Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
ein, bis der ganze Dolch umhüllt und geschützt und sein Leuchten verborgen war. Dann steckte er das Bündel wieder in den Hosenbund seiner Jeans.
    Im Halbdunkel des beginnenden Tages, in dem der Sonnenaufgang erst zu ahnen war, ließ er sich von Branl und Clyme aus der Höhle begleiten.
    Unbeirrbar und trittsicher führten die Gedemütigten ihn die Spalte hinauf, bewahrten ihn auf der Terrasse vor Schwindel und wachten über ihn, als er den letzten Anstieg zum Grasland über der Felsklippe bewältigte.
    Dort standen die Pferde bereit. Mhornym und Naybahn begrüßten ihre Reiter lebhaft und leicht beklommen wiehernd. Das Schlachtross rollte die Augen und biss auf seine Trense, als hinderte nur die Autorität der Ranyhyn es daran, Covenant über den Haufen zu rennen und zu zertrampeln.
    Covenant konnte erkennen, dass sein Pferd weiterhin schwach war, von Überanstrengung ausgelaugt, denn die Kreaturen des Lauerers hatten ihm keine Kraft gegeben. Trotzdem war seine störrische Wesensart zurückgekehrt.
    … wir haben dafür gesorgt, dass es sich daran erinnert, was es ist. Solange es lebt…
    Covenant konnte nur hoffen, dass es lange genug leben würde.
    Das Tier ließ widerwillig zu, dass Covenant sich in den Sattel schwang. Dann nickte er den Gedemütigten zu.
    »Meinetwegen kann es losgehen. Ich weiß nicht, wie wir es schaffen wollen, aber je früher wir uns daranmachen, desto besser.«
    Die Schlange rückte heran. Auf irgendeiner intuitiven Ebene fühlte er sie näher kommen. Oder vielleicht empfand er einfach nur Angst. Welten werden nicht in Augenblicken erschaffen. Ebenso wenig lässt sich ihre Erschaffung augenblicklich rückgängig machen. Klar, dachte er missmutig. Wunderbar. Aber was bedeutet das? Wie viele Tage würde die Schlange sich noch von Elohim ernähren und sie verschlingen, um für die Suche nach Erdblut Kraft zu sammeln?
    Er wünschte sich sehnlichst, er könnte sich daran erinnern …
    Als Branl und Clyme mit ihren Ranyhyn wendeten und auf dem leicht geneigten Hang unter dem Rand der Klippe nach Süden ritten, musste Covenant den Impuls unterdrücken, sein Pferd zum Galopp anzutreiben. Je nach Berechnungsweise lebte er seit ungefähr sieben Jahrtausenden - und jetzt sollte er keine Zeit mehr haben?
    Mhornym und Naybahn verfielen in einen leichten Trab, den das Streitross durchhalten konnte, ohne sich vorzeitig zu verausgaben. Trotz seiner Ungeduld versuchte Covenant sich einzureden, zwanzig Meilen seien für die Ranyhyn eine Kleinigkeit - und für sein Pferd möglich. Doch noch immer lasteten Zweifel auf ihm, und die Gangart der Pferde erschien ihm träge und bleischwer.
    Aus Osten zog allmählich der Tag herauf. Als der Himmel heller wurde, nahm er wieder seinen aschgrauen Farbton an. In dem grauen Dunst waren für kurze Zeit einige willkommene Streifen Blau zu sehen, aber sie schlossen sich bald wieder, und das gesamte Himmelszelt glich einem Deckel aus gehämmertem Eisen, uneben und ohne Tiefe.
    »Das sind üble Vorbedeutungen, Ur-Lord«, bemerkte Clyme unnötigerweise. »Die natürlichen Abläufe von Himmel, Wind und Wetter sind unterbrochen. Das lässt darauf schließen, dass gewaltsame Umwälzungen heraufziehen.«
    Statt zu antworten grub Covenant in seinen Taschen nach den A/iartf/ia-Samen. Während seine Begleiter und er ritten, streute er immer wieder zwei bis drei Samen aus, besäte das Grasland wie in einer Geste des Trotzes mit Schatzbeeren. Und bei jedem Wurf forderte er den Verächter heraus: Nur zu! Aber ich warne dich. Was auch passiert, du wirst es nicht mögen.
    Dieses Gebiet zwischen den Zerspellten Hügeln und dem Meer der Sonnengeburt war über viele Meilen hinweg eine Prärie, die nur von einzelnen Spalten in der Klippe, kahlen Erosionsrinnen und weiten Flächen, wo zerklüftetes Gestein zutage trat, unterbrochen wurde. Futter für die Pferde gab es reichlich, Wasser hingegen nicht.
    Am späten Vormittag kam das Gewirr aus zerklüfteten Hügeln merklich näher. Das Gras wurde spärlicher, weil es weniger fruchtbaren Boden gab. Die Geländeformationen drängten die Reiter immer näher an den Klippenrand.
    Irgendeine Laune der Urographie wollte es jedoch, dass Süßwasserquellen jetzt leichter zu finden waren. Dieselben Hebungskräfte, denen die Kämme und Grate der Zerspellten Hügel ihr Entstehen verdankten, hatten den Untergrund mit Rissen durchzogen. Diese Einschnitte und Spalten waren die alten Schlupfwinkel der Jheherrin gewesen. Dieselben Risse hatten den Heeren des

Weitere Kostenlose Bücher