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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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schrecklichen Art, da sie keine Kleider am Leibe hatte als ihr Hemd. Aber obwohl er laut rief und mit seiner langen Stange hart auf den Boden klopfte, so rührte sich dennoch keine Seele oder kam eine Antwort; und keinen Laut konnte er in dem Hause hören.
    Er kam darauf wieder herab und setzte seinen Genossen ins Bild, der dann auch hinaufstieg; und als er das gleiche feststellte, beschlossen sie, entweder den Bürgermeister oder sonst einen bei der Behörde zu verständigen, aber durch das Fenster ins Haus zu steigen, getrauten sie sich nicht. Der Amtmann, heißt es, gab auf die Meldung der beiden hin Anweisung, das Haus aufzubrechen, und beorderte einen Konstabler und andere Personen, sich dazu einzufinden, damit nichts geplündert würde; und als es so geschah, fand man niemanden in dem Hause außer jener jungen Frau; sie war erkrankt, und als keine Hoffnung mehr für sie bestand, hatten die übrigen sie ihrem Schicksal überlassen und waren verschwunden, indem sie auf irgendein Mittel verfielen, den Wachmann irrezuführen und die Tür aufzubringen oder zu einer Hintertür oder über die Dächer hinauszugelangen, so daß er von nichts wußte; und was das Weinen und die Schreie betrifft, welche er gehört hatte, so nahm man an, es seien die schmerzlichen Wehrufe der Familie beim bitteren Abschied gewesen, denn schmerzlich muß es ihnen allen sicher gewesen sein, da dies doch die Schwester der Frau des Hauses war. Der Hausherr, seine Gattin, mehrere Kinder und Bedienstete, alle waren sie fort und geflohen – ob krank oder gesund, das habe ich nie erfahren können; noch habe ich auch etwa große Nachforschungen angestellt.
    Auf diese Art flohen viele aus ihren verseuchten Häusern, besonders wenn der Wachmann mit einem Auftrag fortgeschickt worden war; denn es war seine Pflicht, jeden Gang zu machen, den die Familie ihm auftrug; das heißt, soweit es sich um Lebensnotwendiges wie Nahrung und Medikamente handelte und den Arzt zu holen (falls einer kommen wollte) oder einen Feldscher oder einen Pfleger, oder einen Totenkarren zu bestellen und dergleichen; aber auch dies nur unter der Bedingung, daß er, wenn er ging, die Außentür des Hauses abzuschließen und den Schlüssel mit sich fortzunehmen hatte. Um dies zu umgehen und um den Wachmann zu täuschen, ließen die Leute sich zwei oder drei Schlüssel für ihr Schloß anfertigen, oder sie fanden einen Weg, die Halteschrauben, mit denen das Schloß befestigt war, abzuschrauben und so, von drinnen, das Schloß abzunehmen und, derweil sie den Wachmannn auf den Markt oder zum Backhaus oder nach dieser oder jener Kleinigkeit wegschickten, die Tür zu öffnen und sooft es ihnen beliebte auszugehen. Aber dies wurde entdeckt, und dann hatten die Beamten Order, die Haustüren von außen mit Hängeschlössern zu sichern und Riegel an ihnen anzubringen, wenn sie es für gut hielten.
    In einem anderen Haus, in der Straße gleich bei Aldgate, so erzählte man mir, war eine ganze Familie eingesperrt und abgeschlossen, da ihre Dienstmagd erkrankt war. Der Hausherr hatte durch Freunde beim zuständigen Bezirksstadtrat und beim Lordbürgermeister Beschwerde eingelegt und sich bereit erklärt, das Mädchen ins Pesthaus überführen zu lassen, war aber abgewiesen worden; die Haustür wurde also mit einem roten Kreuz markiert, an der Außenseite ein Vorhängeschloß, wie oben erwähnt, angebracht, und ein Wachmann vor der Tür postiert, den Vorschriften entsprechend.
    Als der Hausherr sah, daß alles nichts half und er und seine Familie nun doch mit dieser armen kranken Magd zusammen eingeschlossen sein sollten, rief er dem Wachmann zu und trug ihm auf, ihnen eine Krankenschwester zu holen, denn es würde den sicheren Tod für sie alle bedeuten, wollte man sie selber nötigen, das arme Ding zu warten; und er machte ihm deutlich, daß, wenn er das nicht tue, das Mädchen entweder an der Seuche umkommen oder Hungers sterben müsse, denn er sei fest entschlossen, keinen aus seiner Familie ihr nahekommen zu lassen; und sie liege in der Dachkammer, vier Stockwerke hoch, wo sie nicht schreien oder um Hilfe rufen könne.
    Der Wachmann war einverstanden und ging, wie ihm aufgetragen, eine Krankenschwester holen und brachte sie am gleichen Abend zu dem Haus. In der Zwischenzeit nahm der Hausherr die Gelegenheit wahr, von seinem Laden aus ein großes Loch in einen angebauten Werkstattschuppen zu brechen, wo früher ein Schuster gearbeitet hatte; dieser war jedoch, wie man in einer so trüben

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