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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Wohnenbleiben in den einzelnen Ortschaften zu vereiteln, und außerdem eines Gerüchtes wegen, das vor kurzem aufgekommen war und das, in der Tat, gar nicht so unwahrscheinlich war, nämlich daß die Armen in London, die aus Mangel an Arbeit, und so auch aus Mangel an Verdienst, Not litten und darbten, zu den Waffen gegriffen und einen Aufruhr verursacht hätten, und daß sie in alle Ortschaften rundherum kommen würden, um Nahrung zu rauben. Dies, sage ich, war nur ein Gerücht, und es konnte gut sein, daß es nichts weiter war. Aber es war auch nicht so weit entfernt davon, eine Tatsache zu sein, wie man geglaubt hat, denn einige Wochen später wurden die armen Leute durch die Not, die sie litten, so verzweifelt, daß sie nur mit großer Schwierigkeit davon zurückzuhalten waren, hinaus auf die freigelegenen Ortschaften zu laufen und dort alles, was ihnen in die Hände fiel, kurz und klein zu schlagen; und, wie ich vorher schon bemerkte, nichts hinderte sie daran, als daß die Pest so heftig wütete und so rasend über sie herfiel, daß sie eher zu Tausenden ins Grab gingen als in Rotten zu Tausenden aufs Land; denn in der Gegend um die Pfarren St. Sepulchre, Clerkenwell, Cripplegate, Bishopsgate und Shoreditch, welches die Plätze waren, wo der Pöbel eine drohende Haltung annahm, griff die Seuche so wild um sich, daß in diesen wenigen Pfarren damals schon, wo die Pest noch gar nicht ihren Höhepunkt erreicht hatte, in den drei ersten Wochen des August nicht weniger als 5361 Menschen starben, während zur gleichen Zeit die Viertel um Wapping, Ratcliff, Rotherhithe, wie vorher beschrieben, noch kaum berührt waren oder nur sehr geringfügig; so daß, in einem Wort, obschon, wie ich vorher sagte, die kluge Amtsführung des Lordbürgermeisters und der Friedensrichter vieles tat, um zu verhindern, daß die Wut und Verzweiflung des Volkes in Aufruhr und Empörung ausbrach und daß, kurz gesagt, die Armen die Reichen ausraubten – ich sage, obschon sie vieles taten, so taten die Totenkarren mehr, denn wenn ich sagte, in fünf Pfarren allein starben in zwanzig Tagen über 5000, so kann man dreimal soviel für die Zahl der Kranken während der ganzen Zeit rechnen, denn einige wurden gesund, aber viele wurden jeden Tag neu krank und starben später. Außerdem muß man mir immer noch zu sagen erlauben, daß, wenn das Totenregister fünftausend angab, ich stets angenommen habe, es seien in Wirklichkeit beinahe doppelt soviele gewesen, denn es bestand kein Anlaß zu glauben, daß die Angaben, die dort gemacht wurden, richtig waren oder daß man dort, bei der Verwirrung, in der ich sie sah, auch nur in der Lage war, mit einiger Genauigkeit Buch zu führen.
Aber um zu meinen Wanderern zurückzukehren. Hier erst (in Old Ford) wurden sie überprüft, und da sie eher vom Lande als aus der Stadt zu kommen schienen, begegneten ihnen die Leute um so freundlicher; man sprach sie an, ließ sie in ein Wirtshaus eintreten, wo der Konstabler und seine Straßenwächter waren, gab ihnen zu trinken und etwas zu essen, was sie höchlichst erfrischte und stärkte; und hier kam ihnen der Gedanke, zu sagen, wenn man sie später verhören sollte, sie kämen nicht von London, sondern sie kämen von Essex her.
Um diesen kleinen Betrug zu fördern, ließen sie sich von dem Konstabler in Old Ford den Gefallen tun, ihnen eine Bescheinigung auszustellen, daß sie von Essex her das Dorf passiert hätten und daß sie nicht in London gewesen seien, was, obwohl falsch in der allgemeinen Vorstellung, die in der Grafschaft von London herrschte, so doch dem Buchstaben nach richtig war, da Wapping oder Ratcliff weder zur Stadt noch zur Stadtfreiheit von London gehören.
Dieses Attest, an den Nachbar-Konstabler in Hamerton, einem der Weiler der Gemeinde Hackney, gerichtet, erwies sich ihnen so nützlich, daß es ihnen dort nicht nur ungehinderten Durchgang verschaffte, sondern eine vollgültige Gesundheitsbescheinigung von einem Friedensrichter, der sie ihnen, auf Ersuchen des Konstablers, ohne Schwierigkeiten ausstellte; und so passierten sie durch die lang hingestreckte Stadt Hackney (sie bestand damals aus verschiedenen einzelnen Weilern) und wanderten weiter, bis sie auf der Höhe von Stamford Hill auf die große Straße nach Norden gelangten.
Um diese Zeit fingen sie an müde zu werden, und so beschlossen sie hinter Hackney, kurz bevor ihr Feldweg auf die besagte große Straße mündete, ihr Zelt aufzuschlagen und ihre erste Nacht dort zu verbringen; und

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