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Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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nicht.
    »Einen Moment«, sagte der Blaufärber zu den beiden, als er den Propst, den Kastellan und Konstanze auf sich zukommen sah.
    »Bringt erst Eure Arbeit zu Ende, Herr Opser«, sagte der Kastellan, während sie an den dreien vorbei in Richtung Kogebänkle gingen.
    »Was führt Euch zu mir?«, fragte der Blaufärber, nachdem er sich bei seinen Lieferanten entschuldigt hatte und sich seinen Besuchern zuwandte.

    »Habt Ihr etwas Zeit für ein kurzes Schwätzchen?«, fragte der Propst den Blaufärber.
    »Selbstverständlich. Ich muss mich sowieso etwas ablenken, da diese beiden Raubritter aus dem Oberen Allgäu versuchen, mich über den Tisch zu ziehen und für das Fass Leinen mehr verlangen, als dieses wert ist. Außerdem lässt die Qualität zu wünschen übrig.« Dabei bat er den Propst und die Dreylings von Wagrain zu rutschen, damit er sich zu ihnen auf das Bänkchen setzen konnte.
    »Wie geht es Euch?«, konnte es Konstanze nicht erwarten.
    »Es gibt nichts Neues von Didrik, und es geht uns nicht gut. Mein Weib liegt seit seinem Verschwinden auf dem Lager und möchte einfach nicht mehr aufstehen.«
    »Dann bleibt die ganze Arbeit an Euch und Eurem Sohn Otward hängen?«, fragte der Kastellan, um etwas über den Verbleib des ältesten Blaufärbersohnes herauszubekommen.
    Für diese Frage warf ihm seine Frau einen dankbaren Blick zu.
    »Wenn es nur so wäre! Aber leider muss ich die ganze Arbeit allein verrichten.«
    »Wieso? Hilft Euch Euer Sohn nicht dabei?«, schoss es, für den Blaufärber eine Spur zu entsetzt, aus Konstanze heraus.
    »Nein! Dies ist leider nicht möglich«, antwortete Hannß Opser, der sich über Konstanzes Ton wunderte und dabei einen betrübten Eindruck erweckte.
    »Was ist geschehen? Wo ist Otward?«, ließ sie nicht locker, während sich der Kastellan und der Propst ebenfalls ihren Reim auf das soeben Gehörte zu machen versuchten.
    Alle drei werteten die Aussage Opsers als Ouvertüre zur Hiobsbotschaft, mit der sie rechneten und die jetzt gewiss kommen würde. Gespannt blickten sie zum Blaufärber, um endlich zu erfahren, was mit seinem Sohn geschehen war.
    »Otward ist nicht da!«, kam zunächst nur eine knappe Antwort, die immer noch offen ließ, was mit ihm los war.
    »Bitte, sprecht weiter«, drängte Konstanze den Blaufärber, der sich über das Interesse der Kastellanin zunehmend wunderte.
    »Na gut. Obwohl ich nicht weiß, warum es Euch interessiert, wo sich mein Sohn derzeit aufhält, sollt Ihr es erfahren. Vor zwei Wochen kam mein Neffe mit dem Ochsenkarren aus Dietmannsried und hat die Kunde gebracht, dass es seiner Mutter – der ältesten Schwester meines Weibes – sehr schlecht gehe und sie wohl bald sterben würde. Ihr Wunsch sei es, uns ein letztes Mal zu sehen, bevor sie von dieser Welt abtritt. Da aber Gunda das Verschwinden unseres kleinen Sohnes nicht verwinden kann und darüber selbst krank geworden ist, bin ich bei ihr geblieben, um ihr beizustehen und sie zu pflegen. Um ihren Kummer nicht noch zu vergrößern, habe ich ihr nichts vom Gesundheitszustand ihrer Schwester erzählt und mir etwas anderes einfallen lassen. Unter einem Vorwand ihr gegenüber habe ich Otward zur Verwandtschaft nach Dietmannsried geschickt. Wir erwarten seit Tagen seine Rückkehr und Nachricht darüber, wie es meiner Schwägerin geht.«
    »Gott sei Dank, Otward lebt«, entfuhr es Konstanze, die jetzt überhaupt nicht mehr einschätzen konnte, ob überhaupt und inwieweit sich ihre Söhne in Gefahr befanden. »Ich danke dir, mein Herr«, schickte sie ein Gebet nach oben.
    Dass der Kastellan und der Propst ebenfalls erleichtert waren und ähnliche Gedanken wie Konstanze hatten, ließ sich vor dem Blaufärber nicht mehr verheimlichen.
    Konstanze konnte ihre Freude einfach nicht verbergen. Zu viele Gedanken schwirrten ihr jetzt durch den Kopf: Wenn Otward lebt, muss die Wasserleiche tatsächlich der Totengräber gewesen sein. Schweben unsere Buben und Otward dann überhaupt noch in Lebensgefahr oder umso mehr? Trotz der vielen Fragen, die ihr durch den Kopf schossen, war sie – im Augenblick jedenfalls – beruhigt. Sie hatte mit ihren eigenen Ohren hören dürfen, was sie nicht zu hoffen gewagt hatte.
    Damit ihr inneres Aufgewühltsein dem Blaufärber nicht noch mehr auffiel, ging sie ins Haus, um wenigstens für ein paar Minuten seiner Frau Gunda Beistand zu leisten. Der Propst folgte ihr, er wollte der Kranken Mut machen und ein gemeinsames Gebet mit ihr sprechen.
    Konstanze hatte sich

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