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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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genau erklären.«
    »Sie stammte vom Volk der Khoisan, das in der östlichen Kapregion lebt. Man nannte sie Hottentotten und betrachtete sie als eine Laune der Natur, weil sie über ein paar einzigartige körperliche Eigenschaften verfügten, besonders die großen, herausstehenden Hinterteile. Sarah wurde im frühen 19. Jahrhundert von Kapstadt nach London gebracht und dort öffentlich ausgestellt. Sie wurde als Hottentotten-Venus bekannt, was sarkastisch gemeint war, aber tatsächlich besaß sie mehr Schönheit und Würde als die meisten von denen, die kamen, um sie anzusehen. Jedenfalls haben die Frauen der Khoisan eine weitere ungewöhnliche Eigenschaft: Ihre inneren Schamlippen sind groß und ragen über die äußeren hinaus. Man erwartete von Sarah also auch, dass sie in die Hocke ging und dem Publikum ihre Vulva zeigte. Das ist, glaube ich, der Zusammenhang, den Terry Johnston meinte: Er würde eine Frau treffen, die genau wie Sarah ihren Körper für Geld zur Schau stellte – eine Nachtclubtänzerin. Und wenn man darüber nachdenkt, hat er mit seiner Bemerkung, dass sich in zweihundert Jahren nichts geändert habe, ins Schwarze getroffen – Frauen werden immer noch als Sexualobjekte zur Schau gestellt und müssen unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten. Die größte Ironie dabei dürfte sein, dass man sowohl Sarah wie auch Latifah ihrer Genitalien beraubt hat – Sarah durch die Blicke wildfremder Menschen, Latifah durch die Hand ihrer eigenen Leute.«
    Ich war beeindruckt von Groots Einsichten -und von der Tatsache, dass er Terry eine gewisse Anständigkeit zugestand.
    Er fuhr fort. »Sie haben also Hinweise geliefert, dass er am Abend seines Geburtstags eine Frau getroffen hat, höchstwahrscheinlich eine Schwarz-afrikanerin und möglicherweise eine Nachtclubtänzerin. Wir wissen außerdem, dass es Latifahs freier Abend war. Wenn also sie die Betreffende war, ist er nicht in den Club gegangen, um sie tanzen zu sehen – wie auch Gayle sagte, dass er Castleboyne wahrscheinlich nicht mehr verlassen hat. Ich habe eine Theorie dazu, was er damit meinte, diese Begegnung könnte ihn ›heilen‹, aber dazu komme ich später. Ich gelange also zu der Überzeugung, dass er vorhatte, mit ihr zu schlafen. Aber hat er sie auch getötet? Ich bezweifle es. Das Gespräch mit Ross hat mir eine ungefähre Vorstellung von Terrys Persönlichkeit vermittelt. Und soviel ich verstanden habe, war er exzentrisch und ein Kleinkrimineller, aber wahrscheinlich kein Mörder.«
    »Woher wissen Sie, dass er kriminell war?«
    »Wie gesagt, Ross hat mich über ihn aufgeklärt.«
    »Und wie kam es zu einer so guten Beziehung zu Ihrem Freund Ross? Es sah am Anfang ja nicht sehr vielversprechend aus.«
    »Ach, das ist wohl so eine Männergeschichte. Wir trafen uns zufällig in der Hotelbar, zwei Kerle außerhalb ihres üblichen Lebensraums. Am Anfang gerieten wir etwas aneinander, aber es stellte sich heraus, dass er aufrichtig wissen wollte, was zu Terrys Tod geführt hat. Und als die Nacht zu Ende war, wusste ich, wieso. Bis dahin waren wir beinahe die besten Freunde.«
    »Nicht zufällig Bettgenossen?«
    Groot machte große Augen. Der Kiefer klappte ihm herunter. Er sank sprachlos in den Sessel zurück. Schließlich setzte er sich gerade und fand seine Stimme wieder. »Ich und Mortimer, hm? Sie haben uns beide im Bett gesehen? Das ist ja zum Schreien.« Er begann zu lachen.
    »Es stimmt also nicht?« Ich lachte ebenfalls.
    »Ob es nicht stimmt? Das ist das Unwahrscheinlichste, was ich je gehört habe.«
    »Aber wieso sind Sie dann mit einer Flasche Wein in sein Zimmer geschlichen?«
    »Ach das? Das war ein kleines Dankeschön für ihn in Ihrem Namen.«
    »Ein Dankeschön? In meinem Namen? Wovon zum Teufel reden Sie, Peter?«
    Er seufzte und lehnte sich zurück.
    Plötzlich rumorte mein Magen laut aus Protest gegen seine Vernachlässigung. »Nein, halt – ehe Sie etwas sagen, lasse ich mir etwas zu essen kommen, weil ich am Verhungern bin. Wie sieht es mit Ihnen aus – haben Sie schon gegessen?«
    »Ich bin so froh, dass Sie fragen – wenn jetzt ein großer weißer Hai angeschwommen käme, würde ich zuerst nach ihm schnappen.«
    Ich ging in den Flur und holte die Speisekarte des chinesischen Schnellservices. Wir entschieden uns rasch – Ente nach Kanton-Art für Groot, scharfe Garnelen für mich, dazu beide gebratenen Reis -, und ich rief an und bestellte. Dann setzte ich mich wieder und bat Groot, fortzufahren.
    »Wegen der

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