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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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viel preisgegeben.
    » So redet weiter!«, beschwor er sie. » Ich muss alles über Johanna erfahren.«
    » Vielleicht ein anderes Mal.« Sie klang deutlich kühler. » Sobald ich mich richtig in Eurer schönen Stadt eingerichtet habe.« Ihr Blick wurde fordernd. » Vielleicht könntet Ihr mich dabei unterstützen? Ja, das würde mir in der Tat sehr gefallen.«
    Hennes war jäh ernüchtert. War sie gekommen, um Geld zu fordern? Oder wollte sie ihn lediglich ausspionieren? Der Anblick so vieler Pelze löste in manchen Frauen eine Gier aus, die sich kaum noch stillen ließ.
    Zu seiner Verblüffung schien sie seine geheimsten Gedanken zu lesen, als könnte sie nach Belieben in seinem Kopf herumspazieren.
    » Mir scheint, Ihr habt mich gründlich missverstanden, Meister Arnheim«, sagte sie und klang auf einmal wieder sanft und verbindlich. » Mein Geschäft ernährt mich bestens – selbst eine stattliche Kinderschar könnte noch spielend satt werden, auch wenn der Herrgott offenbar etwas anderes mit mir vorhatte. Doch um meine Profession in Köln auszuüben, fehlen mir leider noch die geeigneten Räumlichkeiten.« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. » Noch ein paar weitere Nächte in diesem verwanzten › Roten Bär‹ – und ich verliere den Verstand!«
    » Da seid Ihr wahrlich in einer üblen Spelunke gelandet«, rief Hennes eifrig. » Es gibt andere Gasthäuser in Köln, bessere …«
    » Kein Gasthaus!«, unterbrach sie ihn scharf. » Das ist auf Dauer nichts für mich. Nein, ich brauche etwas, das ich mieten kann, ein kleines Haus, ein paar saubere Räume, etwas Seriöses, wo die Leute gerne hingehen, um Erlösung zu finden – und natürlich bezahlbar.« Wieder dieser metallische Blick, der ihm durch und durch ging. » Unter Euren gut bestallten Kunden müsste doch jemand sein, der so etwas zu einem anständigen Preis anzubieten hat!«
    Erlösung? Was meinte sie damit? Erneut flackerte sein Misstrauen auf, als hätte man eine brennende Fackel in einen Strohballen gestoßen. Wenn sie schon nicht zum Diebesgesindel gehörte, dann vielleicht zu jenen, die sich auf den ehemaligen Mönch aus Wittenberg beriefen, dessen ketzerische Lehren eine neue Religion geworden waren, die das Reich spaltete?
    » Seid Ihr etwa eine Protestantische?«, entfuhr es Hennes. » Dieses gotteslästerliche Pack hat in unserer frommen Stadt nichts zu suchen. Ein paar von ihnen sind gottlob schon im Feuer verreckt. Und so soll es auch all den anderen ergehen, die sich heimlich oder öffentlich gegen die heilige Mutter Kirche versündigen.«
    » Wo denkt Ihr hin!« Ihr ganzer Körper schnellte zurück und verriet, wie vorsichtig sie angesichts seiner heftigen Worte plötzlich geworden war. » Mit diesen religiösen Fanatikern hab ich nichts zu schaffen – obwohl kaum jemand besser weiß als ich, wie viele Dinge es zwischen Himmel und Erde gibt.« Sie streckte ihm ihre Hände entgegen. » Was seht Ihr? So redet schon!«, drängte sie.
    » Nun, zehn kräftige weibliche Finger«, sagte er, » denen man ansieht, dass sie zupacken können. Nicht ganz sauber, wenn Ihr mir diese Offenheit vergebt, aber durchaus ansehnlich …«
    » Ihr habt nicht die geringste Ahnung? Dann werde ich Euch jetzt auf die Sprünge helfen.« Sie hatte die Hände wieder zurückgezogen und wedelte mit ihnen durch die Luft. » Sie können Leben schenken, versteht Ihr jetzt?«
    » Dann seid Ihr eine Wehmutter?«, riet Hennes.
    » Nein, unschuldigen Bälgern helfe ich gewiss nicht auf diese grausame Welt!« Sie warf den Kopf in den Nacken. » Aber ihre Mütter in Not wenden sich an mich ebenso wie die Väter, die vor Sorgen und Gram nicht mehr ein noch aus wissen. Selbst jene, die schon alle Hoffnung verloren hatten, weil Gottes Zorn sie mit fürchterlicher Krankheit geschlagen hat, können endlich wieder aufatmen. Deshalb bin ich nach Köln gekommen: um Hoffnung und neuen Mut zu säen.«
    Mit leicht geöffnetem Mund starrte Hennes sie an.
    » Nun schaut doch nicht so begossen drein wie ein Schafsbock, wenn es donnert!«, rief sie. » Mein Name ist Ita, das wolltet Ihr doch vorhin wissen – und ich bin landauf, landab als begnadete Heilerin bekannt.«
    x
    Plötzlich hielt es Johanna keinen Augenblick länger in der stickigen Stube aus. Sabeth hatte sie nach oben in die Kammer bugsiert, was schwierig genug gewesen war, denn auf den blauen Morgen, der so vielversprechend begonnen hatte, war ein mehr als dunkelgrauer Mittag gefolgt: Die Alte hatte sie von einem Augenblick

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