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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Ich fürchte, er ist wütend, weil wir ihn aus seinem Traum gerissen haben. Er wird es schon überwinden, doch wird es eine Weile dauern.«
    Und wie Jon-Tom prophezeit hatte, schmollte der Otter noch eine weitere Stunde, dann schlurfte er zurück, um beim erneuten Zusammenpacken der Vorräte behilflich zu sein. Sie wechselten kein einziges Wort, bis der letzte Schlafsack wieder an Ort und Stelle, der letzte Nahrungsmittelbehälter fest verzurrt war. Dann blickte der Otter an seinem großen Freund empor.
    »Mußtest du das unbedingt tun, Kumpel? Mich zurück'olen, meine ich?«
    »Was glaubst du denn, Mudge?« Jon-Tom überprüfte die Lage eines Sacks mit Ersatzkleidung auf dem Rücken der Hengstlin. »Es war nur eine Störung, eine Illusion. Es war nicht echt. Mir fehlt mein eigener Traum ja auch. Ich mußte dich einfach zurück holen.«
    »Das weiß ich. Wir 'aben 'ne Aufgabe zu erfüllen, und wir stecken alle in der Sache drin. Aber mußtest du mich schon so bald zurück'olen?«
    »Es läßt sich nicht genau sagen, was passiert wäre, wenn ich noch länger gewartet hätte.« Er machte sich an einen weiteren Riemen, der ihm ein wenig locker erschien. Dormas blickte zu ihm zurück.
    »Nun mach mal halblang, Mensch. Das ist schließlich nicht dein Schuh, den du da schnürst, mußt du wissen.«
    »Tut mir leid.« Er lockerte den Riemen wieder um ein Loch.
    »Wenn ich nicht eingegriffen hätte, als ich es tat, wärst du möglicherweise niemals in die Realität zurückgekehrt. Clodsahamp sagt, daß du möglicherweise auf alle Zeiten in dieser Traumwelt gefangengeblieben wärst.«
    »War das denn wirklich so fürchterlich schlimm gewesen?«
    »Für dich nicht, für mich auch nicht, auch für uns andere alle nicht. Doch es hätte uns unserem Ziel nicht nähergebracht, und es gibt andere, die von uns abhängig sind.«
    »Schon wieder diese verdammte uneigennützige Einstellung! Ich 'abe dich davor gewarnt, Kumpel.« Er machte kehrt und stampfte davon, auf der Suche nach seinem Langbogen und dem Schwert, und wirkte sehr unglücklich.
    Jon-Tom sah ihn davonschlendern. Er überlegte, was ihnen allen widerfahren war. Jedes Mitglied der Gruppe hatte seine wildeste Phantasie Wirklichkeit werden sehen. Anders als Mudge, hatte jedoch keiner das Verlangen, sein ganzes Leben in dieser Traumwelt zu verbringen. Irgendwann wäre es schließlich doch langweilig geworden, denn wenn man alles erreicht hatte, sogar im Traum, blieb nichts mehr, nach dem es sich noch zu streben lohnte. Clodsahamp erklärte es sehr deutlich. In einer Illusion vollständiger Erfüllung gefangen zu sein, ohne jede Fluchtmöglichkeit, würde nicht etwa im Nirvana enden, sondern im Tod.
    Wenn er aber vielleicht eine Möglichkeit fände, um sie immer nur für ein bis zwei Stunden heraufzubeschwören...
    Was der Wanderer wohl dachte? Dachte er überhaupt? Clodsahamp war sich nicht sicher, ob er Intelligenz besaß oder nicht, und er wußte auch nicht, ob diese Intelligenz, sollte er sie besitzen, eine erkennbare Form hatte. Konnte er träumen? Und wenn ja - wovon träumte dann ein Wesen, das die Fähigkeit besaß, sich zwischen Universen und Dimensionen zu bewegen? Sicherlich war es konfus. Konfus und nervös. Die Nebenprodukte der Verstörung des Wanderers waren die immer häufiger auftretenden Störungen. Ein interdimensionaler Schweißausbruch.
    Diese Störungen waren nicht bösartiger Natur, mit Ausnahme jener, die von dem Wesen, das den Wanderer gefangenhielt, gegen sie gerichtet waren. Nach der letzten Störung hatten sie sich alle besser gefühlt, und auch erleichtert. Vielleicht litt der Wanderer mit jeder Verwandlung genau wie sie.
    Als sie zu dem Paß hinaufstiegen, stellte Jon-Tom fest, daß er den Wanderer nicht mehr nur deshalb befreien wollte, damit die beunruhigenden Veränderungen der Welt aufhörten. Er wollte ihn befreien, weil es für den Wanderer das richtige war, ob dieser nun zu Gefühlen fähig sein mochte oder nicht. Als Kind hatten einige Freunde ihn einmal in einer Truhe eingesperrt. Dieses Gefühl des Eingesperrt seins hatte er nie vergessen. Er wußte, wie das war, in der Falle zu sitzen, nicht davonlaufen, sich kaum bewegen zu können. Kein Wesen verdiente ein solches Schicksal, nicht einmal etwas so Unerklärliches und Andersweltliches wie ein Wanderer.
    Wir wollen nicht einfach nur eine festgefrorene Maschine loseisen, sagte er sich. Wir sind auf dem Weg, jemanden zu retten.
    Dicht unterhalb der Paßhöhe ließ Clodsahamp den Trupp

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