Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
Vom Netzwerk:
»Natürlich habe ich den Namen gehört: Diedrich! Der Große hat ja laut genug geschrien«.
    »Nein, Diderik!«, verbesserte der Totengräber, der den Namen im Eifer des Gefechtes so verstanden hatte und sicher war, dass der Medicus aufgrund seines Alkoholpegels falsch lag. »Diderik! Der Knabe heißt Diderik! … oder Didrik … Didrik mit einem k hinten«, betonte er nochmals, relativierte das vermeintlich Gehörte allerdings am Schluss doch wieder.
    Als der Medicus etwas sagen wollte, fiel ihm der Totengräber sofort ins Wort: »Diedrich oder Diderik, Diederich oder Didrik … Wo liegt da der Unterschied? Hört sich vielleicht etwas anders an, ist aber dasselbe!«
    »Ich meine zwar, Diedrich gehört zu haben, bin mir aber jetzt nicht mehr ganz sicher. Vielleicht habe ich auch Diederich gehört«, stellte jetzt auch der Medicus seine erste Aussage in Frage und bestätigte dadurch die Meinung des Totengräbers. Somit war für die beiden die Sache geklärt.
    »Wer könnte das sein?«, überlegte der Totengräber laut. »Kennst du einen Burschen mit diesem Namen? Sicher gibt es in Staufen nicht viele, die so heißen.« Der Totengräber ballte die Fäuste. »Wir kriegen euch!«
    Währenddessen schien der Medicus tief in den Windungen seines abgesoffenen Gehirns gekramt zu haben, denn plötzlich entfuhr es ihm: »Hat nicht der Blaufärber zwei Söhne, von denen einer so heißt?«, fragte er und gab sich gleich selbst die Antwort: »Den habe ich schon einmal behandelt, als er noch im Wickelkissen gelegen ist.«
    »Natürlich! Die Söhne des Blaufärbers! Die habe ich zusammen mit ihrem Vater schon öfter auf dem Markt gesehen«, fiel es jetzt auch dem Totengräber siedend heiß ein, während er schon überlegte, wie sie die beiden Mitwisser mundtot machen könnten.
    Dass einer der drei Söhne des Kastellans fast namensgleich getauft worden war und sie den Namen zudem falsch verstanden und ausgesprochen hatten, ahnten die beiden nicht.
    »Wer weiß, was die alles mitgehört haben. Es wird wohl das Beste sein, wenn wir kein Risiko eingehen und die Knaben zum Schweigen bringen. Sicherlich handelt es sich nicht nur um diesen Diderik oder wie auch immer, sondern auch um seinen älteren Bruder, den anderen Sohn des Blaufärbers«, kombinierte der Totengräber.
    »Bist du wirklich sicher, dass auch der größere der beiden Knaben ein Sohn des Blaufärbers ist?«, fragte der Medicus.
    »Natürlich kann ich da noch nicht sicher sein und es nur annehmen. Aber warum sollte er es nicht sein?«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Was du mir über deren Körpergrößen gesagt hast, dürfte der jüngere dieser Knaben schätzungsweise so um die sieben Jahre alt sein. In diesem Alter wird er sich nach Einbruch der Dunkelheit wohl kaum ohne seinen älteren Bruder in den Gassen des Dorfes und schon gar nicht auf dem Kirchhof herumtreiben«, kombinierte der Medicus bemerkenswert klaren Kopfes. Es schien gerade so, als hätte er einen Hahn umgelegt, um den Alkohol ablaufen zu lassen.
    »Wir werden es schon noch herausbekommen«, murmelte der Totengräber in sich hinein, während er beschloss, die unausweichliche Drecksarbeit dem Medicus aufzubürden. Obwohl er selbst skrupellos genug war, diese Morde zu begehen, würde er ein solches Risiko nur eingehen, wenn es unbedingt notwendig sein sollte. Immerhin hatte er schon den alten Ortsvorsteher und den ehemaligen Leichenbestatter umgebracht, um möglichst schnell an deren Ämter zu gelangen. Und der Medicus hatte zu Versuchszwecken lediglich die Frau des Bäckers vergiftet. »Zwei zu eins«, sagte er und lachte.
    »Was?«
    »Ach nichts.«
    Auch wenn bisher niemand Verdacht schöpfte, war Vorsicht geboten. Um mit dem Medicus zusammen an das Geld der Staufner zu kommen, war es vonnöten, seinen ohnehin schon angekratzten Nimbus nicht noch mehr durch den Dreck ziehen zu lassen.
    »Komm, wir gehen ins Wirtshaus! Auf den Schrecken hin habe ich Durst bekommen. Außerdem wird es kühl hier draußen«, sagte der Medicus, der, vorsichtig nach allen Seiten blickend, den Kirchhof verließ.
    »Geh allein, es ist besser wenn wir nicht so oft zusammen gesehen werden. Du hast ja jetzt Geld, um dir ein paar Humpen leisten zu können.«

Kapitel 6

    »Miese Stimmung, Herr«, hatte der Stallknecht Ignaz dem Kastellan mit Blick auf seine Herrin zugeflüstert, nachdem er Diederich vom Pferd heruntergeholfen hatte. »Oha!«, hatte er noch knapp bemerkt, als er voll ins Nasse gegriffen hatte.
    Nachdem auch Lodewig und

Weitere Kostenlose Bücher