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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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eine Reihe von Satrapen hinrichten
lassen. Sogar sein Schatzmeister Harpalos zog es vor, das Weite zu suchen.“
    „Mit gutem Grund: Er war korrupt, genau wie die Satrapen.
Antipatros dagegen war, wie du eben selbst betont hast, stets loyal. Was also
sollte er zu befürchten haben?“
    „Vielleicht fragt er sich, ob der König seine Loyalität auch
richtig zu würdigen weiß. Die Königinmutter Olympias verabscheut Antipatros,
sie überschüttet ihren Sohn schon seit Jahren mit Briefen, in denen sie über
seinen Statthalter herzieht. Steter Tropfen höhlt den Stein, denkt
Antipatros vielleicht. Als er Befehl erhielt, sein Amt an Krateros zu übergeben
und nach Babylon zu kommen, schickte er erst einmal seinen Sohn Kassandros an
den Hof mit dem Auftrag, ihn gegen Olympias’ Verleumdungen zu verteidigen.“
    Das alles war ein offenes Geheimnis. Allerdings hatte
Kassandros sich bei der Erledigung des väterlichen Auftrags alles andere als
geschickt angestellt. Bei einer Gelegenheit hatte der König ihn sogar mit dem
Kopf gegen die Wand geschlagen, weil er den Fehler gemacht hatte, an einer
unpassenden Stelle zu lachen. Der König hasste es, wenn sich jemand über das
Hofzeremoniell lustig machte.
    „Angenommen, es gelingt Kassandros nicht, Alexander umzustimmen.“
Ephippos’ Stimme war inzwischen kaum noch hörbar. „Vielleicht hatte er für
diesen Fall noch einen zweiten Auftrag. Einen Auftrag, durch dessen Erledigung
alle Probleme seines Vaters auf einen Schlag gelöst wären …“
    Paruschjati verstand. „War Kassandros auf dem Gelage bei
Medios anwesend?“
    „Nein“, gab Ephippos zu. „Alexander kann ihn nicht
ausstehen. Aber weißt du, wer Kassandros’ jüngerer Bruder ist? Jolaos, der
königliche Mundschenk! Wer hätte bessere Gelegenheit, dem König etwas in den
Wein zu mischen? Und nun rate einmal, wer seit Neuestem Jolaos’ Liebhaber ist!“
Ephippos starrte Paruschjati erwartungsvoll an, und als sie nicht antwortete,
verkündete er triumphierend: „Medios!“
    „Medios“, sagte Paruschjati nachdenklich.
    „Medios“, echote Ephippos. „Alexanders bevorzugter
Trinkkumpan in den letzten Tagen. Der ihn an dem bewussten Abend abfängt und zu
einem kleinen Privatgelage einlädt, auf dem es zu dem mysteriösen Vorfall
kommt. Und bei wem feiert Alexander am Abend darauf? Wieder bei Medios. Und zwei
Tage später, als es Alexander schon wieder besser zu gehen scheint: Wer
verbringt da den Tag mit ihm beim Würfelspiel? Schon wieder Medios. Und am
Abend geht es dem König wieder schlechter!“
    Immer wieder Medios. Auch Paruschjati fiel auf, wie oft sie
seinem Namen in den letzten Tagen begegnet war. „Nehmen wir einmal an, dass an
der Sache etwas dran ist“, begann sie. „Dass Kassandros, sein Bruder und Medios
in eine Verschwörung verstrickt sind. An dem bewussten Abend waren noch weitere
Gäste anwesend. Einige gehören zu Alexanders besten Freunden, wie Perdikkas
oder Eumenes. Warum haben sie nichts unternommen? Wieso hat niemand Verdacht
geschöpft? Und vor allem: Warum streiten alle ab, dass es den Vorfall überhaupt
gegeben hat?“
    „Ja“, sagte Ephippos nachdenklich, „diese Fragen gehen mir
auch schon die ganze Zeit im Kopf herum. Deshalb habe ich angefangen, tiefer zu
graben, und es kann sein, dass ich auf etwas gestoßen bin. Es ist noch zu früh,
um darüber zu sprechen. Aber wenn mein Verdacht sich erhärten sollte, dann
erscheint alles plötzlich in völlig neuem Licht.“
    „Ich möchte, dass du mich über alles, was du herausfindest,
auf dem Laufenden hältst.“
    „Ich weiß nicht, ob ich weiterstochern soll.“ Plötzlich
spielte Ephippos den Zurückhaltenden. „Es könnte gefährlich für mich werden.
Und damit meine ich nicht ein unfreiwilliges Bad im Euphrat.“
    „Forsche weiter. Ich werde dafür sorgen, dass es für dich
nicht von Nachteil sein wird.“
    Bevor Paruschjati in den Palast zurückkehrte, gönnte sie
sich einen Abstecher in die Gärten am Fluss. Die Luft zwischen den Bäumen war
angenehm frisch und würde ihr gut tun. Die Übelkeit hatte sich immer noch nicht
ganz gelegt, und Ephippos’ Enthüllungen hatten nicht dazu beigetragen,
Paruschjatis Befindlichkeit zu verbessern. Erschöpft ließ sie sich auf eine
Bank am Rand eines kleinen Wasserbeckens sinken und schloss die Augen.
    Auch die Alpträume waren in der Nacht wiedergekommen, und
Paruschjatis Gedanken kehrten zurück nach Damaskos, zu dem Tag, an dem sie von
der Niederlage des Großkönigs

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