Die Pest Zu London
so taten sie es auch, nur mit dem Umstand, daß sie zudem eine Scheune oder ein scheunenähnliches Gebäude fanden, das sie zuerst so gründlich wie möglich durchsuchten, um sicher zu sein, daß niemand darin war, und gegen das gelehnt sie dann ihr Zelt errichteten. Sie taten dies auch deswegen, weil der Wind in der Nacht sehr stark wehte und sie in dieser Art des Unterkommens sowohl wie in der Kunst des Zeltbaus noch sehr unerfahren waren.
Dann gingen sie schlafen; aber der Schreiner, ein ernster und nüchterner Mann und nicht einverstanden, daß man sich in der ersten Nacht so mir-nichts-dir nichts niederlegte, konnte nicht schlafen, und da auch seine Versuche einzuschlafen, nichts fruchteten, beschloß er aufzustehen, das Gewehr aufzunehmen und für seine Gefährten Wache zu halten. So ging er, mit dem Gewehr in der Hand, vor der Scheune auf und ab, denn die stand auf dem Feld nahe bei der Straße, aber innerhalb der Hecke. Er war noch nicht lange auf seiner Runde, da hörte er ein Geräusch, als ob da eine große Anzahl von Menschen näherkamen, und sie kamen, deuchte ihm, gerade auf die Scheune zu. Er weckte seine Gefährten nicht gleich, aber einige Minuten später, als der Lärm lauter und lauter wurde, rief ihm der Zwieback-Bäcker zu und fragte, was es gebe, und sprang rasch auch hoch. Der andere, der Segelmacher, der lahm und so am müdesten war, blieb noch im Zelt liegen.
Wie sie es erwartet hatten, kamen die Leute, die sie da hörten, gerade auf die Scheune zu, und einer unserer Wanderer rief sie an, so wie Soldaten es auf Wache tun: »Halt, wer da?« Die Leute antworteten nicht sofort, aber einer von ihnen sagte zu einem anderen, der hinter ihm kam: »Ach weh! welch eine Enttäuschung für uns«, sprach er, »da sind schon Leute vor uns; die Scheune ist besetzt.«
Darauf blieben sie alle stehen, als seien sie etwas überrascht, und es scheint, es waren ihrer ungefähr dreizehn im ganzen und einige Frauen unter ihnen. Sie hielten Rat miteinander, was sie tun sollten, und aus ihren Reden konnten unsere Wanderer bald entnehmen, daß sie gleichfalls arme, notleidende Menschen wie sie selbst waren, die Schutz und Sicherheit suchten; und außerdem brauchten unsere Wanderer nicht zu befürchten, daß sie hergekommen seien, um sie zu belästigen, denn auf die Worte »Halt, wer da?« konnten sie die Frauen, wie vor Schrekken, sagen hören: »Geht nicht näher zu ihnen. Woher wollt ihr wissen, daß sie nicht die Pest haben?« Und als einer der Männer sagte: »Laßt uns mit ihnen sprechen«, sagten die Frauen: »Nein, auf keinen Fall. Wir sind so weit mit Gottes gnädiger Hilfe davongekommen; wir wollen uns nicht jetzt noch in Gefahr begeben, wir flehen euch an.«
Hieraus erfuhren unsere Wanderer, daß sie Menschen von guter, nüchterner Art waren und, wie sie selbst, auf der Flucht vor dem Tod; und so wie sie sich dadurch ermutigt fühlten, so sagte John zu seinem Kameraden, dem Schreiner: »Laßt uns auch sie ermutigen, so gut wir können«; und darum rief er ihnen zu »Hört an, ihr guten Leute«, sprach der Schreiner, »wir hören aus euren Reden, daß ihr vor demselben fürchterlichen Feind flieht wie wir. Habt keine Angst vor uns; wir sind unser nur drei arme Männer. Wenn ihr von der Seuche frei seid, werden wir euch nichts tun. Wir sind nicht in der Scheune, sondern hier in einem kleinen Zelt draußen, und wir werden euch Platz machen; wir können unser Zelt gleich wieder anderswo aufschlagen«; und hierauf begann eine Unterhaltung zwischen dem Schreiner, dessen Name Richard war, und einem von deren Männern, der sagte, er heiße Ford.
FORD: »Und könnt ihr uns versichern, daß ihr alles gesunde Männer seid?«
RICHARD: »Ja, es liegt uns sogar daran, euch das mitzuteilen, damit ihr euch nicht beunruhigt und glaubt, ihr seid in Gefahr; aber, wie ihr seht, möchten wir nicht, daß ihr euch in Gefahr begeben sollt, und deswegen sage ich euch, daß wir die Scheune nicht benutzt haben, und so wollen wir von ihr wegziehen, damit ihr sicher seid und wir auch.«
FORD: »Das ist sehr freundlich und liebenswürdig; aber wenn es für uns Grund gibt zu glauben, daß ihr gesund und frei von der Heimsuchung seid, warum sollten wir euch dann fortziehen machen, jetzt, wo ihr euch schon für die Nacht eingerichtet habt und euch vielleicht schon zur Ruhe niedergelegt habt? Wir werden in die Scheune gehen, wenn ihr erlaubt, um auch ein wenig auszuruhen, und wir brauchen euch nicht zu stören.«
RICHARD: »Gut, aber ihr
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