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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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lachten den beiden verschwörerisch zu, wenn sie vorbeikamen.
    Doch bald fanden sich auch die Ersten von ihnen ein, um Clemens diskret um Ratschläge zur Behandlung alter Wunden oder anderer Gebrechen zu bitten. Es galt als wenig ritterlich, über Schmerzen und Krankheiten zu klagen, und keiner der Männer hätte sich in die Stadt begeben, um einen der bürgerlichen Ärzte aufzusuchen. Aber Clemens war nun verfügbar und konnte sich über einen Mangel an Patienten nicht beklagen.
    »Bezahlen werden sie allerdings kaum etwas«, meinte Elisabeth. »Die Ritter auf der Burg werden nicht entlohnt, sie erhalten nur Kost und Logis. Und im Turnier auszeichnen können sie sich auch nur einmal im Jahr.« Erst wenn die Ritter irgendwann mit einem Lehen für ihre Dienste belohnt wurden, bestand die Aussicht auf regelmäßige Einnahmen.
    Clemens zuckte die Schultern. »Ich erhalte zurzeit ja auch Kost und Logis, also werde ich es verschmerzen.«
 
    Elisabeth fieberte der Operation entgegen, doch am Tag zuvor kam es zu einem Zwischenfall, der ihre und Lucias Nervenkraft noch einmal bis zum Äußersten beanspruchte.
    Conrad von Oettingen und Wolfram Fraunberger sprengten wutschnaubend auf den Hof der Burg und verlangten, die Herzöge zu sprechen.
    »Ich werde keineswegs erlauben, dass mein Mündel meinen Anweisungen zuwiderhandelt!«, erregte sich Herr Conrad.
    »Das Mädchen ist mit mir verlobt!«, erklärte Herr Wolfram. »Es hat mein Geschenk angenommen und ist mir damit versprochen. Es kann nicht angehen, dass plötzlich ein angeblicher Ehemann auftaucht, der ...«
    »Der keine Zeugen dafür aufbringen kann, dass wirklich ein Bund mit Lucia geschlossen wurde. Wo ist der Priester, der ihn gesegnet haben will?« Herr Conrad funkelte Lucia an, die eben mit Clemens auf dem Wehrgang vor den Kemenaten erschien.
    Einer der Torwächter hatte rasch gehandelt und die junge Frau sofort benachrichtigen lassen. Clemens hatte ihm gestern ein beim Reiten äußerst störendes Furunkel an einem sehr peinlichen Körperteil geöffnet und behandelt. Seitdem fühlte er sich dem Arzt verbunden.
    »Wir müssen das doch wohl nicht auf dem Hof verhandeln, oder?«, meinte Herzog Stephan würdevoll, wenn auch ein wenig unwillig. Er trat aus dem Kontor seines Hofmarschalls. Die Ankunft der Herren hatte eine Besprechung gestört. »Bitte lasst eure Pferde in den Stall bringen, nehmt einen Begrüßungsschluck entgegen, und kommt dann in meine Halle, oder ... äh, in den großen Saal.« Der Herzog verbesserte sich schnell, als er Frau Margarethe aus ihren Empfangsräumen treten sah. Sie pflegte indigniert zu reagieren, wenn er die Landshuter Feste als »seine Burg« oder den Rittersaal als »seine Halle« bezeichnete. Schließlich gehörte das alles auch seinen Brüdern.
    »Ich werde dann auch den Herzog Wilhelm und den Herzog Albrecht dazurufen lassen«, erklärte die Herzoginmutter zuckersüß und ließ es sich nicht nehmen, den Ankömmlingen den Begrüßungsschluck selbst zu reichen.
    Das bewahrte sie allerdings nicht vor Conrad von Oettingens Vorwürfen.
    »Was soll das alles, Herzogin? Ihr habt mir geschworen, die Mädels seien hier sicher aufgehoben und vor allen Anfechtungen geschützt. So etwas wie damals mit Beatrix könnte nie wieder geschehen. Aber dann verschwindet erst die kleine Wikingerin wie vom Erdboden verschluckt, und dann taucht hier ein Kerl auf, der angeblich mit meinem Mündel verheiratet ist. Und statt einzuschreiten, macht Ihr den beiden ein Bett in der Burg!«
    Frau Margarethe zuckte die Schultern. »Mein Stiefsohn hat das entschieden. Entgegen meinem Rat ...«
    »Nun, dann werden wir mal sehen, ob es sich auch als haltbar erweist, wenn ich hier Klage führe!« Der Oettinger stapfte selbstbewusst in den großen Saal. Sein Lehen gehörte zu den größten des Herzogtums, und er unterhielt ein kleines Heer von Rittern, das er den Herzögen im Kriegsfall unterstellen konnte. Auch seine Abgaben leistete er pünktlich und ohne zu murren. Einen solchen Untertanen verärgerte man ungern, selbst wenn man Stephan von Bayern hieß.
    Der Fraunberger folgte seinem Freund nicht minder grimmig. Er hatte keinen vergleichbaren Einfluss bei Hofe, war aber ebenfalls ein verdienter Ritter und so reich, dass er seine Burg hatte kaufen können. Er hatte in verschiedenen Kriegen gekämpft und war im Turnier gefürchtet. Auch kein Mann, den man sich bei Hofe gern zum Feind machte.
    Lucia war höchst besorgt, als diesmal alle drei Herzöge über sie zu

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