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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ihn einholen konnten. »Ach, ich mach mir keine Sorgen mehr, Kumpel. Was immer es sein mag, du kommst damit schon zurecht. Das 'aste gerade bewiesen, 'aste.«
    »Laß aus Zuversicht nicht Übermut werden, Wasserratte.« Clodsahamp keuchte mächtig, als er sich den steilen Pfad hinaufquälte. »Es ist zwar etwas unbeholfen und nicht sonderlich geschickt, dennoch ist hier sehr viel rohe Kraft am Werk. Es wäre mir nicht sehr lieb, ihr begegnen zu müssen, wenn ihr Urheber mehr Disziplin besäße. Ich kann einfach nicht glauben, daß wir seine Verteidigungslinie so mühelos durchbrechen konnten, ebensowenig daß wir tatsächlich so schnell den Paß durchquerten.« Er warf Jon-Tom einen abschätzenden Blick zu. »Unser Bannsänger muß erst noch die Begegnung mit seinem Herzenswunsch überstehen.«
    »Ich glaube zwar, daß ich das bereits getan habe, aber ich bin trotzdem auf alles vorbereitet.«
    »Gut«, sagte Dormas scharf, »da kommen sie nämlich.«
    Aus dem Tor der Festung stürzte gerade ein bunt zusammengewürfeltes Heer schwerbewaffneter Soldaten hervor. Na ja, vielleicht nicht gerade ein Heer, sagte Jon-Tom sich. Zwanzig bis dreißig Mann, keiner davon dämonisch von Gestalt oder Aussehen. Sie ließen die Schwerter über den Köpfen kreisen und kreischten dabei wie die Schreckgeister.
    Colin spannte die Muskeln an. »Die glauben, sie wären uns zahlenmäßig überlegen, aber ich habe es schon ganz allein mit einer annähernd großen Zahl aufnehmen können. Und außerdem besitzen wir die Magie des Hexers und des Bannsängers, um uns zu schützen. Sie haben nicht die geringste Chance.« Er hörte sich eher neugierig als verunsichert an. »Eins verstehe ich allerdings nicht. Warum schickt ein böser Zauberer nur Frauen gegen uns ins Feld, noch dazu menschliche?«
    Jon-Tom hätte darauf vielleicht eine Antwort geben können, doch er war unfähig zu sprechen. Er konnte sich nur matt an seine Duar klammern und den Berghang hinaufblicken, als die dreißig Rothaarigen auf ihn zustürmten. Ihre Augen funkelten blutrünstig, und die Mordgier stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
    Mudge und Clodsahamp waren von dem Anblick ebenfalls wie gelähmt, doch nur vorübergehend. Sie waren von der Manifestation nicht im gleichen persönlichen Ausmaß betroffen wie der Mann in ihrer Mitte, obwohl auch sie unter dem Schock des Wiedererkennens zu leiden hatten. Inzwischen machte Jon- Tom nicht die leisesten Anstalten, sich gegen die nahenden Gegnerinnen zu wehren, weder mit seiner Duar noch mit seinem Rammholzstab. Er stand einfach nur da und glotzte, ein Mann, der plötzlich wie betäubt erkennen mußte, was es bedeutete, mit dem eigenen Herzenswunsch konfrontiert zu werden.
    Ein Pfeil surrte ihm am Kopf vorbei. Er zuckte zusammen, konnte sich aber nicht dazu überwinden, eine Bewegung zu machen, ihm auszuweichen. Er konnte überhaupt nichts tun, weil jede der heranstürmenden Walküren ganz genauso aussah wie ihre Schwestern, und das wiederum bedeutete, daß sie allesamt aussahen wie seine geliebte Talea.
    Talea vom aufgeweckten Geist und langen roten Haar. Talea vom zweifelhaften Beruf und vom tapferen Herzen. Dieselbe Talea, der er einen Antrag gemacht und die ihn abgewiesen hatte, weil sie noch nicht bereit war, sich an einen einzigen Mann oder einen einzigen Ort zu binden, die zu lieben er jedoch nie aufgehört hatte. Zwanzig und mehr Versionen seines Herzenswunsches, die auf ihn zugerannt, zugestürmt kamen, mit alles anderem als Liebe im Herzen. Er hatte sie schon über ein Jahr nicht mehr gesehen. Er war völlig unvorbereitet darauf, sie nun hier zu erblicken, ausgerechnet an diesem Ort, noch dazu in vielfacher Verkleidung.
    »Was ist denn mit dem Bannsänger los?« wollte Colin wissen. Er hielt den Säbel kampfbereit, um die ersten Gegnerinnen zu empfangen.
    »Ich kann dir sagen, was mit ihm los is, Zottelball«, meinte Mudge. »Der 'ier gegen uns kämpft, kämpft nämlich nich fair. Jede von diesen langbeinigen Schön'eiten da is das genaue Abbild der 'erzensdame unseres Freundes.«
    Colin mußte diese Offenbarung erst verdauen, dann nickte er angespannt. »Da haben wir es aber wirklich mit einem schlimmen Bastard zu tun. Was schlägst du vor?«
    Die Meute der wildgewordenen Taleas löste dieses Problem von allein. Trotz allen Mitgefühls gab es nur wenige Auswege, wenn jemand versuchte, einem den Schädel mit einer Streitaxt einzuschlagen. Colin parierte sauber und machte einen Ausfallschritt, als die erste Frau an ihm

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