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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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wir die Leichen von zwei Männern und einer Frau, die zusammen begraben worden waren. Es gab verschiedene Auffälligkeiten an ihnen. Sie waren nicht in Ost-West-Richtung bestattet, was bedeutet, dass sie entweder keine Christen waren oder ihren Glauben so sehr verletzt hatten, dass man ihnen ein ehrenhaftes Begräbnis verweigerte. Mindestens einer von ihnen trug eine Kapuze mit mehreren verschiedenfarbigen Flicken darauf – was als«seltsame Aufmachung »erklärt werden könnte. Und dann sind da noch die gotteslästerlichen Pilgerabzeichen, die wir bei ihnen fanden. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, handelte es sich um zwei Bleibroschen, die männliche und weibliche Genitalien darstellten. Wir wissen zu wenig über solche Abzeichen – warum sie getragen wurden oder von welchen Leuten -, aber angesichts der anderen Hinweise würde ich sagen, unsere niederländischen Besucher trugen sie, weil sie Mitglieder einer Sekte waren. Egal also, ob sie den Schwarzen Tod in die Stadt brachten oder nicht, gab man ihnen wahrscheinlich aufgrund ihres unorthodoxen Auftretens die Schuld daran.«
    »Und wieso glauben Sie, dass sie aus den Niederlanden stammten?«
    »Weil dort mehr solche lästerlichen Abzeichen hergestellt wurden als irgendwo sonst, und weil es eine Brutstätte für alle möglichen mystischen Sekten war.«
    »Vielleicht war einer von diesen Leuten ja ein Vorfahre von mir«, sagte Groot und lächelte. Es war nicht nur sein Mund, der lächelte – das ganze Gesicht schien einzustimmen.

20. Kapitel
    I ch lehnte Groots Angebot ab, auf einen Gutenachtdrink mit zu ihm ins Hotel zu fahren, deshalb setzte mich das Taxi zuerst ab. Als ich zum Abschied winkte, ging die Tür im Haus hinter mir auf, ich drehte mich um und sah die Silhouette einer Person im Eingang stehen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass meine Mutter nach Hause kommen würde, und war überrascht, sie anzutreffen – noch dazu in meinem Teil des Hauses. Doch dann machte die Person das Außenlicht an, und meine Überraschung wurde noch größer. Es war Finian.
    »So, du hattest also keine Zeit heute Abend, ja?«
    »Ich kann das erklären, Finian. Es ... Also, was passiert ist, war ...«
    »Es ist im Grunde ganz einfach. Du hattest eine andere Verabredung.«
    »Nein, das ist nicht wahr.«
    Er lächelte grimmig. »Du solltest meine Intelligenz nicht beleidigen, Illaun.«
    »Peter hat angerufen, um sich zu erkundigen, wo man hier anständig essen kann. Ich habe das Celtic Bow empfohlen, und er lud mich ein mitzukommen. Es war ein langer Tag gewesen, und ich war müde und hungrig. Ich hielt es in diesem Moment für eine gute Idee.«
    »Tja, war aber vielleicht keine«, sagte er und strich brüsk an mir vorbei. Sein Range Rover stand neben meinem Freelander. Ich hatte ihn von der Rückbank des Taxis nicht gesehen. Finian drehte sich noch einmal um, ehe er einstieg. »Ich hatte plötzlich freie Zeit, also habe ich wie versprochen Gebrauch davon gemacht.« Er stieg ein, knallte die Tür zu und fuhr rückwärts bis zur Straßenseite des Hauses, ohne einen einzigen weiteren Blick zu mir. Dann hörte ich seine Reifen quietschen, als er in die Nacht davonbrauste.
    Es war nicht Finians Art, wütend zu werden, aber ich konnte es ihm kaum verübeln. Ich schleppte mich ins Haus und schloss müde die Tür. Finian hatte seinen eigenen Schlüssel benutzt, so wie ich einen für sein Haus hatte. Er hatte das Licht im Wohnzimmer angelassen, aber ich roch sie schon, ehe ich es betrat: auf dem Tisch stand in einer meiner Kristallvasen ein Strauß frisch geschnittener Blumen, Jasmin und Bergamotte, deren Duft den Raum erfüllte. Mein Herz schlug höher, aber sofort sank mir der Mut. Jetzt fühlte ich mich richtig schuldig. Ich ließ mich auf die Couch fallen, schleuderte die Sandalen von den Füßen und starrte zur Decke hinauf.
    Es gab kaum einen Zweifel, dass Groot Annäherungsversuche bei mir unternahm, und wenn ich ihn auch nicht direkt ermunterte, so genoss ich es dennoch. Aber ihm ging es wahrscheinlich nur um ein schnelles Abenteuer, während ich meine ganze Zukunft aufs Spiel setzte. Wenn ich darüber nachdachte, wusste ich nicht das Geringste über seine gegenwärtigen oder früheren Beziehungen – er konnte ohne Weiteres verheiratet sein. Außerdem wusste er, dass Finian und ich verlobt waren. Wenn eine Nacht mit mir sein Ziel war, ehe er wieder nach Hause flog, dann war sein Verhalten alles andere als ehrenhaft. Aber war meines denn besser?
    Was würde Fran dazu

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