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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Mendel ben Baruch griff nach dem Halfter und führte das Pferd nach drinnen. » Mein Freund hat sie Peppi genannt. Aber vielleicht fällt Euch ja noch ein anderer Name ein.«
    Er sah zu, wie sie der Stute Sattel und Zaumzeug abnahm. Danach ließen sie sie in Ruhe fressen und saufen.
    » Ihr solltet sie anbinden«, sagte er. » Auch für sie ist schließlich alles hier ganz neu.« Er zog einen stabilen Strick aus seinem Mantel. » Vielleicht dort an dem Pfosten, dann kann sie sich noch genügend bewegen.«
    » Ihr habt an alles gedacht«, sagte Johanna, während er den Knoten schlang, den Severin einst auch ihr beigebracht hatte. » So umsichtig war nur mein verstorbener Mann.«
    » Schade, dass meine Frau Euch jetzt nicht hören kann! Miriam ist da nämlich oft ganz anderer Meinung.«
    » Eines noch«, sagte Johanna. » Jener Tote am Buttermarkt … habt Ihr noch irgendetwas über ihn erfahren?«
    » Nein«, sagte Mendel, und seine Miene änderte sich abrupt. » Scheint, als hätte Köln noch einmal Glück gehabt.«
    » Und warum schaut Ihr dann auf einmal so bedrückt drein?«
    » Mein Freund aus Andernach … Da gab es ein paar seltsame Todesfälle. Menschen, die innerhalb von Tagen an Husten und hohem Fieber gestorben sind. Die Angst geht dort um. Deshalb ist er mit seiner Familie auch zu uns nach Deutz gekommen. Und deshalb gehört Peppi nun Euch.«
    Johanna schluckte, ließ sich aber die jäh aufkeimende Furcht nicht anmerken. » Gehen wir?«, fragte sie. » Oder wollt Ihr mein Geld nicht mehr haben?«
    » Ihr bittet mich wirklich ins Haus?« Seine Hand berührte den spitzen Judenhut. » Fürchtet Ihr denn gar nicht das Gerede der Nachbarn?«
    » Täte ich das, dann wäre ich wohl schon tot und begraben. Oder ich steckte im Frankenturm bei den gefräßigen Raben.« Sie bückte sich, griff nach dem Topf mit der Flusssäure und hob ihn hoch.
    » Was ist das?«, fragte er.
    » Etwas, was ich schleunigst wieder loswerden muss«, sagte Johanna. » Doch bis es so weit ist, kommt es erst einmal in ein gutes Versteck.«
    x
    Er musste seine Anspannung loswerden, und was wäre besser dazu geeignet gewesen als ein Besuch im Haus am Berlich?
    Eigentlich verabscheute Hennes das schäbige Holzgebäude mit den klapprigen Fensterläden, das schon von außen nach Ärmlichkeit und Verfall roch. Im Winter war es dort viel zu kalt. Einzig in der großen Stube, die zum Mustern der Mädchen diente, bollerte ein Ofen, während die Hurenkammern nur durch winzige Löcher, durch die dessen Wärme drang, beheizt wurden. Man musste sich auf armseligen Strohlagern wälzen, die weiß was für Ungeziefer beheimateten – und trotzdem zog es ihn immer wieder hierher.
    Frieren musste er heute allerdings nicht, ganz im Gegenteil. Die Hitzeglocke, die schon wieder über der Stadt lag, obwohl sich erst am Vorabend ein heftiges Unwetter entladen hatte, machte sich in der Stube noch unerträglicher bemerkbar als draußen. Außer dem Betreiber Conrat Wolter waren nur zwei andere Gäste da: ein großer, stark behaarter Fuhrknecht, der gerade am Würfeln war, und Hermann Weinsberg, der bei Hennes’ Anblick den Blick beschämt in den Bierkrug senkte.
    Johannas stiller Verehrer, dachte Hennes. Wie aufschlussreich! Leider kann ich ihr nichts davon erzählen, ohne selbst im schlechten Licht dazustehen. Ob sie ihn um Hilfe angehen wird?
    Nach kurzem Überlegen schloss er diese Möglichkeit aus. Johanna war zu stolz, um sich an einen solchen Mann zu wenden. Lieber würde sie Beschränkung und Not in Kauf nehmen, eine Vorstellung, die ihm sehr gefiel.
    Er spürte, wie seine Geilheit wuchs.
    Zwei der Mädchen saßen spärlich bekleidet beim Fuhrknecht. Für sie hatte er nur einen gelangweilten Blick, während ihn gleichzeitig der Gedanke an Belas saftiges Fleisch halb zur Raserei trieb. Die kleine Hure hatte ihn für andere käufliche Weiber verdorben, das wusste er. Und dann gab es noch Johanna, die er gerade so begehrte, weil sie unerreichbar für ihn war.
    Doch als er den Hurenwirt nach Bela fragte, erhielt er eine Abfuhr.
    » Sie hat schon einen Freier«, erklärte Conrat Wolter. » Warum nimmst du nicht die Schwarze Marusch? Die hat die schönsten Brüste von allen hier und ist gerade frei.«
    Das Mädchen erhob sich pflichtschuldig und zerrte ihr Hemd nach unten, bedeckte sich aber schnell wieder, als Hennes den Kopf schüttelte.
    » Bela und keine andere.« Er begann zu schwitzen, als käme er gerade von der Trampeltonne. » Dann warte ich eben. Ewig

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