Die Pfade des Wanderers
stecken.«
Sorbl nickte traurig. »Diese Eide lassen sich auch oft schwer schlucken. Nur wenige von uns haben genügend Weitsicht, um die Konsequenzen aller unserer Taten vorauszusehen. Wenn ich da an den Vertrag denke, mit dem ich zum Famulus des Hexers wurde ...«
»Was war das? Hast du etwas gesagt, Sorbl?« Clodsa-hamp blickte finster zu seinem Lehrling hinauf.
»Ich habe gesagt, daß Jon-Toms Gesang uns allen ein Beispiel ist, Meister.« Der Eulerich rülpste höflich und lächelte.
V
Die Betten des Gasthofs waren ebenso wohlvorbereitet wie das Essen, und alle genossen den tiefsten Schlaf seit Wochen. Wie üblich war Clodsahamp bereits auf und schrieb an seinen Notizen, bevor Jon-Tom aufstand. Sorenset gesellte sich zum Frühstück zu ihnen. Der Fuchs wirkte müde.
»In der Stadt gibt es noch viel zu tun. Manche Leute leiden noch immer unter den Nachwirkungen der Störung, wie Ihr sie nennt. Ganz zu schweigen von den Nachwirkungen dieses bemerkenswerten Regens. Aber ich habe auch gute Nachricht für Euch. Wenn Ihr Eure Mahlzeit beendet habt, soll ich Euch zu den Transportbaracken begleiten.«
»Dann habt Ihr also einen Freiwilligen für uns gefunden?« Sorenset nickte, und Clodsahamp blickte zufrieden drein. »Gut. Das wird unser Vorankommen erheblich beschleunigen.«
»Ein Freiwilliger ist es nicht ganz.« Der Fuchs blickte bedauernd drein.
»Was soll das heißen: nicht ganz? Habt Ihr nun jemanden gefunden, der uns unsere Vorräte trägt, oder nicht?«
»Höchstwahrscheinlich. Das Problem ist nur, daß ich mir nicht sicher bin, ob Euch diese Transporterin sonderlich behagen wird. Sie hat etwas von einer Bilderstürmerin an sich, besitzt einen sehr starken Willen und bringt es fertig, einen Vertrag sofort aufzukündigen, sobald es auch nur den leisesten Ärger gibt.«
»Sie?« Clodsahamp grunzte. »Macht nichts. Hauptsache, sie hat einen kräftigen Rücken und ebensolche Beine. Und was die fiktive Möglichkeit eines Persönlichkeitskonflikts angeht, so macht mir das keine Sorgen. Ich bin die liebenswürdigste Person der Welt, und ich kann mit jedem zurechtkommen, mit dem ich zusammenarbeiten muß.«
Am anderen Ende des Tisches erklang ein merkwürdiges Geräusch. Clodsahamps Augen verengten sich, als er seinen Lehrling ansah. »Schmeckt dir irgend etwas am Frühstück nicht, Sorbl?«
»Gnuff... nein, Meister«, gelang es dem Eulerich hervorzuhusten. Er hielt sich eine dicke Serviette vors Gesicht, doch es ließ sich nicht sagen, ob er es nur tat, um seinen Mund oder seine Miene zu verbergen.
»Prima. Wir müssen sofort dieses kräftige Transportwesen aufsuchen und mit ihm einen Vertrag abschließen. Wir haben keine Zeit zu vergeuden.«
»Aber Chef!« protestierte Mudge. »Ich 'ab mein Frühstück noch gar nich zu Ende gegessen.«
Jon-Tom erhob sich und zerrte den Stuhl des Otters vom Tisch fort. »Komm schon, Mudge! Du hast gehört, was Clodsahamp gesagt hat. So wie du dich heute morgen vollstopfst, könnte man meinen, daß du gestern abend nichts zu essen bekommen hast.«
Der Otter wischte sich die Barthaare. »War ja kaum genug, um mir den 'ohlen Zahn zu füllen. Ein einziger kleiner Fisch, und nich mal den konnte ich richtig aufessen.«
»Dieser kleine Fisch war fast so groß wie du. Komm schon!«
»Na schön, wie du meinst.« Knurrend sprang der Otter vom Stuhl. »Aber wart nur, eines Tages erwisch ich dich auch noch, wenn du gerade 'ungrig bist.« Er schnallte sich seinen Köcher und den Bogen über den Rücken, während Jon-Tom seine Duar und seinen Rammholzstab aufnahm. Gemeinsam folgten sie Clodsahamp und Sorenset hinaus auf die Straße, wobei Sorbl über ihren Köpfen dahinglitt.
Der Fuchs führte sie vorbei an dem zentralen Platz, der nun wieder in seinen ursprünglichen wunderschönen Zustand zurückversetzt worden war, durch volle Geschäftsstraßen zum Industriegebiet von Ospenspri. Erst da hörte Mudge auf, sich zu beschweren.
Die Stallungen, aus denen die Transportbaracken bestanden, waren geräumig und gepflegt. Zwischen ihnen gab es reichlich Wege, die den Reinigungsmannschaften und Futterwagen hinreichend Platz boten. Die Gebäude gehörten, so erzählte Sorenset ihnen, einer alten und hochgeachteten Familie schwerer Pferde, von denen eines einen Sitz (oder genauer: einen Standplatz) im Stadtrat hatte. Verheiratete Zuggespanne und Familien hatten Ställe dreifacher Größe zur Verfügung, die in Unterkünfte für Hengste und Mähren unterteilt waren.
Am Anfang jeder
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