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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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einer biegsamen Flügelspitze wischte sich Sorbl über den Mund. »Verrückt.«
    »Diese Vielfalt seltsamer Vorstellungen, unter denen deine Welt leidet, erstaunt mich immer wieder aufs neue«, warf Clodsahamp ein. »Ich bin nur froh, daß ich allein durch dich damit konfrontiert werde. Ich glaube kaum, daß ich persönlich damit zurechtkäme.«
    Sorbl unterbrach das Gespräch lange genug, um auf etwas zu deuten. »Seht mal! Die Stadt ist nicht verlassen.«
    Sie fuhren nun zwischen den ersten Gebäuden hindurch, obwohl diese Lehm- und Flechtwerkgebilde kaum diese Bezeichnung verdient hatten. Ziellos taumelten die Bürger von Ospenspri durch die schmutzigen Gassen. Es war offensichtlich, daß die Katastrophe, die ihre Gemeinde heimgesucht hatte, sie auch persönlich betraf.
    Wie in allen großen Städten, setzte sich die Bevölkerung aus vielen verschiedenen Arten zusammen, und alle hatten in gleichem Ausmaß leiden müssen. Katzen und Wolfswesen, Vier- und Zweibeiner, alle trugen den gleichen benommenen Ausdruck zur Schau. Abgesehen von einer gemeinsamen Aura der Hilflosigkeit teilten sie miteinander eine bestimmte körperliche Verformung, die auf etwas anderes zurück zuführen sein mußte als auf defekte Gene. Wenn es ihnen auch am Anfang schwerfiel, dies zu glauben, wurden die Besucher während ihrer Fahrt durch die Stadt zum Hauptplatz doch durch das überwältigende Beweismaterial davon überzeugt: Jeder Bewohner Ospenspris, jeder Bürger der Stadt, unabhängig von Alter oder Art oder Geschlecht, vom jüngsten Welpen bis zum ältesten Patriarchen, war bucklig geworden.
    Clodsahamp hatte seine Brille zurechtgerückt, seine Miene wirkte ernst. »Was immer hier auch geschehen sein mag, es hat die Leute jedenfalls ebenso verkrüppelt wie das Land. Bieg an dieser Ecke dort rechts ab, mein Junge.«
    Jon-Tom gehorchte, und der Jeep verlangsamte sein Tempo, als er auf einen offenen runden Hof kam. In dessen Mitte befand sich ein dreißig Fuß hoher Haufen aus Schlamm und Geröll. An seinen Seiten tropfte trübe das Wasser herab. Umgeben war er von einem Zaun aus verfaultem Holz und ein paar Klumpen Granit.
    »Hier anhalten.« Jon-Tom stoppte den Jeep und sah zu, wie Clodsahamp ausstieg, um das erbärmliche Ding zu begutachten.
    »Was ist denn das?«
    »Der Peridot-Brunnen. Drei Jahre haben die Entwürfe gebraucht, zwanzig Jahre dauerte der Bau. Errichtet wurde er von der Meisterhandwerkergilde von Ospenspri. Mein ganzes Leben lang habe ich darüber gelesen. An dieser Stelle sollte er sein, aber das ist er eindeutig nicht. Er besteht aus Marmor und Kupferröhren, aus getriebenem Alabaster und aus Peridoten von der Größe meines Panzers. Was immer diesen Ort heimgesucht hat, es ruiniert nicht nur die Rücken, sondern auch die Schönheit.«
    Viele der niedergeschlagenen Bürger hatten die Fremden auf den Platz einfahren sehen, doch nur einer besaß noch genug Neugier und Unternehmungsgeist, um ihnen nachzugehen. Der Fuchs war wacklig und gekrümmt wie der Rest der Stadt. Schwer mußte er sich auf den Stock stützen, den er mit sich trug. Sein Gesichtsfell war weiß vom Alter, und auf der rechten Seite seiner Schnauze fehlten alle Barthaare. Ein paar der anderen versuchten ihn davon abzuhalten, doch er schüttelte sie ab und trat vor. Der Gedanke an den Tod ängstigte ihn nicht mehr. Es gibt ältere Leute, die von dieser Furcht niemals berührt werden, und der Fuchs gehörte zu ihnen.
    »Fremde, woher kommt ihr? Ich sehe sowohl an eurer Körperhaltung wie auch an euren Gesichtern, daß ihr weder aus dieser Stadt noch aus der unmittelbaren Umgebung kommt.«
    »Wir kommen von oben im Süden«, sagte Jon-Tom ihm.
    »Direkt südlich von Lynchbany.«
    »Ein weiter Weg.« Der Fuchs nickte vor sich hin. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem Jeep, schritt langsam um ihn herum und befühlte das Metall mit unsicherer Hand. »Eine höchst bemerkenswerte Transportmethode. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich würde gern dem Schmied mein Kompliment aussprechen, der dies hier geschaffen hat.«
    »Wir behelfen uns mit dem, was wir haben.« Clodsahamp watschelte um das Fahrzeug, um sich vor ihm aufzubauen.
    »Mehr Sorge macht mir aber, was hier geschehen ist. Ich habe Eure Stadt zwar nie besucht, habe aber das Gefühl, sie sehr gut zu kennen, weil ich viel darüber gelesen habe, und auch Reisende haben mir sehr viel erzählt. Die letzte Beschreibung erhielt ich vor gar nicht allzulanger Zeit. In einer solch kurzen Spanne kann sich

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