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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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halten.«
    Doch während er dies sagte, hatten sich die verbliebenen Taleas um sie geschart und versuchten nun, Jon-Tom von seinen standhaften Leibwächtern abzutrennen. Trotz ihrer tapferen Gegenwehr wurden Colin und Mudge in entgegengesetzte Richtungen abgedrängt, fort von Jon-Tom und voneinander.
    Dormas und Sorbl versuchten Clodsahamp zu schützen und hatten keine Zeit für jemanden übrig, der nicht einmal eine Hand hob, um sich selbst zu verteidigen.
    Dann durchbrach eine der Taleas die Verteidigungslinie, stürzte auf Jon-Tom zu, das Schwert hochgereckt. Er konnte sie nur fassungslos anstarren. Aber es war Talea, vom fließenden Haar bis herab zu den Zehenspitzen. Und doch hatte er gerade erst mitangesehen, wie ein Dutzend identischer Taleas sich in irgend etwas Kleines und leuchtend Buntes verwandelt hatten, bevor sie explodierten. Sie waren durch irgendeine Teufelei geklont worden, von einer finsteren Magie heraufbeschworen. Sie waren nicht seine Geliebte. Sein Herzenswunsch war ein Phantom.
    Da war die Zeit gekommen, daß die Reflexe den unwilligen Verstand ablösten. Als sich das Schwert senkte, hob er den vorderen Teil des Rammholzstabs. Die Klinge glitt an dem fast gänzlich unzerstörbaren Holz ab und rutschte harmlos zur Seite. Jon-Tom trug nicht einmal einen Kratzer davon. Während er mit seinen Abwehrbewegungen fortfuhr, brachte er das Keulenende des Stabs nach vorn, um seine Angreiferin damit direkt gegen die Schläfe zu schlagen - was sie ins Taumeln brachte. Der Schmerz, der ihn nun durchschoß, hatte nichts mit dem Aufprall zu tun, den seine Armmuskeln auffingen.
    Sie faßte sich wieder, schwang das Schwert tief im Bogen herum, auf seine Beine zielend, und versuchte ihr Bestes, um ihn zum Krüppel zu hauen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den verborgenen Druckknopf an der Seite des Stabes zu pressen, die sechs Zoll lange Klinge hervorschießen zu lassen, die sich im Schaft verbarg. Er schloß die Augen und stach schnell zu. Die Spitze bohrte sich durch die Kehle der Angreiferin.
    Sie stieß ein kräftiges Gurgeln hervor, dann ließ sie ihn fahren, aber es floß kein Blut, nicht ein einziger Tropfen, nicht einmal dann, als er die Klinge wieder zurückzog. Schrumpfung, Verwandlung, Explosion, und sie (oder genauer: es) war verschwunden.
    »Siehste, Kumpel!« rief Mudge ihm zu. »Die sind alle nich wirklich. Die sind 'erauf beschworen worden, um uns zu verwirren und uns durch einander zu bringen, vor allem dich!«
    Natürlich. Als er die Bannsänger besiegt hatte, die man ihm entgegengeschickt hatte, war die böse Kraft im Innern der Festung alarmiert worden. Sie hatte die Gefahr erkannt, die Jon- Tom darstellte, es war dem Gefängniswächter des Wanderers irgendwie gelungen, eine Verteidigungsmaßnahme zu ersinnen, die genau auf seinen gefährlichsten Gegner zugeschnitten war. Und es hatte auch beinahe funktioniert. Nur der unermüdliche Verteidigungskampf seiner Gefährten, mit dem diese ihn beschützt hatten, hatte seinen Tod durch Täuschung verhindert.
    Sie hatten die Bürde lange genug tragen müssen, nun war es an der Zeit, einige Hiebe zu verteilen.
    »Du hast recht, Mudge. Es tut mir leid.« Wütend stapfte er mitten ins Kampfgetümmel hinein, das Keulenende seines Stabs in riesigem Bogen hin und her schwingend. Nun, da er aus seiner Träumerei gerissen worden war, kämpfte er gleich mit doppelt so großer Entschlossenheit wie seine Freunde, in maßlosem Zorn auf alles, was es fertigbrachte, eine solch heimtückische Verletzung der Intimsphäre gegen einen Feind ins Feld zu führen.
    Die Reihe der identischen Angreiferinnen wurde immer dünner, als eine nach der anderen explodierte und in der klaren Bergluft verschwand.
    Mit unerwarteter Schnelligkeit duckte sich Colin zusammen und ließ seinen Stiefel gegen ein ungeschütztes Knie prallen. Die Talea zu seiner Linken ließ die Waffe fallen, stieß ein lautes Stöhnen aus und stürzte zu Boden. Sie ging in die Knie, ihr Bein festhaltend, ihren Körper vor und zurück wiegend. Der Koalabär hatte bereits den langen Säbel gehoben, um ihr den Todeshieb zu verpassen. In diesem Augenblick mußte Jon-Tom mit voller Wucht erkennen, daß dies das erste Mal war, daß eine der Gegnerinnen einen anhaltenden Schmerzensschrei ausgestoßen hatte. Doch nachdem er schon einmal von einem geistigen und gefühlsmäßigen Extrem ins andere gefallen war, wollte er sich nicht schon wieder blamieren. Deshalb zögerte er.
    »Hundesohn«, murmelte die

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