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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Du kennst ihn?« Der Apotheker stand da wie festgefroren.
    » Ein Badegast«, sagte sie schnell. » Du kannst dich ruhig weiter um die Zubereitung der Medikamente kümmern.«
    Sie wartete ab, bis ihr Vater nach nebenan verschwunden war. Dann neigte sie sich der Krähe entgegen, so weit ihr Bauch es erlaubte.
    » Was wollt Ihr hier?«, zischte sie. » Ihr hättet mir nicht folgen dürfen!«
    » Ich musste«, sagte er mit seinem schmelzendsten Lächeln. » Außerdem tut mir mein Handgelenk weh, als wäre ein schwerer Karren darüber gefahren.«
    » Ich weiß nichts.« Ennelin drehte ihm den Rücken zu und begann, in verschiedenen Schüben zu kramen. Schließlich kam sie mit einem Töpfchen zurück, das sie öffnete. » Ringelblumensalbe«, sagte sie. » Messerrückendick aufgetragen. Das wird die Schmerzen nach und nach lindern.«
    » Warum nur kann ich Euch nicht glauben?«, sagte die Krähe. » Ihr kennt Johanna – ich weiß es!«
    » Ihr seid doch viel zu jung für sie!«, entfuhr es ihr. » Auch wenn das Alter es gut mit ihr meint, so ist sie doch eine reife Frau. Warum geht Ihr nicht lieber Eurer Wege und vergesst sie?«
    » Ist das nicht einzig und allein meine Angelegenheit?« Sein Herz klopfte plötzlich so stark gegen die Rippen, dass er Angst bekam, es würde im nächsten Moment herausspringen. » Wo ist sie? Sagt mir endlich die Wahrheit! Wo kann ich sie finden?«
    Ennelin schaute sich um, als wollte sie sich vergewissern, dass niemand zuhörte.
    » Ihr kommt ohnehin zu spät«, sagte sie dann mit dumpfer Stimme. » Da, wo sie jetzt ist, kann niemand zu ihr.«
    » Was sollte mich daran hindern?«, fragte die Krähe mit einem frechen Lachen. » So lange suche ich schon nach ihr!«
    Ennelin wurde noch leiser. » Im Frankenturm soll sie schmoren. Und als Giftmörderin alsbald am Galgen baumeln.«
    Die Krähe lehnte sich gegen die Theke. An liebsten hätte er laut aufgeschrien oder wie wild um sich geschlagen. Niemand durfte sich seiner Rache in den Weg stellen – niemand!
    Er spürte Ennelins besorgten Blick, was ihn nur noch elender machte.
    » Ich wollte Euch schonen«, sagte sie. » Deshalb habe ich bislang geschwiegen. Diese Frau bringt Männern kein Glück …«
    Er schlug mit der Hand auf den hölzernen Tresen, ohne sich um den stechenden Schmerz zu scheren, der dabei wie ein Gewitter durch sein Gelenk fuhr.
    Dann drehte er sich um und rannte wie von Teufeln gejagt hinaus.
    x
    Belas Küsse hatten an Glut verloren, und manchmal kam es Rutger Neuhaus vor, als langweile sie sich regelrecht, wenn er sie berührte. Wo waren die köstlichen Stunden der Lust geblieben, in denen sie sich hitzig und unersättlich auf ihm bewegt hatte, einzig und allein bestrebt, ihm immer neues Vergnügen zu bereiten?
    Gab es einen anderen Mann, der ihr im Kopf herumspukte?
    Bela lachte nur, als er sie darauf ansprach, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und ließ die Brüstchen blitzen. Nicht ein vernünftiges Wort bekam er aus ihr heraus.
    Es half nichts, ihr das Doppelte für ihre Gunst zu geben. Nicht einmal die dreifache Summe, die er ihr ins Mieder steckte, brachte die frühere Bela wieder zum Vorschein. Die Pelze lagen irgendwo in einer Ecke; selbst die schwere Silberkette, die er ihr umlegte, schien sie nicht weiter zu interessieren. Manchmal ertappte er sie sogar dabei, dass sie herzhaft gähnte, während er sie bestieg.
    Und dennoch gelang es ihm nicht, von ihr zu lassen.
    Als sei er mit einem Zauber belegt, der ihn unauflöslich an sie band, besuchte er nach wie vor das Haus am Berlich, inzwischen nahezu täglich. Es kümmerte ihn nicht, was die Leute dazu sagten, und die Leichenbittermiene seiner Frau übersah er geflissentlich. Inzwischen hatte er es sogar aufgegeben, seine Besuche in die Abendstunden zu legen, wo nur noch wenige Menschen auf den Gassen unterwegs waren. Ja, selbst wenn übereifrige Klatschmäuler es seinem adeligen Halbbruder weitertragen würden, so war es ihm herzlich egal.
    Der Gedanke an Bernhard ließ ihn seinen Mund verziehen. Der Kanzler des Erzbischofs ahnte nicht, wie sehr er ihn im Kampf gegen die Ketzer unterstützte – auf seine Art freilich. Mit seinen Methoden.
    Was ihm allerdings missfiel, war, wie langsam sie dabei vorankamen. Seit dem Ausbruch der Pest waren die Ketzer um einiges vorsichtiger geworden, schienen sich zu verstecken wie eine Rattenbrut, die das Feuer floh, das sie ausräuchern sollte. Keiner mehr, der noch öffentliche Reden über den Missstand der Kirche

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