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Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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Haus!«
    Da meldete sich Eginhard, der den Ausführungen seiner Eltern nicht minder interessiert zugehört hatte, zu Wort: »Es gibt aber auch noch eine merkwürdig anmutende Mischung aus Latein und Griechisch, die dasselbe aussagt!«
    »Ja!«, mischte sich nun Lodewig mit wissender Miene ein: ›Kyrios mansionem benedicat‹, kurz: KMB!«
    Jetzt stutzten plötzlich alle.
    »Woher weißt du das?«, fragte die Mutter erstaunt.
    »Von Propst Glatt, meinem Taufpaten! Ich erinnere mich an das letzte Jahr, als wir uns unterhalten haben und ich KMB fälschlicherweise als Kürzel für die Namen der Heiligen Drei Könige gedeutet habe … und so habe ich mir diesen Spruch eben gemerkt.«
    »Mir scheint, dass wir nicht nur auf Eginhard stolz sein können«, beendete die lächelnde und überglückliche Mutter das Thema: »Es ist schon spät, und wir haben die nächsten beiden Tage auch noch Weihnachten. Lodewig, bringst du Diederich in eure Kammer?«
    »Ja, Mutter, dann geh ich eben auch schlafen. Gute Nacht!«, antwortete er augenzwinkernd, um dem Kleinen das Gefühl zu geben, nicht allein gehen zu müssen.

    *

    Nachdem Diederich keinen Muckser mehr von sich gab, kehrte Lodewig in die Runde zurück.
    »Er ist sofort eingeschlafen«, verkündete er lächelnd.
    Das Kaminfeuer knisterte, und es war so richtig schön warm. Konstanze und Eginhard bereiteten sich einen frischen Sud aus getrockneten Früchten, die Eginhard vom Bodensee mitgebracht hatte, und vermischten ihn mit etwas Rotwein, in dem schon Nelken zogen. Auf die Frage, ob er auch ein Fruchtgetränk wolle, winkte der Vater lachend ab.
    »Seid ihr verrückt? Heute ist Heiligabend! Ich bleibe beim Wein.«
    »Na, na, na!«, rügte jetzt die Mutter scherzhaft seine Ausdrucksweise.
    »Einfach köstlich!« Der Familienvater stopfte seine Pfeife nach, und Lodewig durfte zum ersten Mal einen halben Quart unverdünnten Wein trinken.
    »In neunundzwanzig Tagen wirst du achtzehn Jahre alt! Also macht es nichts aus, wenn du schon am heutigen Heiligen Abend etwas von meinem besten Wein bekommst. Außerdem musst du üben.«
    Nachdem der Vater nicht weitersprach und nur vor sich hinschmunzelte, fragte Lodewig nach, wie er das gemeint habe.
    »Na ja, ein Schluck Wein gehört zur Hochzeitszeremonie! Weißt du das nicht?«, scherzte das Familienoberhaupt und brachte dadurch alle zum Lachen.
    Aber Eginhard störte den Weihnachtsfrieden, weil er nun endlich wissen wollte, was es mit den Blaufärbern und dem Totengräber auf sich hatte.
    »Ich habe nur so lange gewartet, bis Diederich im Bett ist«, begründete er den unangenehmen Themenwechsel zu später Stunde und wartete auf eine Antwort, indem er seinen Eltern abwechselnd in die Augen schaute. »Und?«
    Nachdem ihm sein Vater alles erzählt hatte, während er von der Mutter immer wieder unterbrochen worden war, diskutierten sie noch so lange darüber, bis sie sagte: »Nachdem du jetzt über diese Sache Bescheid weißt, hätte ich auch noch eine Frage.«
    Eginhard zeigte auf sich.
    »An mich? Dann frag nur, Mutter.«
    Bevor Konstanze ihre Frage stellte, stand sie auf, um die Becher zu füllen. Sie wusste nicht so recht, wie sie es anpacken sollte, und druckste etwas herum.
    »Was möchtest du denn wissen?«, ermutigte sie der Vater, der die Gelegenheit nutzte, um sich den Becher zu füllen.
    »Nach dem, was du vorhin gehört hast, Eginhard, kannst du dir vorstellen, dass ich mir Sorgen um Diederich und Lodewig mache und …«
    Eginhard schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn und sagte: »Jetzt kann ich mir denken, was du wissen möchtest.«
    »Kluger Bursche«, lästerte seine Mutter, in der jetzt die Wut und die Sorge von heute Nachmittag wieder hoch kamen.
    »Entschuldige bitte«, sagte Eginhard in ruhigem Ton und fuhr fort: »Hätte ich von der Sache mit den Blaufärbersöhnen und meinen Brüdern gewusst, wären wir nicht so lange beim Wachszieher geblieben. Ich verstehe … du hast dir Sorgen um Lodewig gemacht.«
    »Um euch beide«, kam es mit fester Stimme zurück.
    »Aber der Wachszieher hat doch unsere Hilfe benötigt«, mischte sich jetzt Lodewig ein, bevor er das Ziel von Mutters aufsteigender Aggression werden würde.
    »Was, in Herrgotts Namen, war nun so wichtig, dass ihr uns zwei Stunden allein und im Unklaren gelassen habt? … Und das am Heiligen Abend.«
    »Wie gesagt: Das wollten wir nicht«, versuchte Eginhard, seine Mutter zu beruhigen und begann mit der Aufklärung: »Als wir beim Wachszieher angekommen

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