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Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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sich rasch eine Schürze um. Sie freute sich so richtig darauf, das vorbereitete Mahl fertig zu machen.
    »Zuerst gibt es eine nahrhafte Zwiebelsuppe mit Speck. Danach kredenze ich euch einen gebratenen Hasen mit Kohl. Und wer dann immer noch nicht satt ist, bekommt Hafermus mit eingeweichten Äpfeln«, kündigte sie unter Beifall das Festmahl an. Da sie den Hunger ihrer Männer nicht einschätzen konnte und wusste, dass Ignaz und die beiden Wachen die Gelegenheit nützen würden, sich ihre Bäuche so richtig vollzuschlagen, bereitete sie sicherheitshalber mehr zu, als sie dies normalerweise tat. Deswegen hatten gleich drei Wildhasen ihr Leben lassen müssen. Sollten die hungrigen Mäuler wider Erwarten etwas übrig lassen, konnte sie den Rest ja verpacken und in das gut zweieinhalb Fuß tiefe Eisloch im Wurzgarten legen. Um Lebensmittel über den Winter haltbar zu machen, musste sie diese nur dort lagern und zum Schutz vor Tieren Bretter darauf legen, die mit Steinen beschwert wurden. Wenn das Eisloch wieder dick mit Schnee bedeckt war, konnten die Lebensmittel geschützt gefrieren. Diese hier allgemein unbekannte Art der Vorratshaltung hatte sie von einem hohen Gast aus dem fernen Lappland gelernt, der auf Einladung des Grafen vor etlichen Jahren einige Zeit im Schloss verbracht hatte. Von ihm hatte ihr Mann – sozusagen als offizielles Gastgeschenk – auch eine echte Lappenkappe mit den typischen Ohrenschützern und dem albernen Bommel geschenkt bekommen. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sich Ulrich damals über diese merkwürdige Kopfbedeckung gewundert und was er gesagt hatte, als ihm diese Kappe überreicht worden war: »Jedam Lappe g’fallt si Kappe und mir mi Huat solang ar’s duat!«

    *

    Als Konstanze ihren Lieben mitteilte, das festliche Mahl sei angerichtet, eilten nicht nur die Familienmitglieder, sondern auch Ignaz und Siegbert herbei. Es war seit jeher Brauch im Schloss, dass am Heiligen Abend auch das Gesinde mit am Tisch sitzen durfte. So entfaltete sich auch in diesem Jahr eine Weihnacht des Miteinanders. Nach dem Essen, als die anderen längst gegangen waren und Konstanze mit Rosalinde die Küche aufgeräumt hatte, setzte sich die Familie gemütlich zusammen.

    Jetzt endlich war Eginhard an der Reihe. Während alle gespannt hörten, was er zu berichten hatte, merkte Konstanze, dass Lodewig immer noch hibbelig und unkonzentriert war. Sie konnte sich den Grund hierfür schon denken und half dem jungen Mann, sein Gewissen zu erleichtern. Als Eginhard mit seinem umfangreichen Bericht fertig war, fragte sie ihren Sohn unvermittelt: »Lodewig, hast du uns nicht auch etwas mitzuteilen?«
    Der ansonsten immer locker wirkende Jüngling bekam schlagartig eine rote Färbung im Gesicht und wand sich um das Thema herum. Aber er wollte ja allen erzählen, dass er verliebt war, und seine Mutter hatte ihm gerade zu einem guten Einstieg verholfen. Als ihm auch noch Eginhard aufmunternd zunickte, fasste er sich ein Herz und berichtete erstmals der ganzen Familie von seiner großen Liebe zu Sarah. Da Lodewig um sich herum nur gönnerhaft lächelnde Gesichter sah, wurde er zunehmend ruhiger und mutiger. Er sagte, Sarah würde ihn auch lieben und sie wollten heiraten.
    »Na, na, na!«, unterbrach der Vater schmunzelnd. »Sarah ist zwar ein anständiges, kluges und zudem ein ganz besonders gut aussehendes Mädchen, aber deswegen gleich heiraten? Ihr seid doch noch so jung. Wir haben nichts gegen Sarah und wünschen euch, dass auch ihre Eltern nichts gegen dich einzuwenden haben. Immerhin sind sie anderen Glaubens, und das könnte Probleme mit sich bringen. Sei gewappnet und tapfer, falls es zu einer Enttäuschung kommen sollte … Unseren Segen jedenfalls habt ihr.«
    Konstanze hatte ihrem Mann schmunzelnd zugehört und schmiegte sich jetzt in Erinnerung alter Zeiten an ihn. Sie gab ihm einen zarten Kuss auf den Mund.
    »Bäh, Pfui Teufel … und das soll schmecken?«, empörte sie sich.
    »Du musst den Tabak ja nicht trinken !«, entgegnete er lachend.
    »Lodewig ist verliebt! Lodewig ist verliebt!«, schrie Diederich, während er vor überschäumender Freude im Zimmer hin und her hüpfte.
    Eginhard zwinkerte Lodewig nur zu und nickte anerkennend. Am liebsten wäre der verliebte Bursche gleich zu Sarah gelaufen, um ihr zu berichten, dass seine Eltern jetzt Bescheid wüssten und nichts gegen ihre Verbindung hatten.

    *

    Als Diederich sich wieder beruhigt und mitbekommen hatte, dass sich seine Eltern und

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