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Die Pest (German Edition)

Die Pest (German Edition)

Titel: Die Pest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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bekräftigten inmitten des Tumults mit dem ganzen Frohlocken und der ganzen Ungerechtigkeit des Glücks, dass die Pest zu Ende und die Zeit des Schreckens abgelaufen war. Sie leugneten in aller Ruhe gegen jeden Augenschein, dass wir jene wahnsinnige Welt je gekannt hatten, in der der Mord an einem Menschen so alltäglich war wie das Totschlagen von Fliegen, jene genau festgelegte Verwilderung, jene berechnete Raserei, jene Gefangenschaft, die eine grauenhafte Freiheit gegenüber allem, was nicht die Gegenwart war, mit sich brachte, jenen Todesgeruch, der alle betäubte, die er nicht tötete; sie leugneten schließlich, dass wir jenes benommene Volk gewesen waren, von dem tagtäglich ein Teil, in den Rachen eines Ofens gestopft, in schmierigen Rauch aufging, während der andere Teil in den Ketten von Ohnmacht und Angst wartete, dass die Reihe an ihn kam.
    Das jedenfalls sprang Doktor Rieux in die Augen, als er auf dem Weg in die Vorstadt am späten Nachmittag allein durch das Glockengeläut, den Kanonendonner, die Musik und das ohrenbetäubende Geschrei ging. Sein Beruf ging weiter, Kranke haben keinen Urlaub. In das schöne, zarte Licht, das auf die Stadt fiel, stiegen die alten Gerüche von gegrilltem Fleisch und Anislikör auf. Rings um ihn hoben sich ausgelassene Gesichter zum Himmel. Männer und Frauen mit gerötetem Gesicht klammerten sich mit der ganzen Erregung und dem Schrei des Verlangens aneinander. Ja, die Pest war samt dem Schrecken zu Ende, und diese sich umschlingenden Arme sagten wirklich, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes Exil und Getrenntsein bedeutet hatte.
    Zum ersten Mal konnte Rieux diesem gleichen Ausdruck, den er monatelang auf den Gesichtern aller Passanten wahrgenommen hatte, einen Namen geben. Jetzt brauchte er sich nur umzuschauen. Am Ende der Pest mit ihrem Elend und ihren Entbehrungen angekommen, hatten all diese Menschen schließlich das Kostüm für die Rolle angelegt, die sie schon seit langem spielten, die Rolle von Emigranten, deren Gesicht zuerst und deren Kleidung jetzt von der Abwesenheit und der fernen Heimat sprachen. Von dem Augenblick an, da die Pest die Tore der Stadt geschlossen hatte, hatten sie nur noch im Getrenntsein gelebt, waren sie von jener menschlichen Wärme abgeschnitten, die alles vergessen lässt. In unterschiedlichem Maße hatten sich diese Männer und Frauen an allen Enden der Stadt nach einer Vereinigung gesehnt, die nicht für alle gleich, aber für alle gleichermaßen unmöglich war. Die meisten hatten mit aller Kraft nach einem Abwesenden, nach der Wärme eines Körpers, nach Zärtlichkeit oder Gewohnheit geschrien. Manche litten, oft ohne es zu wissen, darunter, dass sie von der Freundschaft der Menschen ausgeschlossen und nicht mehr imstande waren, sie mit den normalen Mitteln der Freundschaft wie Briefen, Zügen und Schiffen zu erreichen. Andere, die seltener waren, wie Tarrou vielleicht, hatten die Vereinigung mit etwas herbeigewünscht, was sie nicht näher bestimmen konnten, was ihnen aber als das einzige erstrebenswerte Gut erschien. Und in Ermangelung eines anderen Namens nannten sie es manchmal Frieden.
    Rieux ging immer noch. Je weiter er kam, umso dichter wurde die Menge um ihn her, umso lauter das Getöse, und ihm war, als wiche die Vorstadt, in die er wollte, immer weiter zurück. Nach und nach verschmolz er mit diesem großen brüllenden Körper, dessen Schrei er immer besser verstand und der, wenigstens zum Teil, sein Schrei war. Ja, alle hatten zusammen, im Körper wie in der Seele, unter einer empfindlichen Leerstelle, einem heillosen Exil und einem unstillbaren Verlangen gelitten. Mitten unter diesen Haufen von Toten, dem Gebimmel der Krankenwagen, den Warnungen dessen, was man gemeinhin Schicksal nennt, dem beharrlichen Auf-der-Stelle-Treten der Angst und dem schrecklichen Aufruhr ihres Herzens war unaufhörlich ein lautes Gerücht umgelaufen und hatte diese entsetzten Menschen alarmiert und ihnen mitgeteilt, dass sie ihre wahre Heimat wiederfinden müssten. Für sie alle befand sich die wahre Heimat jenseits der Mauern dieser erstickten Stadt. Sie lag im duftenden Gestrüpp auf den Hügeln, im Meer, in den freien Ländern und im Gewicht der Liebe. Und zu ihr, zu ihrem Glück, wollten sie zurück, während sie sich voller Ekel von allem anderen abwandten.
    Was für einen Sinn dieses Exil und dieses Verlangen nach Vereinigung haben mochte, wusste Rieux nicht. Noch immer weiter gehend, von allen Seiten bedrängt und angerufen, kam er

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