Die Pfade des Wanderers
tragen.«
»Tut uns leid«, erwiderte Jon-Tom gelassen. »Wir werden nur ganz kurz bleiben. Wir haben lediglich vor, seinen unfreiwilligen Gast zu befreien, dann machen wir uns auch schon wieder auf den Weg.« Er trat einen Schritt vor.
Der zweite Teufel hob beide krallenbewehrte Hände. »Ihr sollt nicht vorbeiziehen. Fort mit euch!«
»Ihr habt wahrscheinlich recht, alter Weiser«, murmelte Colin Clodsahamp zu. »Stahl mag hier wirklich nicht die richtige Waffe sein. Doch verzeiht mir, wenn ich mich lieber selbst davon überzeuge.« Mit diesen Worten stürzte er auch schon vor und ließ seinen langen Säbel voll gegen die Stirn des Teufels mit den erhobenen Pranken sausen.
Die Klinge fuhr durch das rothäutige Ungeheuer und prallte funkenstiebend am Boden auf. Erschüttert wich Colin vor der grinsenden Kreatur zurück.
»Du hörst wohl schlecht«, sagte der Teufel.
»Allerdings«, stimmte der Teufel zur Linken ihm zu.
»Vielleicht ist hier eine kleine Vorführung angezeigt.«
Er griff hinter sich. Mudge reagierte auf die drohende Gebärde, indem er sein eigenes Schwert zog, während Clodsahamp sich in seiner Schale niederließ und sich an den Rückzug machte.
Doch holten die Teufel weder Pfeile und Bogen noch Schwerter oder Krummsäbel oder Hellebarden oder Messer oder sonst irgendwelche traditionellen Waffen hervor. Statt dessen hielt jeder plötzlich ein Instrument in den Händen. Der eine hatte eine bizarre Flöte, die sich ihm locker um die Hand wand. Der zweite hielt einen flachen Holzbehälter mit Saiten, die sich in einem verrückten Flickenmuster über Ober- und Unterteil spannten. Der dritte besaß ein Instrument, das entfernt Jon-Toms Duar glich, nur daß es über einen einzigen Saitensatz verfügte, während dem letzten Teufel eine Reihe kleiner Trommeln oben auf dem Bauch ruhte. Oder waren sie Teile des Körpers selbst? Ebensogut hätten sie nämlich auch eine Reihe hervorquellender Geschwüre mit gerader Oberfläche sein können.
Überhaupt machten alle Instrumente den Eindruck, als wüchsen sie aus den kompakten roten Körpern hervor.
Mudge drängte sich langsam zu Jon-Tom hinüber.
»Bannsänger aus der 'ölle. Das sind die.« Der Otter warf Colin einen schnellen Blick zu. »Entschuldige, Zottelball, daß ich an deinem Runenwerfen gezweifelt 'ab. Dieser Teil der Prophezeiung scheint ja immer'in wahr geworden zu sein, obwohl es mir anders lieber wäre.«
»Mir auch.« Obwohl seine Wirkungslosigkeit bewiesen war, hielt der Koala das Schwert immer noch vor sich gereckt, wohl wissend, daß es gegen dieses Quartett kein wirksamerer Talisman war als eine Waffe.
»Es sind vier, Kumpel«, flüsterte Mudge. »Kannste es mit vieren auf einmal aufnehmen?«
»Ich weiß es nicht«, gestand sein großer Freund. »Jeder von ihnen trägt ein anderes Instrument mit sich. Vielleicht sind sie nur dann wirkungsvoll, wenn sie zusammen arbeiten. In diesem Fall müßte ich nur einen Banngesang auf einmal dagegensetzen. Das werden wir bald wissen.« Langsam schob er die Duar nach vorn in Spielposition.
Der zweite Teufel musterte ihn mit schwarzroten Augen. Er wirkte kaum beunruhigt, eher amüsiert.
»Oho, oho«, zwitscherte er. »Noch ein Sänger! Man hat uns schon gesagt, daß wir so einem begegnen könnten. Das ist ja ausgezeichnet! Tod und Vernichtung schmecken ja immer weitaus besser, wenn sie wenig gewürzt werden. Mach es interessant für uns, Mensch.«
»Das habe ich vor«, erwiderte Jon-Tom grimmig.
Der Teufel blickte seine Gefährten an. »Paßt auf eure Weisen auf, auf eure Akkorde und Texte, und Vorsicht beim Harmonisieren!«
Das erste Lied richtete sich nicht gegen Jon-Tom, sondern gegen jenes Mitglied der Eindringlinge, das es als erstes gewagt hatte, dem Gegner einen Hieb zu verpassen. Die Worte trafen Colin schwer. Er ließ das Schwert fallen, die Augen weiteten sich, dann taumelte er zurück und hielt sich mit den Händen den Bauch. Mudge legte sofort die eigene Waffe beiseite und huschte, wie nur ein Otter es vermag, so schnell heran, daß er den Koala gerade noch auffangen konnte, bevor dieser zu Boden stürzte. Er hielt den keuchenden, speienden Colin unter beiden Armen fest. Ein einziges Lied hatte aus einem kräftigen, wachen Kämpfer ein körperliches Wrack gemacht.
Die Teufel gaben sich nicht einmal die Mühe, das Lied noch zu beenden. Ein paar Takte und Worte hatten genügt, um ihren kräftigsten Gegner niederzustrecken. Schon bei den ersten Tönen war Jon-Toms Unterkiefer vor
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