkelin eines
Großkönigs! Sie hat ebenso viel Recht, hier zu sein wie ihr beide …“
    „Lass es gut sein!“, sagte Barsine,
    „… und sie hat dem König bereits einen Sohn geschenkt!“
    „Er ist nur ein Bastard“, kreischte Raukschana. „Der König
hat Barsine nie richtig geheiratet. Ihr Sohn kann niemals König werden!“
    „Bis jetzt ist Herakles jedenfalls der einzige Sohn des
Königs. Du und Statira, ihr müsst dagegen erst noch beweisen, dass ihr es
Barsine nachmachen könnt. Und wer letztlich das größte Recht auf die Thronfolge
hat, darüber sollten wir reden, wenn unsere Söhne zumindest geboren sind.“
    „Unsere Söhne?“ Raukschana bleckte die Zähne. „Sag
bloß, du willst jetzt auch noch schwanger sein!“
    Paruschjati war erschrocken, dass sie sich verplappert
hatte. Doch vor dieser gehässigen Ziege klein beigeben? Niemals! Kämpferisch
verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Und wenn es so wäre?“
    „Mach dich nicht lächerlich! Selbst wenn er wollte, könnte
der König einer langweiligen, blutleeren Ziege wie dir kein Kind machen! Du
bist doch nur ein Überbleibsel aus der Vergangenheit! Ein uraltes,
zerschlissenes Möbelstück, das man vergessen hat vor die Tür zu stellen.“
    „Paruschjati“, sagte Barsine noch einmal warnend.
    Paruschjati achtete nicht darauf. Sie hatte nicht so lange
überlebt und so viel Schlimmes durchgemacht, um sich nun von Raukschana
beleidigen zu lassen. „Sollte ich jemals einen Sohn bekommen, dann wäre er der
Enkel eines Großkönigs – des Großkönigs Artakschatra, unter dessen Herrschaft
das Reich der Parsa noch groß und mächtig war! Du dagegen bist die Einzige hier,
die keinen einzigen Tropfen königliches Blut in den Adern hat. Von allen Söhnen
des Königs, geboren wie zukünftig, hätte deiner die schlechtesten Aussichten
auf die Thronfolge.“
    Raukschana starrte Paruschjati an, Paruschjati starrte
zurück. Die Feindseligkeit zwischen ihnen war fast mit Händen zu greifen.
    „Vorausgesetzt, du bekommst überhaupt einen Sohn“, mischte
sich Stateira ein. „Und vorausgesetzt, du schaffst es diesmal, ihn lebendig zur
Welt zu bringen.“
    Raukschana wurde kreidebleich, ihre Haltung, eben noch
kämpferisch, sackte in sich zusammen. Ihr Gesicht wirkte plötzlich so elend,
dass Paruschjati, die sie eben noch liebend gern erwürgt hätte, beinahe Mitleid
mit ihr bekam. Hinter vorgehaltener Hand wurde erzählt, dass Raukschana in Indien
eine Totgeburt gehabt

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