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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Stallreihe befand sich ein Büro, wo angeheuerte Hilfskräfte die Geschäfte führten. Ein solches Arrangement war typisch für die Warmländer, denn ein Transporttier konnte zwar den ganzen Tag über schwer arbeiten, doch war es ihm mit seinen Hufen so gut wie unmöglich, mit Akten zu hantieren. Deshalb wurde die schriftliche Arbeit von Kapuzineraffen und ähnlich geschickten Individuen erledigt.
    Sorenset führte sie an den prunkvolleren Unterkünften vorbei nach hinten, wo an einem kleinen Strom eine Reihe weniger schmucker, aber immer noch makellos sauberer Ställe standen. Diese Stallungen wurden zum überwiegenden Teil von Selbständigen bewohnt: von jenen Zug- und Lasttieren, die es vorzogen, allein und nicht in Mannschaften oder Gruppen zu arbeiten. Hier wurde deutlich mehr Heu angeliefert als Hafer oder Alfalfa.
    Als sie um eine Ecke kamen und einen Weg entlanggingen, der von uralten Wollholzbäumen überschattet war, standen sie plötzlich vor einer Stallfront mit verschlossener Tür. Zur Linken der Doppeltür befand sich ein überdimensionaler Postkasten, ein großes rundes Ablagebehältnis, dessen Inhalt ebensoleicht mit Händen wie mit Lippen entfernt werden konnte. Darüber hing ein Messingschild, in das mit unerwartet eleganter Schrift nur ein einziger Name eingraviert war: DOR-MAS.
    Sorenset lächelte ihnen zu, bevor er den Knopf der Türklingel betätigte. Drinnen schepperte es, dann erscholl eine tiefe, doch unverkennbar weibliche Stimme. Sie klang leicht gereizt.
    »Hau ab! Bin jetzt nicht in Stimmung.« Mudge nickte anerkennend. »Ah, 'ne Dame ganz nach meinem Geschmack.«
    Sorenset wirkte verlegen, als er sich räusperte. »Ich bin es, Sorenset vom Stadtrat, im Augenblick fungiere ich als Führer.«
    »Das ist mir egal, von mir aus kann es auch der Große Randury des Theaterensembles Moshen sein, der die Rolle der spasmischen Ente spielt! Bin nicht zu Gesellschaft aufgelegt.« Eine Pause, und dann: »Oh... wart mal. Dich kenn ich doch. Du bist doch derjenige, der mir von diesen Südländern erzählt hat, die nach Norden wollen und jemanden brauchen, der sie hinauf aufs Plateau bringt.«
    Sorenset versuchte mühsam die Würde zu bewahren, als er antwortete: »Der bin ich. Vom Stadtrat. Könnten wir bitte eintreten?«
    »Wie Ihr wollt. Die Tür ist offen.« Sorenset riß an dem Riegel und schob den schweren Holzbolzen beiseite, um die Tür aufzuhalten, während seine Schützlinge hindurchschritten.
    Vor ihnen stand, eine beigefarbene Decke tragend, ihre Freiwillige. Jon-Tom furchte die Stirn, als er das Tier musterte.
    »Du bist ja gar kein Pferd.«
    Dormas blickte den Fuchs sofort mit einem gelb unterlaufenen Auge an. »Wer ist denn dieser Born der Weisheit?«
    »O ja, tatsächlich, genau mein Typ von Dame«, sagte Mudge mit entzücktem Glucksen, während er die Beine kreuzte und sich gegen die Wand lehnte. Sorbl schloß hinter ihm die Tür.
    »Du bist ein Maultier«, fügte Jon-Tom hinzu.
    Sie ließ den Blick von ihrem Führer Sorenset zurück zu ihm schweifen. »Du hast wirklich nicht besonders viel Ahnung, Mensch.« Dann fuhr sie fort, so als wollte sie einem Dummkopf etwas erklären. »Zu deiner Information - ich bin kein Maultier. Ich bin eine Hengstlin.«
    »Wie bitte?«
    »Hm.« Sie musterte Sorenset wieder. »Er hat mir zugesagt, in Gesellschaft von Hexern und Kriegern zu reisen, nicht zusammen mit zurückgebliebenen Kindern.«
    »Hör mal«, fing Jon-Tom an, »ich glaube nicht...«
    »Ein Maultier«, erklärte sie und unterbrach ihn dabei, »ist der Nachkomme eines Esels und eines Pferds, oder genauer, eines Esels und einer Stute. Eine Hengstlin dagegen ist die Nachkommin eines Hengstes und einer Eselin. Beides ist allerdings dem Ergebnis der Paarung von zwei nackten Affen vorzuziehen. Das Wunder daran«, fügte sie hinzu und musterte ihn von oben bis unten, »ist die Tatsache, daß aus so wenig Anstrengung soviel hervorspringen kann.«
    Hastig machte er einige versöhnende Gesten. »He, tut mir leid, das wußte ich nicht. Die Biologie der Vierbeiner ist nicht gerade meine Spezialität.«
    »Diplomatie offensichtlich auch nicht.«
    »Ich habe doch schon gesagt, daß es mir leid tut! Ich heiße Jon-Tom. Das hier ist der Große Hexer Clodsahamp, sein Famulus Sorbl und mein Freund und Reisebegleiter Mudge. Wir sind hocherfreut, daß du dich bereiterklärt hast, uns zu helfen.«
    »Euch zu helfen, daß ich nicht lache!« Sie schnaubte einmal und blickte zu Clodsahamp hinüber. »Es ist

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