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Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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untergehenden Tages, wie der Totengräber Geld aus einem Beutel kramte, um es dem anderen in die Hände zu zählen. Ob es Heller , Kreuzer oder gar Gulden waren, konnte er weder sehen noch am Geklimper hören. Die zweite Person konnte er immer noch nicht erkennen. Aber ihm fiel auf, dass dessen Stimme genauso wenig vertrauensvoll klang wie die des Totengräbers, zudem war sie kratzig und hörte sich irgendwie lallend an.
    »Das ist zu wenig! Wir haben mehr ausgemacht«, schien er sich zu beschweren.
    »Halt dein Maul! Den Rest bekommst du, wenn du sie hierher gebracht hast. Erst dann gilt dein Teil unserer Abmachung als erfüllt!«, blaffte ihn der Totengräber an.
    Der andere knurrte zwar, ließ aber das Geld schnell in einem Lederbeutel verschwinden.
    Da Diederich leise zu schluchzen begonnen hatte, musste sich Lodewig wohl oder übel um ihn kümmern.
    »Ausgerechnet jetzt«, schimpfte er, erreichte damit aber nur, dass der Kleine noch lauter schluchzte und er nicht mitbekam, worüber die beiden Männer jetzt sprachen.
    »Gut, dass ich das Grab schon ausgehoben habe«, lobte sich der Totengräber selbst. Er klopfte dem anderen auf die Schulter und schmeichelte ihm: »Deine ›Arznei‹ hat gut gewirkt und somit war unser Versuch erfolgreich.«
    Nachdem es Lodewig mühsam gelungen war, den Kleinen zu beruhigen, bemühte er sich wieder, etwas vom Gespräch zu erhaschen. Pech für ihn, dass die beiden inzwischen das Thema gewechselt hatten.
    Wieder blickte sich der Totengräber unruhig um.
    »Hier hast du noch etwas Geld, damit du dir deinen Arbeitsplatz vertrauenswürdiger einrichten kannst. Räum dort erst mal ordentlich auf und lass die leeren Schnapsflaschen verschwinden. Und dann spute dich, endlich die benötigten Kräuter herbeizuschaffen.«
    »Ist ja schon gut. Die hole ich beim ›Kräutermann‹ in Hopfen«, versuchte der andere den Totengräber zu beruhigen.
    Da Lodewig verhindern musste, dass sein Bruder hörbar den Rotz hochzog, putzte er ihm hastig die Nase, verpasste dabei aber den letzten Satz.
    »Schhh!« Um doch noch etwas hören zu können, legte er Diederich wieder eine Hand auf den Mund.
    »Wenn danach noch Geld übrig ist, kannst du dir ja einen Schnaps gönnen. Aber bedenke, dass die Zeit reif ist, und wir es jetzt unverzüglich anpacken müssen!«, beschwor der Totengräber den anderen, der auch diese Münzen eilends in seinem Geldbeutel verschwinden ließ, während er sich bemühte, dem Totengräber weiter zuzuhören. »Du spielst deine Rolle als Wolf im Schafspelz recht überzeugend. Jedenfalls vertrauen dir diese Tölpel so langsam wieder«, fuhr der Totengräber fort, um abschließend zu beteuern, dass er selbst umgehend damit beginnen würde, ›das Gerücht‹ in die Welt zu setzen.
    Obwohl Lodewig aufgrund seiner Unerfahrenheit in den verwerflichen Dingen des Lebens nicht annähernd verstehen konnte, worum es überhaupt ging, und er sich dementsprechend auch keinen Reim darauf machen konnte, um welches Gerücht es sich handeln könnte, fand er die Szenerie unheimlich spannend. Wie aufregend die ganze Sache wirklich war und noch werden würde, hätte er vielleicht ermessen können, wenn er alles gehört hätte, was der Totengräber zu dem Unbekannten gesagt hatte.
    Wofür hat der andere Geld erhalten, überlegte Lodewig. Während er aufmerksam wartete, was jetzt noch kommen würde, hatte er nicht wahrgenommen, dass die Dunkelheit gänzlich über sie hereingebrochen war. Erst als Diederich die Angsttränen beim besten Willen nicht mehr zurückhalten konnte und laut zu schluchzen begann, wurde der Ältere aus seiner starren Spannung gerissen. Verdammter Mist. Wir müssen hier weg, schoss es ihm durch den Kopf.
    Aber es war zu spät. Der Kleine hatte so laut geschluchzt, dass dies an die Ohren des Totengräbers gelangt war.
    »Hast du das auch gehört?«, fragte er seinen Komplizen und drehte sich in Richtung der Knaben. »Hat da nicht ein Balg geheult?«
    Als Lodewig dies hörte, fiel ihm schier das Herz in die Hose. Er packte seinen Bruder fest am Arm und schrie laut: »Los, Diederich! – Lauf!«
    Zu Tode erschrocken nahmen die beiden ihre Beine in die Hand und rannten, was das Zeug hielt.
    Trotz der Dunkelheit bekam der Totengräber schnell mit, dass es sich um zwei Knaben handelte, und er bemerkte auch, dass einer größer war als der andere. »Heinrich«, schrie er. »Hast du das auch gesehen? Los! Hinterher! Schneid ihnen den Weg ab!«, schrie er den verwirrten Arzt an und wies ihm

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